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ZDK: Chance zum E-Auto-Hochlauf wurde verpasst

Nur 380.609 und damit gegenüber dem Vorjahr deutlich weniger rein batterieelektrische Fahrzeuge wurden 2024 in Deutschland zugelassen. Kurz vor den Bundestagswahlen mahnt der Kfz-Gewerbeverband politische Entscheidungsträger erneut, sich klar zu positionieren und gegebenenfalls die (E-) Automobilwirtschaft mit stärkeren Kaufanreizen wieder in Gang zu bringen.

Die Statistik des KBA zeigt: den Rückgang an Pkw-Neuzulassungen betraf besonders die Sparte E-Autos. | Bild: ProMotor/ZDK.
Die Statistik des KBA zeigt: den Rückgang an Pkw-Neuzulassungen betraf besonders die Sparte E-Autos. | Bild: ProMotor/ZDK.
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Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wurden 2024 um ein gutes Stück weniger batterieelektrische Fahrzeuge zugelassen als noch im Jahr zuvor. Den Zahlen von 2023 mit insgesamt 524.219 Neuzulassungen stehen 380.609 im Jahr 2024 gegenüber. Als „massiven Absatzeinbruch“ wertet nicht nur der Bonner Zentralverband deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) diesen Rückgang an E-Auto-Zulassungen um rund 25 Prozent, auch wenn im Gegenzug die Beliebtheit von Hybrid-Fahrzeugen leicht zugenommen hat. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Datenanbieter Statista, der zudem einen Vergleich mit anderen Ländern am europäischen Kontinent erlaubt. Die vorgezogenen Bundestags-Wahlen am 23. Februar 2025 vor Augen, drängt der Kfz-Gewerbeverband die Politik zum klaren Bekenntnis: unterstützende Programme zum Kaufanreiz, so meint der Verband, könnten mit der Antriebstechnologie auch der Wirtschaft in Deutschland neuen Schwung verleihen.

Deutschland fällt besonders stark ab

Im europäischen Vergleich wird deutlich, dass der Rückgang an E-Auto-Käufen nirgends in Europa so drastisch ausfiel wie in Deutschland. Manche Länder, vor allem England, wo die Anzahl an Neuzulassungen von 286.846 auf 338.314 stieg oder Belgien, das sich von 86.823 auf 120.264 verbesserte, scheinen im Gegenteil der neuen Antriebstechnologie sogar noch vermehrt zuzusprechen – was Experten zufolge in England auch auf starke Subventionierungen und Förderungen beispielsweise bei der Kfz-Steuer sowie eine enge Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft im Rahmen der streng ausgelegten „Electric Vehicle Infrastructure Strategy“ von 2022 zurückzuführen ist. Die Akzeptanz von Benzinern und Diesel-Fahrzeugen hingegen blieb zumindest in Deutschland etwa gleich.

Für die Kaufzurückhaltung bei batteriebetriebenen Fahrzeugen nun macht der Verband, der die Interessen von rund 39.000 Kfz- und Karosseriebetrieben sowie Autohäusern in Deutschland gegenüber der Politik vertritt, in erster Linie den mangelnden Willen zur wirksamen Förderung der E-Mobilität seitens der Bundesregierung verantwortlich.

Förderung schleifen gelassen

Man habe „Maßnahmen wie Kaufanreize und Ladeinfrastruktur-Ausbau“ einfach an die Europäische Kommission delegiert und sich dadurch der Zuständigkeit entledigt, verlautet der Kfz-Gewerbeverband in seiner Pressemeldung. Thomas Peckruhn, ZDK-Vizepräsident und Sprecher des Fabrikatshandels in Deutschland sagt:

„Wir blicken zurück auf ein Jahr der verpassten Chancen für die E-Mobilität. In allen anderen europäischen Staaten einschließlich des Vereinigten Königreichs steigen die Neuzulassungen von E-Fahrzeugen. Nur in Deutschland hat die Politik den Handlungsbedarf bei den Rahmenbedingungen für den Hochlauf der E-Mobilität noch immer nicht erkannt.“

Betrachtet man den gesamten Verlauf, scheint sich der Trend gegen Ende des Jahres verstärkt zu haben. So wurden nun zuletzt im Dezember 2024 insgesamt 33.561 batterieelektrische Einheiten neu zugelassen – um 38,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Über das ganze Jahr 2024 betrachtet pendelt sich das Minus bei 27,4 Prozent ein. Aber der Kaufrückgang betrifft nicht nur Elektrofahrzeuge. Über alle Antriebe hinweg wurden allein im Monat Dezember 2024 insgesamt 224.721 Pkw verkauft – ein Minus von 7,1 Prozent. Über das gesamte Jahr hinweg liegt der Rückgang bei 2,817 Millionen Neuzulassungen allerdings nur bei einem Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Trotz Hindernissen: E-Moblität forcieren

Eine Prognose für die Verkäufe im laufenden Jahr scheint kaum möglich, wie aus der Meldung hervorgeht. Das liege an den „nach wie vor zu hohen“ und schwer abschätzbaren Kosten nicht nur bei der Anschaffung der E-Fahrzeuge sondern auch beim Bezug des Ladestroms. Auch die angeschlagene Wirtschaft gebe keinen Anlass zur Zuversicht und zu all dem hemmten „ungelöste strukturelle Herausforderungen“ einen Hochlauf der E-Mobilität. Daher sei mit einem Rückgang an Pkw-Neuzulassungen auf rund 2,7 Millionen zu rechnen.

Erschwerend kommt hinzu, dass seit 1. Januar 2025 verschärfte CO2-Flottengrenzwerte gelten. Das zwingt die Fahrzeughersteller zum Verkauf von mehr E-Autos, wenn sie hohen Strafzahlungen entkommen wollen. Daher, so schließt Peckruhn, müssten „die Anstrengungen zum Hochlauf der E-Mobilität jetzt verdoppelt“ werden. Er fordert also, neben günstigeren Ladestrompreisen für die batterieelektrischen Modelle, auch einen zügigen Ausbau der erforderlichen Ladeinfrastruktur. Für die entsprechenden Anreize zum Kauf erfordere es vor allem ein klares politisches Bekenntnis. Von E-Mobilitäts-fördernden Entschlüssen hingen Wohl und Wehe des deutschen Wirtschaftsstandorts ab, meint Peckruhn:

„Die Politik muss endlich Farbe bekennen, ob sie noch ernsthaft den Hochlauf der E-Mobilität will. Dies gelingt nur durch zusätzliche Anreize, wie eine Kaufprämie. Ohne diese Maßnahmen würde der Automobilstandort Deutschland im Krisenmodus verharren.“

Eine „zielgerichtete Förderung“ der schwachen Nachfrage nach E-Fahrzeugen würde den gewünschten Hochlauf der E-Moblität dagegen voranbringen und stelle „einen der zentralen Punkte der insgesamt zehn Wahlforderungen des ZDK für die vorgezogene Neuwahl des Deutschen Bundestags am 23. Februar 2025“ dar, meint der Kfz-Meister. Bereits im September 2024 hatte der ZDK ein Fünf-Punkte-Programm zur Steigerung der Akzeptanz von E-Fahrzeugen vorgelegt. Im Dezember 2024 folgte das zehn-Punkte-Programm zur vorgezogenen Wahl, das über vergünstigte Anschaffungspreise und Ladestrom hinaus aber beispielsweise auch für Technologieoffenheit durch Berücksichtigung von "CO2-neutralen" Kraftstoffen, Bürokratieabbau und eine Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur plädiert.

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