Sono Motors trennt sich von Sion und strukturiert um
Sion sollte das „weltweit erste, preiswerte Solar-Elektro-Auto (SEV; Solar Electric Vehicle) für die breite Masse“ der Sono Group werden. Der Münchner Anbieter von solaren Mobilitätslösungen, spezialisiert auf die Ausstattung „aller Fahrzeuge“ mit Solarzellenelementen, stellt die Weiterentwicklung des solarbetriebenen E-Mobils mit sofortiger Wirkung ein und will sich nur noch auf die Solartechnologie konzentrieren. Trotz einer Werbekampagne waren zu wenig Unterstützungsgelder für das Projekt zusammengekommen.
Zukünftig, so meldet das Start-up in seiner Pressemeldung, wolle man sich ausschließlich auf das Solargeschäft konzentrieren, um die Technologie zur Nachrüstung von Pkw, Lkw und Bussen von Drittanbietern voranzubringen. Weitere Gespräche mit potentiellen Investoren würden sich nur noch auf das entsprechende B2B-Geschäftsfeld konzentrieren, das auch bereits von der EU-Kommission mit Fördergeldern unterstützt wird.
Breite Anwendungen im Test
Die Solarlösungen von Sono Motors bestehen aus Hardwarekomponenten, wie beispielsweise der Leistungselektronik, sowie der entsprechenden Software. Weltweit werden die Elemente bereits von 23 Geschäftspartnern in Europa, Asien und den USA „eingesetzt und in einer Vielzahl von Fahrzeugen, darunter Autos von anderen OEMs, Busse, Kühlfahrzeuge und Wohnmobile, getestet“, heißt es.
Kampf gegen Klimawandel mit Solartechnologie
Flottenbetreiber profiterten bei Anwendung der Sono Solartechnologie durch Einsparung von Kraftstoff und somit auch Kosten sowie CO2-Emissionen. Die damit verbundene Reduzierung von Treibhausgasemissionen, so Sono Motors, würde „zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen“. Die Entscheidung, das Sion-Geschäft zu stoppen, verschafft dem Unternehmen nun deutliches Einsparungspotential: rund 90 Prozent des Finanzierungsbedarfs für 2023 waren auf das Konto des „ressourcenintensiven“ Sion-Programms gegangen. Man erwarte sich also einen deutlich geringeren Finanzierungsbedarf für die Zukunft.
Laurin Hahn, Mitbegründer und CEO von Sono Motors, bewertet die Umstrukturierung als wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung des Unternehmens. Man habe zwar mit Sion das „ursprüngliche Herzensprojekt“ aufgeben müssen. Durch die Neuausrichtung könnten nun jedoch alle Kräfte in die Entwicklung weiterer B2B-Solaranwendungen fließen.
„Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren und unser Geschäft zu verschlanken. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen.“
Derzeit arbeite Sono Motors als Entwicklungspartner in Europa, Asien und den USA mit zehn Märkten zusammen. Als einige der beteiligten Firmen nennt das Start-up Mitsubishi Europe, den französischen Hersteller von Schwerlast-Kühlfahrzeugen Chereau sowie die beiden Volkswagen-Tochterunternehmen Scania und MAN Truck&Bus.
Solar Bus Kit der nächsten Generation
Man wolle sich in Zukunft speziell auf den Bereich Busse und Autos von anderen OEMs konzentrieren und dazu die Technologie entsprechend weiter ausbauen. So soll als erster Schritt im zweiten Quartal 2023 die nächste Generation des „Solar Bus Kit“ auf den Markt kommen – „eine massentaugliche Nachrüstlösung für einen umweltfreundlicheren ÖPNV“. Ausschließlich in die Richtung Solargeschäft sollen auch die künftigen Investorengespräche laufen.
Zudem sehe man sich in Bezug auf das Potential seiner Technologie auch durch die Europäische Union bestätigt, die dem Unternehmen kürzlich durch die Europäische Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA: Climate, Infrastructure and Environment Executive Agency) Fördermittel in Höhe von 1,46 Millionen Euro für die Entwicklung seiner Solartechnologie (Seamless-PV-Projekt) zugesagt hat.
Das Unternehmen kann sich auf diesem Feld mittlerweile auf eine ganze Reihe von Entwicklungen stützen: insgesamt, so die Meldung, verfüge man bereits über 52 angemeldete oder erteilte Patente, 42 davon betreffend die eigene Solartechnologie. „Das entspricht einem deutlichen Anstieg im Vergleich zu zehn Patenten, die zum Zeitpunkt des Börsengangs des Unternehmens im November 2021 angemeldet oder erteilt waren.“ Manche dieser Patente würden sich aber auch auf „dieselbe Innovation beziehen“ und seien in verschiedenen Bereichen angemeldet, heißt es ergänzend.
Unternehmen verschlanken, Sion-Technologien weiter nutzen
Zum aufgegebenen Sion-Elektrofahrzeug äußert sich das Unternehmen, man habe im Rahmen des Serien-Validierungsprogramms mit 18 Fahrzeugen Erfolge erzielt die bewiesen, „dass das Konzept eines Solar-Elektrofahrzeugs (SEV) funktioniert“. Das Fahrzeug sei kurz vor Eintritt in die Vorserienproduktion auf dem besten Weg gewesen „die Solartechnologie in der Automobilbranche zu revolutionieren“. Die daraus entstandenen patentierten Technologien wolle das Unternehmen daher für sein jetziges Nachrüstungs- und Integrationsgeschäft nutzen, zugleich aber das Sion-Programm verkaufen.
Rückzahlungsplan für angezahlte Sion-Fahrzeuge
Für die in der #savesion-Kampagne angezahlten Sion-Reservierungen plant die Sono Group nun einen Rückzahlungsplan. Demnach sollen die Beträge in mehreren Raten „zuzüglich eines Bonus“ innerhalb der nächsten zwei Jahre zurückgezahlt werden. Die erste Rate soll im Mai 2023 fällig sein. Auch heißt es: „Die Beträge sämtlicher Zahlungszusagen, die seit 8. Dezember 2022 im Rahmen der #savesion-Kampagne getätigt wurden“, werde Sono Motors gar nicht erst einziehen.
Einige müssen gehen
Die Einstellung des Sion-Projekts hat auch Folgen für die Belegschaft des Unternehmens. So plane man die Entlassung von etwa 300 Mitarbeitern. Laut Unternehmensangaben verfügte Sono Motors mit Stand September 2022 über 402 Mitarbeiter, davon waren 207 allein im Jahr 2022 hinzugekommen.
Zugleich wird Thomas Hausch „in seiner Rolle als COO“ zurücktreten, dem Unternehmen jedoch noch bei der Umstrukturierung unterstützend zur Seite stehen.
Thomas Hausch meint:
„Ich bin persönlich davon überzeugt, dass wir früher oder später viele SEVs auf der Straße sehen werden, auch ohne den Sion. Das Unternehmen und die Gründer werden die Vision einer Welt ohne fossile Brennstoffe weiter verfolgen, auch mit dem neuen Fokus“.
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