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ZDK zur Autokrise: Ladestruktur ausbauen, Ladestrom verbilligen, E-Autos fördern

Politik, Autoindustrie und Verbände kommen zusammen, um über die schwächelnde Automobilwirtschaft zu beraten. Der Kraftfahrzeuggewerbeverband fordert gemeinsame Anstrengungen und mehr Anreize, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen.

Der von der Politik einberufene Autogipfel soll der Automobilindustrie aus der Krise helfen. | Symbolbild: Florian Pircher/Pixabay.
Der von der Politik einberufene Autogipfel soll der Automobilindustrie aus der Krise helfen. | Symbolbild: Florian Pircher/Pixabay.
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Claudia Leistritz

Am 23. September 2024 trifft sich Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) mit Vertretern von Autoindustrie und Verbänden zu einem Krisengipfel. Angesichts eingebrochener Verkaufszahlen vor allem von Elektroautos und den hohen Kosten, die mit dem Umstieg auf Elektroantriebe verbunden sind, will man in einer Konferenz über Wege zur Rettung der deutschen Automobilindustrie diskutieren.

Den Termin nimmt der Bonner Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) zum Anlass, auf die Bedeutung von Autohandel und Kfz-Werkstätten hinzuweisen wenn es darum geht, die Kunden zur Entscheidung für ein E-Fahrzeug zu bewegen. Zugleich präsentiert der Interessenverband der Kfz-Betriebe eine Lösung aus dem Dilemma anhand eines Fünf-Punkte-Programms. In der Pressemeldung heißt es mit einem Zitat von ZDK-Präsident Arne Joswig:

„Angesichts des dramatischen Absatzeinbruchs von Elektrofahrzeugen in Deutschland bedarf es maximaler gemeinsamer Anstrengungen, um die Elektromobilität zum Erfolg zu führen. Hier müssen Politik und Wirtschaft gemeinsam Maßnahmen ergreifen, die zu Erfolg führen und die Kundinnen und Kunden überzeugen.“

Durch ihre Nähe zum Kunden spielten gerade Autohandel und Kfz-Betriebe eine wichtige Rolle als „Multiplikatoren“, könnten mit attraktiven Angeboten der Automobilwirtschaft beispringen und der neuen Mobilität einen neuen Vitalisierungsschub verleihen. Die Lösungen seien allerdings von allen Beteiligten gemeinsam zu erarbeiten.

Medienberichten zufolge sollen die Größen der Branche wie seitens der Hersteller VW, BMW, Mercedes-Benz und Tesla, seitens der Zulieferer Konzerne wie Continental, ZF und Bosch zu der Videokonferenz geladen sein, neben dem VDA (Verband der Automobilindustrie) und der Gewerkschaft IG Metall. Es geht um geeignete Mittel, die Kunden zum Kauf von Elektrofahrzeugen zu bewegen. Im Vorfeld wurden als Lösungen zum Beispiel Kaufanreize wie Prämien und günstige Leasingmodelle vorgeschlagen. Neben einer zu kleinen Auswahl an Fahrzeugen wird auch der nur zögerliche Ausbau der erforderlichen Ladeinfrastruktur für die Kaufzurückhaltung verantwortlich gemacht.

Ausbaugeschwindigkeit der Ladepunkte forcieren

Der ZDK findet noch einen weiteren Grund für den Absatzeinbruch bei batterieelektrischen Fahrzeugen: so habe das „abrupte Ende des Umweltbonus“ zum Dezember 2023 nun im August 2024 zu einem Rückgang der Nachfrage um fast 70 Prozent geführt. Daneben wird der „deutlich den selbst gesteckten Zielen hinterherhinkende“ Ausbau der Ladeinfrastruktur moniert, nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa. Bei einem sichtlichen Vertrauensverlust in die Regierung, vor allem auch durch das Entfallen des Umweltbonus, fühlt sich der ZDK nun aufgerufen, in die Bresche zu springen und die wichtige Rolle der Autohändler in der Vermittlung der Vorteile von Elektromobilität herauszustellen. So heißt es:

 „Für Deutschland prognostiziert der ZDK eine Zielverfehlung von 40 Prozent beim Ausbau der Ladeinfrastruktur bis 2030, wenn die Ausbaugeschwindigkeit nicht massiv erhöht wird.“

Das heißt, so rechnet der Verband vor, dass im Jahr 2030 von den angezielten eine Million Ladepunkten in Deutschland bis zum Jahr 2030 nur 600.000 fertiggestellt sein würden. Auf europäischer Ebene zeige sich bei der gegenwärtigen Ausbaugschwindigkeit ein noch ernüchternderes Bild: von den 3,5 Millionen geplanten Ladepunkten seien bis dahin nur rund 1,5 Millionen fertigzustellen – Zielverfehlung: 60 Prozent.

"Elektrisch ist einfach"

Der Zusammenschluss, der mit seinen 14 Landesverbänden die Interessen von rund 36.170 Autohäusern und fabrikatsgebundenen wie freien Werkstätten in Deutschland gegenüber der Politik in Brüssel und Berlin vertritt, tut auch selbst Einiges, um der Elektromobilität zu mehr Akzeptanz und Verbreitung zu verhelfen. So wurde im Zuge der Diskussionen um die sinkenden Absatzzahlen kürzlich auf der Automechanika in Frankfurt die Social-Media-Kampagne „Elektrisch ist einfach“ gestartet, um in humorvoller Weise „Neugierde für die Elektromobilität“ vor allem bei jungen Menschen zu wecken, wie es heißt.

Joswig: „Wir sehen uns hier momentan in einer Vorreiterrolle“. Eventuellen Vorbehalten will man in diesem Zusammenhang mit der Beantwortung von Fragen rund um das Fahren, Laden und die Technik der neuen Antriebsform entgegenkommen. Die auf den Kanälen TikTok, Instagram, X (vormals Twitter) und Facebook laufende Kampagne wird von Influencerin Kim Truckenbrodt begleitet. Die fertigen Videoclips sind auch über die ZDK-Website abrufbar.

Parallel hierzu hat der Verband ein eigenes Fünf-Punkte-Programm mit Maßnahmen erstellt, die der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen könnten:

1. Massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur

Vor allem im ländlichen Raum sollen Genehmigungsprozesse für den Netzausbau entsprechend beschleunigt werden. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur soll zudem im städtischen Bereich mit seinen begrenzten Möglichkeiten für einen privaten Ladepunkt durch Umsetzung bereits erfolgreicher Lösungen anderer europäischer Länder vorangebracht werden. Beispiel: die Erweiterung von Straßenlaternen zu Ladepunkten. Außerdem soll das bidirektionale Laden gefördert werden.

2. Günstigere Preise für den Ladestrom

Eine schnellstmögliche Entlastung von E-Fahrzeughaltern, die aktuell mit einem Ladepreis von bis zu 80c/kWh mehr an Betriebskosten zahlen als für einen Verbrenner, soll durch Senkung der Stromsteuer auf den europäischen Mindeststeuersatz erreicht werden, der bei 50c/kWh für den Stromverbrauch von Elektrofahrzeugen liegt. „Ladestrom muss generell und dauerhaft günstiger angeboten werden und durch ein einheitliches Bezahlsystem verfügbar sein“, heißt es außerdem.

3. Kostenloses Parken für E-Fahrzeuge in Städten und Kommunen

Die Zurverfügungstellung solcher Parkplätze dient als Maßnahme der „indirekten Förderung“, die die Verbraucher spürbar und konkret entlasten „und in anderen europäischen Ländern zu einer weiteaus erfolgreicheren Akzeptanz der Eletromobilität beitragen“ könne. Auch würden die Bereiche selbst von „einer nachhaltigen und leiseren Automobilität“ profitieren.

4. Dienstwagensteuer nach Antriebsarten fortführen

Als wichtiger Anreiz zur Anschaffung emissionsfreier Fahrzeuge wird hier eine verminderte Steuer für E-Fahrzeuge in Höhe von 0,25 Prozent für batterieelektrische (BEV) beziehungsweise 0,5 Prozent für Plug-in-Hybride (PHEV) Fahrzeuge angesehen. Für die Planbarkeit seien hierüber aber auch zuverlässige Vorgaben erforderlich. Begründung: „Die Verbraucher brauchen die Sicherheit, dass diese Rahmenbedingungen erhalten bleiben. Ziel muss die Erneuerung der Fahrzeugflotte durch emissionsarme Fahrzeuge sein.“ Über den Gebrauchtwagenmarkt ließen sich dann auch breitere Käuferschichten ansprechen – „das führt zu einem zügigen Austausch des gesamten Fahrzeugbestandes“.

5. Förderpakete für E-Fahrzeuge

Als höchste Hemmschwelle für den Hochlauf der Technologie in Deutschland, so der ZDK, gilt der vergleichsweise hohe Preis von E-Fahrzeugen. Hier könnten günstigere Darlehen, Mehrwertsteuervergünstigungen sowie die „Absicherung von Restwerten gebrauchter Elektrofahrzeuge als wichtige Instrumente zur Revitalisierung“ des Marktes für E-Fahrzeuge beitragen. Attraktive Angebote seien vor allem für junge Leute einzurichten, die zwar über geringere Kaufkraft, jedoch einen stärkeren Bezug zu den neuen Technologien verfügten.

ZDK-Präsident Joswig meint jedenfalls, mit den angesprochenen Rahmenbedingungen ließen sich die Verbraucher von der Elektromobilität überzeugen: „Das wissen wir Autohändler aus Erfahrung“. Der Automobilhandel leiste hier bereits seinen Beitrag – entsprechende Vorgaben seien nun umzusetzen.

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