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Gegen Fachkräftemangel im Batteriesektor: TÜV Süd kooperiert mit EIT InnoEnergy

Um im Zukunftssektor Batterien dem Fachkräftemangel in Deutschland zu begegnen, will der TÜV Süd mit dem Investitionsunternehmen zusammenarbeiten, das sich der Umsetzung des European Green Deal verschrieben hat. Ziel ist die Ausbildung hunderttausender Fachkräfte bis 2025.

Die TÜV Süd Akademie und EIT InnoEnergy wollen dem drohenden Fachkräftemangel im Batteriesektor mit speziellen Kursen gegensteuern. | Bild: ProMotor/T. Volz.
Die TÜV Süd Akademie und EIT InnoEnergy wollen dem drohenden Fachkräftemangel im Batteriesektor mit speziellen Kursen gegensteuern. | Bild: ProMotor/T. Volz.
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Claudia Leistritz

EIT InnoEnergy (EIT für European Institute of Innovation and Technology), 2010 gegründetes Investitionsunternehmen, bezeichnet sich selbst als mittlerweile „führender Innovationstreiber für die Energiewende“ und einflußreicher Investor für neue Technologien, um den European Green Deal umzusetzen und die europäischen Dekarbonisierungsziele zu erreichen.

Großprojekt mit mehreren Partnern

In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen, das seinen Hauptsitz im niederländischen Eindhoven hat, will die TÜV Süd Akademie das Thema Fachkräftemangel angehen und mehrere Trainingsinhalte der auf die Förderung nachhaltiger technologischer Lösungen ausgerichteten EBA-Akademie (European Battery Alliance; Europäische Batterieallianz) in ihr Programm aufnehmen. Das geht aus einem Pressebericht des Münchner Verkehrssicherheitsexperten, einem der führenden Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung in Deutschland, hervor.

Die Lernplattform der EBA wurde 2021 vom EIT InnoEnergy initiiert. Laut Bericht bietet die Allianz Lerninhalte entlang der gesamten Themenbandbreite der Batterieindustrie an. Und gemeinsam mit weiteren nationalen Bildungspartnern will die TÜV Süd Akademie nun bis 2025 „hunderttausende“ Fachkräfte qualifizieren.

Europäische Fertigung ab 2024 an zweiter Stelle weltweit

In ganz Europa, so begründet der TÜV Süd die Initiative, baut man aktuell an 37 Gigafabriken. In den nächsten Jahren sollen alleine in Deutschland zehn davon ihre Produktion beginnen, darunter die Batteriefabrik von Tesla in Grünheide, von VW in Salzgitter, die schwedische Northvolt 3 in Heide oder die Produktionsstätte des chinesischen Batterieherstellers CATL nahe Erfurt. Laut einer Prognose der Londoner Informationsagentur für elektromobile Anwendungen Benchmark Minerals werde im Jahr 2024 der europäische Anteil der Batteriezellfertigung bei rund 15 Prozent und somit weltweit noch vor den USA an zweiter Stelle hinter China liegen.

Bis zu vier Millionen Arbeitsplätze

Auf dieser Grundlage errechne sich eine realistische jährliche Wertschöpfung in Höhe von 250 Milliarden Euro in Europa ab 2025. In der Folge, heißt es, könnten bis zu vier Millionen Arbeitsplätze im Batteriesektor entstehen.

Von dieser Entwicklung werde der deutsche Arbeitsmarkt „überproportional“ profitieren, sagt der Sprecher der Geschäftsführung der TÜV Süd Akademie Jörg Schemat voraus.

Vom herkömmlichen zum elektromobilen Antrieb umschulen

Allerdings halte die Ausbildung entsprechender Fachkräfte nicht mit der rasanten technologischen Entwicklung mit. „Wir sehen schon jetzt, dass die Firmen händeringend nach Experten suchen“. Äußerst dringlich sei daher eine breit angelegte Weiterbildungsoffensive, „gerade auch für diejenigen, deren Jobs direkt oder indirekt vom absehbaren Verbrenner-Aus bedroht sind“.

Für den Umstieg auf die neue Technologie habe sich EIT InnoEnergy in den vergangenen Jahren in Bezug auf Batterien ein ansehnliches Know-how geschaffen und entsprechende Bildungsinhalte erstellt. Über den passenden Rahmen für eine professionelle Weitergabe der Inhalte verfüge der TÜV Süd. „Wir haben exzellente Hebel und etablierte Formate, diese in die Breite zu tragen.“

Fertigung in Gefahr wegen fehlender Fachkräfte

Durchschnittlich brauche man 3.300 Mitarbeiter „von der Planung bis zur Volumenfertigung“, damit eine Fabrik eine Produktionsmenge von 30 GWh erreichen kann. Nur ein kleiner Teilbereich der gesamten Wertschöpfungskette mache die Zellfertigung aus, gerade darin aber liege auch eine der zentralen Herausfoderungen, so die Meldung.

Denn das Fehlen gut ausgebildeter Fachkräfte stelle momentan das größte Hindernis im „anvisierten 250 Milliardenmarkt“ dar, neben weiteren wie der Beschaffung von Rohstoffen. Das Problem erledige sich nicht von selbst und man müsse schon etwas tun um das zu ändern. So sagt Christian Müller, Mitglied des Vorstands von EIT InnoEnergy:

„Dass sich die überaus positive Entwicklung in der deutschen und europäischen Batterieindustrie in gleicher Weise fortsetzt, ist kein Selbstläufer. Neben kritischen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt oder Nickel ist die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte derzeit der größte Flaschenhals auf dem Weg zu dem anvisierten 250 Milliardenmarkt.“

Für das Ziel jedoch habe man mit dem TÜV Süd und dessen Akademie einen der renommiertesten Bildungsanbieter in Deutschland als Partner für die EBA-Akademie gewinnen können. Damit biete sich die Möglichkeit, die „Qualifizierungsoffensive“ deutlich zu forcieren, da sonst ein gravierender Fachkräftemangel zu erwarten sei.

Deutschland braucht rund 65.000

Denn sollte nichts gegen die sich abzeichnende Entwicklung unternommen werden, so schätzt die Europäische Batterieallianz, werden bis 2025 allein im europäischen Batteriesektor bis zu 800.000 Fachkräfte fehlen, wie es weiter heißt. Laut Voraussage der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität ergebe die Erwartung auf Deutschland bezogen eine Lücke von rund 65.000 Fachkräften bis 2030.

Um den Negativtrend aufzuhalten habe EIT InnoEnergie Anfang 2021 im Rahmen der Europäischen Batterieallianz unter dem Mandat von Maroŝ Šefčovič, dem Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, die „paneuropäische Aus- und Weiterbildungsplattform EBA Academy“ gegründet.

Die Lernplattform bietet digitale, „blended learning“ und Präsenz-Formate für eine wachsende Anzahl an Batteriethemen „für alle Wissensstufen“. Um die Kurse zu vermarkten und durchzuführen unterhält EIT InnoEnergy Partnerschaften mit bekannten Ausbildungsspezialisten wie der TÜV Süd Akademie.

Deep Tech-Feld

Das Angebot ist verbunden mit der vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) initiierten Deep-Tech-Talent-Initiative. Mit diesem Programm, heißt es, sollen in den nächsten drei Jahren eine Million Menschen in „europäischen Deep-Tech-Feldern“ qualifiziert werden.

Die ersten unter der TÜV Süd Akademie angebotenen, kostenpflichtigen Kurse zum Thema Batterien beginnen im Januar 2023 und können online gebucht werden:

Grundmodul und Expert-Modul „Batteriemanager“

Im „Batteriemanager Grundmodul“ werden im E-Learning-Format mit einer Gesamtlaufzeit von 12 Stunden und individueller Bearbeitungs- und Lernzeit die grundlegenden Sachverhalte zur Batterietechnologie und ihrer Schlüsselrolle bei der Energiewende behandelt. Darunter beispielsweise auch die chemischen Zusammenhänge und ein Überblick über die verfügbaren Batterietechnologien und zukünftigen Entwicklungen.

Die Lerneinheit richtet sich als Einstieg in die Welt der Energiewende-Batterietechnologien an alle, die an diesem Thema interessiert sind und eignet sich als Grundlage für den Folgekurs. Ausgestellt wird eine Teilnahmebescheinigung der TÜV Süd Akademie.

Im „Batteriemanager Expert“ werden ebenfalls anhand von E-Learning-Modulen über eine Gesamtlaufzeit von 90 Stunden sowie 16 Stunden Praxis (in einem der Praxis-Standorte der TÜV Süd Akademie) kritische Fragen zur strukturellen Transformation des Energiesystems behandelt. Die Bearbeitungs- und Lernzeit ist jeweils individuell.

Es geht unter anderem um die Rolle der Batterien und ihrer Bestandteile entlang der Wertschöpfungskette bis zur Integration in Stromanwendungen sowie die Auswirkungen auf den Strommarkt und neue Geschäftsmodelle. „Die neuen Expertinnen und Experten bauen das Wissen, das fachliche Verständnis, die technischen und wirtschaftlichen Einsichten und das menschliche Netzwerk auf, um eine führende Rolle bei der Förderung der globalen Energiewende zu spielen“, erläutert der Anbieter.

Der Kurs richtet sich beispielsweise an Industriemanager, Energieingenieure, Technische Führungskräfte oder interessierte Investoren und Unternehmer. Eine spezielle Vorqualifikation für den Kurs, außer allgemein-technischem Verständnis zum Thema Batterien, ist nicht erforderlich. Die Teilnehmer erhalten ein Zertifikat der TÜV Süd Akademie.

Eine ganze Reihe weiterer Kurse zum Thema Batterien hat die Akademie außerdem im Programm, beispielsweise zum Thema Versand von Lithium-Batterien im Luftverkehr oder zu Sicherheitsanforderungen und Testkriterien für Lithium-Ionen-Batterien vor der Batterieprüfung.

EIT InnoEnergy wurde 2010 gegründet und wird vom EIT-Institut (European Institute for Innovation and Technology) unterstützt. Das niederländische Unternehmen fördert Neuentwicklungen unter anderem aus den Bereichen Energiespeicher, Transport, Mobilität, erneuerbae Enrgien und nachhaltige Gebäude und Städte und verfügt eigenen Angaben zufolge mittlerweile über ein Netzwerk aus 500 Partnern und 29 Anteilseignern. Der Hauptsitz befindet sich in Eindhoven, weitere Niederlassungen liegen in Europa und in Boston/USA.

Das EIT (European Institute of Innovation and Technology), laut eigenen Angaben eine unabhängige Körperschaft der Europäischen Union zur Förderung von Innovationen in Europa, wurde 2008 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Budapest. Das Institut ist dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“ angegliedert.

Die EBA250 (European Battery Alliance) wurde 2017 von der Europäischen Kommission eingeführt, um, wie die eigene Website ausführt, „sicherzustellen, dass alle Europäer von einem sichereren Verkehr, saubereren Fahrzeugen und nachhaltigeren technologischen Lösungen profitieren.“ Diese Ziele, so die Vereinigung, ließen sich erreichen, indem man in Europa eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Wertschöpfungskette in der Batteriezellfertigung schaffe. Das Projekt sitzt ebenfalls in den Niederlanden (Eindhoven) und wird geleitet von dem Investmentunternehmen EIT InnoEnergy mit dem Ziel, sich am rapide wachsenden weltweiten Batteriemarkt entsprechend stark positionieren zu können, heißt es.

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