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Zulieferer Mahle: Kleiner werden für Transformation

Schneller, effizienter, elektrifizierter: Im Zuge der Umgestaltung der Mobilität will sich der Stuttgarter Autozulieferer verschlanken und neue Akzente setzen. Geschäftsbereiche werden vereint und Leitungsposten gestrichen.

So sieht die Mahle-Konzern-Geschäftsführung zum 1. Januar 2025 aus (v.l.): Georg Dietz, verantwortlich für den Geschäftsbereich "Powertrain and Charging"; Jumana Al-Sibai, verntwortlich für den Geschäftsbereich "Thermal and Fluid Systems", CEO Arnd Franz und CFO Markus Kapaun. | Bild: Mahle.
So sieht die Mahle-Konzern-Geschäftsführung zum 1. Januar 2025 aus (v.l.): Georg Dietz, verantwortlich für den Geschäftsbereich "Powertrain and Charging"; Jumana Al-Sibai, verntwortlich für den Geschäftsbereich "Thermal and Fluid Systems", CEO Arnd Franz und CFO Markus Kapaun. | Bild: Mahle.
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Die Transformation der Branche fordert effizienteres Wirtschaften, heißt es. In der Anpassung an diese Entwicklungen greift der Stuttgarter Zulieferkonzern tief in seine Konzernstruktur ein. Das geht aus einer Pressemeldung des Unternehmens von Ende November 2024 hervor, das unter anderem eine Neuordnung und Zusammenlegung von Geschäftsbereichen und die Verkleinerung der Geschäftsführung ankündigt. Parallel dazu will man durch den Ausbau des Thermomanagement-Bereichs die Elektrifizierung der Mobilität voranbringen.

Für die erforderliche „Verschlankung der Konzernstruktur“, die das Mahle-Programm „2030+“ zur Beschleunigung und Effizienzsteigerung der Abläufe vorsieht, will sich das 1920 gegründete Unternehmen mit seinen weltweit mehr als 72.500 Mitarbeitern und 148 Produktionsstandorten neu ausrichten. Die tiefgreifenden Änderungen zielen laut Meldung auf eine vollumfängliche Stärkung der „Strategiefelder Elektrifizierung und Thermomanagement“ ab.

Damit konzentriert sich der Mobilitätsexperte besonders auf zwei der insgesamt drei Hauptfelder seiner „Strategie 2030+“: der dritte Bereich Verbrennungsmotoren (ICE; Internal Combustion Engine) soll demgemäß solange bedient werden, „solange es Nachfrage gibt. Weil Elektrifizierung nicht die einzige Lösung für eine emissionsfreie Gesellschaft sein wird“, heißt es in den Angaben zu dem Programm.

Zukunftssicher aufstellen

Auf diesem Weg übernimmt Mahle, das seine Anteile in den letzten Jahren bereits stetig bis auf zuletzt 75 Prozent ausgebaut hatte, nun auch die übrigen 25 Prozent des Thermomanagement-Spezialisten und Tochterunternehmens Mahle Behr, das 2010 erworben worden war.

Außerdem wird die Geschäftsführung des Konzerns den Angaben zufolge von sieben auf vier reduziert. Arnd Franz, Vorsitzender der Konzern-Geschäftsführung und CEO:

„Mahle macht seine Hausaufgaben in der Transformation. Mit diesen tiefgreifenden Veränderungen stellen wir unseren Konzern zukunftsfest auf. Wir bringen Geschwindigkeit in die Umsetzung unserer Konzernstrategie, mit der wir uns ls innovativer und nachhaltig profitabler Gestalter der Mobilität von morgen aufstellen.“

Aus dieser Verkleinerung verspricht sich das Unternehmen eine erfolgreiche Anpassung an die Entwicklungen und wirksame Nutzung von Synergien, wie der Vorsitzende des Mahle Aufsichtsrats Prof. Dr. Heinz K. Junker unterstreicht.

Verbrennungsthemen gehen auf in Zukunftsthemen

Ein weiterer Schritt im Konzernumbau besteht darin, die Geschäftsfelder bereits zum 1. Januar 2025 von fünf auf drei zu reduzieren indem vier davon in zwei neuen, großen Einheiten zusammengeführt werden.  Als die fünf Unternehmensfelder sind derzeit Motorsysteme und –komponenten, Filtration und Motorperipherie, Thermomanagement, Elektronik und Mechatronik sowie Aftermarket gelistet. Nun sollen jeweils diejenigen „mit verwandter Produktionstechnik“ vereint werden, so dass am Ende insgesamt drei Geschäftsfelder entstehen.

Die Zusammenlegung soll die internen Abläufe laut Mahle deutlich beschleunigen. Dazu, so heißt es, würden die Produktionsstandorte von mit Verbrennungsmotor und Peripheriekomponenten befassten Bereichen „neue Perspektiven“ erhalten durch die Integration des darin enthaltenen, noch brauchbaren industriellen Know-how „in unsere Zukunftsthemen“. Als weiterer Nutzen neben der Stärkung des Produktionsnetzwerks würden daraus auch niedrigere Kosten resultieren.

Motorwissen kommt Elektromobilität zugute

So werden die beiden Felder „Motorsysteme und –komponenten“ und „Elektronik und Mechatronik“ unter dem Namen „Powertrain and Charging“ zusammengefasst. Dazu heißt es:

„Mahle stärkt damit sein Zukunftsfeld der Elektrifizierung, indem die Fokusthemen effiziente E-Motoren und intelligentes Laden von der über einhundertjährigen Expertise des Konzerns bei Motorsysteme und –komponenten profitieren“.

Als Beispiel für „das Zusammenspiel von Mechanik, Elektrik und Elektronik“ wird, als eines der großen Erfolgsprodukte von Mahle, die Entwicklung des elektrischen Kompressors genannt.

Filtrations-Know-how bereichert Thermomanagement

Unter dem Namen „Thermal and Fluid Systems“ werden dann die beiden bisherigen Geschäftsbereiche „Filtration und Motorperipherie“ und „Thermomanagement“ zusammengefasst. Das Thermomanagement als mit dem Kühlen und Heizen von Fahrzeugen befasstes Segment würde hier von den Fertigungskompetenzen in der Filtration profitieren und dadurch wettbewerbsfähige Produkte auf den Markt bringen können, heißt es. Gerade im Feld der Temperierung von Fahrzeugen will man sich offenbar besonders profilieren, wofür auch die Komplettübernahme des Tochterunternehmens spricht. Im Bericht heißt es: „Mahle bekennt sich zum Thermomanagement und will hier weiter wachsen.“

Laut Unternehmensangaben wurden in diesem Feld in letzter Zeit bereits mehrere größere Akquisitionen vorgenommen. Erst im Frühjahr 2024 berichtete der Konzern von zwei Großaufträgen für Thermomanagementmodule. Einer davon stelle den „größten Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte“ dar. Als herausragendes Kennzeichen der Lösungen wird die Zusammenfassung von Einzelkomponenten wie elektrischer Kompressor, Wärmeübertrager, Kältemittelventile und weiterer Komponenten in einer einzigen Einheit herausgestellt.

Potential für E-Mobilität ausschöpfen

Da das Thermomanagement für die Elektrifizierung von Fahrzeugen von großer Bedeutung ist, will der Konzern mit der Entwicklung entsprechender Komponenten seine Vorrangstellung behaupten und sich wirtschaftlich absichern. So werden nicht nur die Ambitionen im Bereich Aftermarket entsprechend ausgebaut. Auf der Website heißt es:

„Das Heizen und Kühlen im Fahrzeug ist für die Elektrifizierung ein wesentliches Technologiefeld und eine Mahle Kernkompetenz. Das Umsatzpotential beim Thermomanagement im E-Auto ist dreimal höher als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Der Markt für diese Technologien wächst durch die E-Mobilität deutlich an.“

Bei einem globalen Marktvolumen für Thermomanagement-Produkte in Höhe von rund 35 Milliarden Euro im Jahr 2021 rechnet Mahle für das Jahr 2030 bereits mit einem Anstieg bis auf über 50 Milliarden Euro. „Der Konzern will an diesem Wachstum überproportional teilhaben“. Zum diesbezüglichen Produktportfolio zählt zum Beispiel, neben weiteren Innovationen, auch eine durch ihr Design besonders kühlleistungsstarke bionische Kühlplatte.

Aus Aftermarket wird Lifecycle and Mobility

Mit den Veränderungen in der inneren Konzernstruktur bespielt Mahle zukünftig die drei Themenfelder „Powertrain and Charging“, „Thermal and Fluid Sytems“ sowie „Afermarket“. Der letzte Bereich bleibt zwar im Wesentlichen gleich, wird aber, wie schon in der Vergangenheit geschehen, um weitere Produkte für Elektrifizierung und Digitalisierung erweitert und in „Lifecycle and Mobility“ umbenannt.

Veränderungen der Personalstruktur

Folgende vier Mitglieder werden die Geschäfte des Mahle-Konzerns künftig leiten:

Arnd Franz ist weiterhin Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO. Das Personalwesen als eigener Geschäftsführungsbereich entfällt, dafür wird Franz zusätzlich Arbeitsdirektor. Dr. Beate Bungartz verabschiedete sich als bisherige Arbeitsdirektorin bereits zum 29. November 2024 einvernehmlich aus dem Betrieb.

Als Mitglied der Konzern-Geschäftsführung verbleibt Markus Kapaun in seiner Funktion als Finanzvorstand (CFO) im Unternehmen.

Bisher als Mitglied der Konzern-Geschäftsführung zuständig für das Thermomanagement, übernimmt die Wirtschaftsingenieurin Jumana Al-Sibai den die Sparten Thermomanagement und „Filtration und Motorperipherie“ umfassenden neu geschaffenen Bereich „Thermal and Fluid Systems“.

Mit dem Wegfall des Bereichs „Filtration und Motorperipherie“ als eigenständigem Geschäftsbereich hat sich das Unternehmen mit dem bisher dafür zuständigen Martin Weidlich einvernehmlich auf eine Beendigung der Zusammenarbeit zum 29. November 2024 geeinigt.

Motorsysteme und –komponenten hat zuvor Georg Dietz verantwortet. Der Diplom-Ingenieur übernimmt mit der Integration in den Bereich „Powertrain and Charging“ die Verantwortung für den gesamten Bereich und bleibt dem Unternehmen als Mitglied der Konzern-Geschäftsführung erhalten.

Für den in den neuen Geschäftsbereich aufgegangenen zweiten Teilbereich „Elektronik und Mechatronik“ war Martin Wellhöffer zuständig. Der Diplom-Ingenieur bleibt ebenfalls im Unternehmen und wechselt als Chief Operating Officer (COO) zum neuen Geschäftsbereich „Thermal and Fluid Systems“.

Den beiden scheidenden Geschäftsführern Dr. Beate Bungartz und Martin Weidlich dankte der Aufsichtsrat Prof. Dr. K. Junker mit CEO Arnd Franz. Aus dem Unternehmen heißt es, die Neuordnung sei „in großer Übereinstimmung“ vorgenommen worden.

Medienberichten zufolge kam Mahle im Jahr 2023 nach vier Jahren mit Verlusten mit 26 Millionen Euro Gewinn wieder in die schwarzen Zahlen. Noch 2022 betrug das Minus 332 Millionen Euro.

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