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Corona-Krise könnte Trend zur Deglobalisierung verstärken

Die Automobilindustrie leidet unter dem wirtschaftlichen Shutdown in der Folge der zum Schutz der Menschen vorgenommenen Kontaktsperren. Bei der Abhängigkeit von globalen Wertschöpfungsketten führt eine Bruchstelle sofort zu Störungen in der Versorgung. Nach Prof. Monika Wohlmann könnte die Krise die Deglobalisierung fördern.

Komponenten für Fahrzeuge werden oft in verschiedenen Ländern produziert. Foto: Mimzy | Pixabay.
Komponenten für Fahrzeuge werden oft in verschiedenen Ländern produziert. Foto: Mimzy | Pixabay.
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Claudia Leistritz

In einem Interview mit Springerprofessional sieht die Professorin für Volkswirtschaftslehre an der FOM Hochschule in Düsseldorf einen Hauptgrund der wirtschaftlichen Krise in der auf mehrere Länder verteilten Produktion von Industriegütern. Jeder Erdteil habe sich dabei im Arbeitsprozess auf bestimmte Gebiete spezialisiert. So werde zum Beispiel in der Regel Forschung und Entwicklung in den USA oder Deutschland vorangebracht, Rohstoffe kämen aus Afrika, ein Großteil der Verarbeitung finde in Asien statt. Ein hoher Anteil der Gesamtwertschöpfung Deutschlands komme aus dem Ausland, nämlich 25 Prozent (Stand 2015), und übertreffe im Vergleich noch denjenigen von Frankreich oder England.

Die Automobilindustrie weist mit einer hohen Anzahl an Zulieferern, die wiederum selbst von Zulieferern abhängen, besonders komplexe wirtschaftliche Abhängigkeiten auf. Diese Vernetzung von Beziehungen sei kaum noch durchschaubar, so Wohlmann. Besonders anfällig für Störungen sei hier gerade die Automobilindustrie, da zum Beispiel in fast jedem Fahrzeug chinesische Produkte verbaut werden. So habe eine Unterbrechung der Lieferkette aus China sehr schnell negative Folgen für die gesamte Produktion und die Folgeprozesse.

Eine Vorbereitung auf gegenwärtige Szenarios sei kaum möglich, nicht einmal mitten in der Krise könne man sagen, wie lange diese dauern werde. Eine Orientierung an vergangenen, ähnlichen Verhältnissen sei wegen der unterschiedlichen Bedingungen und Auswirkungen nicht immer hilfreich. Zur Förderung der Wirtschaft könne man zudem nicht immer auf alternative Lieferanten zugreifen, vor allem bei hochspezialisierten Produkten. Negativ auf die Wirtschaft wirke sich auch eine geringere Nachfrage wegen der eingeschränkten Lebensbedingungen aus, dies könne andererseits aber auch Lieferengpässe verhindern.

Wohlmann zufolge versucht man schon seit einigen Jahren, mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 2008, die ausländischen Vernetzungen wo möglich einzuschränken. Die Coronakrise werde diesen Trend wohl verstärken da sie zeige, wie wichtig eine unabhängige Sicherung lebenswichtiger Güter und Dienstleistungen für die nationale Sicherheit ist.

Deswegen sieht sie eine Prüfung der globalen Wertschöpfungsketten nach der Krise voraus. Man werde wohl im Rückgriff auf mehrere Lieferanten das Risiko breiter zu streuen und das Risikomanagement entsprechend anzupassen versuchen.

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