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Wasserstoff: Bosch startet Serienfertigung für Brennstoffzellen-Lkw

Das Stuttgarter Technologieunternehmen forciert seine Aktivitäten im Bereich Wasserstoff und startet die Serienfertigung von Fuel-Cell-Antriebssystemen für mit Wasserstoff betriebene E-Lkw. Aber auch H2-Motoren für den Schwertransport stehen auf dem Plan.

"Bosch kann Wasserstoff, und Bosch wächst mit Wasserstoff": Für den Vorsitzenden der Bosch-Geschäftsführung Dr. Stefan Hartung birgt die Technologie großes Potenzial für das Unternehmen. | Bild: Bosch.
"Bosch kann Wasserstoff, und Bosch wächst mit Wasserstoff": Für den Vorsitzenden der Bosch-Geschäftsführung Dr. Stefan Hartung birgt die Technologie großes Potenzial für das Unternehmen. | Bild: Bosch.
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Claudia Leistritz

Verstärkt setzen die Mobilitätskonzerne auf Wasserstoff-Antrieb, als Version mit Brennstoffzellen für die Elektromobilität, immer mehr aber auch in Form des Wasserstoff-Verbrennungsmotors. Technologiekonzern Bosch beispielsweise entwickelt Produkte für beide Lösungen und hat nun in seinem Werk am Standort Stuttgart-Feuerbach mit der Serienfertigung eines Brennstoffzellen-Antriebssystems für Lkw begonnen. Als Zugpferd für das Geschäft dient der Pressemeldung zufolge der US-amerikanische Hersteller von batterieelektrischen und Brennstoffzellen-Lkw Nikola. Die mit Wasserstoff betriebenen Fuel-Cell-EVs (FCEV) der Marke sollen noch im dritten Quartal 2023 auf den nordamerikanischen Markt kommen, heißt es.

Engagement für Wasserstoff

Beim Bosch Tech Day 2023 äußerte sich Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, kürzlich zur „Wasserstoff-Zukunft“ des Unternehmens: „Bosch kann Wasserstoff, und Bosch wächst mit Wasserstoff.“ Der Zulieferer mit einem Jahresumsatz von über 52 Milliarden Euro alleine im Geschäftsbereich Mobility (2022) sieht hier großes Zukunftspotenzial und entwickelt mittlerweile Technik für die Erzeugung und Anwendung des Elements „entlang der gesamten H2-Wertschöpfungskette“. Bis 2030 plant man laut Meldung einen Umsatz von „rund fünf Milliarden Euro“ im Bereich Wasserstoff-Technologien, mit mehr als 3.000 Mitarbeitern und Investitionen in Höhe von insgesamt 2,5 Milliarden Euro in einem gegenüber der ursprünglichen Planung um zwei Jahre verlängerten Zeitraum von 2021 bis 2026.

Weltweiter Fertigungsverbund

Für die Technologie profitiert der 1886 gegründete Konzern mit Hauptsitz nahe Stuttgart nicht nur von seinen deutschen Standorten, sondern beschäftigt dazu einen weltweit verteilten „Fertigungsverbund“. Was die eigene Herstellung für die Wasserstofftechnologie betrifft, so liefert das Bosch-Werk in Bamberg beispielsweise die Brennstoffzellen-Stacks für die Produktion in Feuerbach; und das Werk Homburg liefert Systemkomponenten wie elektrische Luftkompressoren oder Rezirkulationsgebläse. Hier sieht sich das Unternehmen in einer Vorreiterrolle:

„Komplexe Technik wie etwa Brennstoffzellen-Stacks großindustriell vom Band laufen zu lassen, das können nur wenige Unternehmen so wie Bosch“,

sagt Dr. Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender von Bosch Mobility.

Viel Know-how als Grundlage

Die Leistungsstärke resultiere aus dem erforderlichen System-Know-how in Kombination mit der Fähigkeit als Großkonzern, neue Entwicklungen entsprechend zügig in Großseriendimensionen zur Verfügung stellen zu können. Die Bosch-Gruppe unterhält nach eigenen Angaben weltweit rund 468 Tochter- und Regionalgesellschaften in rund 60 Ländern, alleine in Deutschland gibt es 100 „größere“ Standorte. Hier werden um die 134.000 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit sind es insgesamt etwa 421.000.

China und USA

So lässt Bosch seine Brennstoffzellen-Antriebssysteme nicht nur am deutschen Standort in Feuerbach, sondern auch im Herzen Chinas in Chongqing fertigen – die Komponenten dafür stammen aus dem rund 1.000 Kilometer östlich davon gelegenen Werk in Wuxi nahe Shanghai. Laut Dr. Hartung ist Bosch das „erste Unternehmen, das solche Systeme in China und Deutschland fertigt“. Und auch weitere Länder will man in die Produktion einbinden: so sollen zukünftig Stacks für mobile Anwendungen aus dem US-Werk in Anderson, South Carolina, kommen. Den verstärkten Aktivitäten in dieser Richtung liegen gewisse Berechnungen zugrunde:

„Das Unternehmen geht davon aus, dass voraussichtlich 2030 bereits jedes fünfte neue Nutzfahrzeug ab sechs Tonnen weltweit mit einem Brennstoffzellen-Antrieb unterwegs sein wird“,

vermeldet Bosch und meint, dass es „eine klimaneutrale Welt nur mit Wasserstoff“ geben könne.

Mehr Investitionen

Um dieses Ziel zu erreichen plane man zusätzliche Investitionen in die H2-Wirtschaft: insgesamt 2,5 Milliarden Euro über den Zeitraum 2021 bis 2026 habe man für Entwicklung und Fertigung von H2-Technologien eingeplant, heißt es. Also eine Milliarde mehr wie ursprünglich für den Zeitraum 2021 bis 2024 vorgesehen. Das Unternehmen rechnet mit einer Steigerung der Geschäftsentwicklung, auch was die Beschäftigung angeht: Schon jetzt seien über 3.000 Mitarbeiter auf dem Feld der Wasserstoff-Technologien angestellt, mehr als die Hälfte davon in Europa. Die meisten Stellen ließen sich allerdings „intern“ besetzen und kämen vor allem aus der Bosch-Antriebssparte.

Politik weltweit in der Pflicht

Einen wirklichen Durchbruch macht Bosch aber von den politischen Rahmenbedingungen abhängig. So müsse „vor allem Europa“ politisch mehr tun, um mit anderen Ländern wie den USA mithalten zu können. Aber auch weltweit hätten die Verantwortlichen an einem Strang zu ziehen, sei die gesamte Industrie einzubinden. Die Technologie müsse forciert, die erforderlichen Strukturen umgehend zur Verfügung gestellt werden. Vorsitzender Dr. Hartung knüpft vier Forderungen an diesen Plan:

„Erstens müssen wir die H2-Erzeugung in der Europäischen Union forcieren, zweitens internationale Lieferketten etablieren und drittens Wasserstoff in allen Wirtschaftssektoren einsetzen.“

Ausschlaggebend jedoch sei hierbei „in Europa“ die Bereitstellung einer „schnellen Infrastruktur für die Wasserstoff-Verteilung“.

Weitere Einsatzfelder

„Bosch ist bereit“, heißt es zum wissenschaftlichen Background des Unternehmens für die Wasserstoff-Wirtschaft. Das große Know-how sei auch der Grund für die Nachfrage nach dessen Leistungen für die H2-Erzeugung. So begann Bosch Anfang dieses Jahres mit dem Musterbau für das „Elektrolyse-Verfahren mit Protonen-Austausch-Membranen – das ist die Umkehrung der Energieumwandlung, wie sie in der mobilen Brennstoffzelle stattfindet.“ Ab Herbst sollen nun „1,25-Megawatt-Funktionsmuster für Pilotanwendungen“ bereitstehen – ein Serienstart wird für 2025 angezielt.

Grüner Wasserstoff

Aber auch in anderen Wasserstoff-Anwendungen ist Bosch aktiv. So dienen stationäre Brennstoffzellen auf Basis von Festoxid-Technologie für die dezentrale und im Gegensatz zu manchen „erneuerbaren Energien“ wetterunabhängige und stabilere Energieversorgung mit Strom und Wärme, was beispielsweise auch zur Energieversorgung des Internet dienen kann. Ein anderes Einsatzgebiet, bei dem es auf sichere Stromversorgung ankommt, wären beispielsweise Krankenhäuser: Laut Angaben will Bosch bei einem Pilotprojekt im Krankenhaus Erkelenz bei Köln mit der Technik, bei der das „Kleinkraftwerk zunächst mit Erdgas“ arbeite, jedoch auf „grünen Wasserstoff umgerüstet“ werden könne, einen „Gesamtwirkungsgrad von 90 Prozent“ erreichen.

Ersatz für Diesel-Motor

Daneben soll Bosch auch an einem „CO2-neutralen“ Wasserstoff-Motor arbeiten: man entwickle dafür „sowohl eine Saugrohr- als auch eine Direkteinblasung von H2“. Vor allem schwere Fahrzeuge wären für diesen Einsatz geeignet, die „längere Zeit mit besonders hohen Lasten unterwegs sind“, also wohl Schwer-Lkw im Transportsektor – hier sei der H2-Motor den Diesel-Pendants praktisch ebenbürtig:

„Der H2-Motor kann alles, was der Diesel kann, jedoch CO2-neutral. Zudem ermöglicht er einen schnellen und kostengünstigen Einstieg in den mobilen Wasserstoff-Einsatz“,

meint Bosch-CEO Dr. Heyn zu den Vorzügen der Technologie. Ein großer Vorteil liege auch darin, dass Bosch 90 Prozent der ohnehin schon bestehenden Entwicklungs- und Fertigungstechnologien dafür nutzen könne, also keine aufwendigen neuen Strukturen schaffen müsse. Eine Markteinführung des H2-Motors erwartet man für das Jahr 2024 und geht für seine „vier Serienprojekte in allen Teilen der Triade“ bis zum Jahr 2030 von bereits „sechsstelligen“ Stückzahlen aus.

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