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Globale Dekarbonisierung von Nfz: ZF erweitert Produktion in Indien und Nordamerika

Die Nutzfahrzeugsparte des Zulieferers vergrößert ihre Produktionskapazitäten für den indischen und globalen Markt und will dort zukünftig vermehrt elektrische Komponenten fertigen. In den USA sind es künftig Bauteile für Hybridfahrzeuge.

Bei der Werkseröffnung im indischen Oragadam: Prof. Dr. Peter Laier (2.v.l.), Mitglied des ZF-Vorstands, und der Industrieminister der Region Tamil Nadu Dr. TRB Rajaa (3.v.l.). | Bild: ZF.
Bei der Werkseröffnung im indischen Oragadam: Prof. Dr. Peter Laier (2.v.l.), Mitglied des ZF-Vorstands, und der Industrieminister der Region Tamil Nadu Dr. TRB Rajaa (3.v.l.). | Bild: ZF.
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Claudia Leistritz

Technologiekonzern ZF hat mit seiner Nutzfahrzeug-Division Commercial Vehicle Solutions (CVS) kürzlich in Indien und den USA zwei neue Werkseinrichtungen eröffnet, die den indischen und weltweiten Markt bedienen sollen. Begründet wird die Maßnahme mit dem „Trend zur Dekarbonisierung von Nutzfahrzeugen“. Man erwarte eine verstärkte Nachfrage nach elektrischen beziehungsweise Bauteilen mit wenig CO2-Ausstoß für Nfz, daher sollen dort mit der Zeit vermehrt auch solche Komponenten sowie Elemente für Hybridfahrzeuge vom Band laufen. Laut Pressebericht stützt die Erweiterung der Produktionskapazitäten ganz die „Wachstums- und Nachhaltigkeitsstrategie“ des Friedrichshafener Konzerns.

Vorbereiten auch auf globale „Dekarbonisierung“

In Oragadam im Südosten Indiens sollen künftig auch elektrische Komponenten „für den indischen und globalen Markt“ vom Band laufen. Und im US-amerikanischen Gray Court im Westen des Landes stellt man künftig auf einer erweiterten Fläche für den lokalen Bedarf das hybridfähige PowerLine-Getriebe für Nutzfahrzeuge her.

Unter anderem für die Division Commercial Vehicle Solutions, einer von insgesamt sieben des Unternehmens, und darin für das Ressort Produktion in Indien ist Professor Dr. Peter Laier veranwortlich. Das Mitglied des ZF-Vorstands begründet die Investitionen damit, dass man sich neben der Erweiterung des globalen Produktionsnetzwerks mit dem neuen Standort in Indien beispielsweise auf eine steigende Nachfrage indischer Hersteller nach wenig CO2 emittierenden Komponenten einstelle, die man dann direkt mit der lokalen Herstellung bedienen könne.

Führende Position ausbauen

Als wichtige Leitwerke beim Aufbau der Fabriken dienten die europäischen und deutschen Standorte mit ihrem produktionstechnischen Know-how, sagt der Maschinenbauingenieur und Honorarprofessor der Universität München, der über zehn Jahre bei Continental und später unter anderen bei Knorr-Bremse tätig war. „Somit stärken die jüngsten Werksprojekte unsere Position als weltweit führender Systemlieferant von Nutzfahrzeugtechnologie.“

Hohe Investitionen für weltweite Dekarbonisierung

Alleine in Indien betreibt ZF nun insgesamt 19 Werke, zehn davon liegen in der Region Tamil Nadu, zu der auch Oragadam gehört. Dort plant man demnächst auf 7.000 Quadratmetern nicht nur die Herstellung von Produkten wie Bremsen und Fahrwerkkomponenten, sondern parallel auch elektrischer Bauteile wie Luftkompressoren für leichte und mittelschwere Nutzfahrzeuge. Die zweite Phase sieht dann eine Erweiterung des Werks auf eine Fläche von 15.300 Quadratemtern vor. Dafür investiert der Konzern laut Angaben bis 2032 insgesamt 200 Millionen Euro.

Beschleunigter Hochlauf für Hybridgetriebe

Die Erweiterung des nordamerikanischen Werks in South Carolina nördlich von Florida wurde letzte Woche fertiggestellt. Dort befindet sich nun der nach Friedrichshafen zweite Produktionsstandort des „hybridfähigen“, automatischen Lastschaltgetriebes PowerLine, das speziell in den dortigen Markt kommen soll. Die Hochlaufplanung rechnet bereits im nächsten Jahr mit bis zu 200.000 Einheiten der Nutzfahrzeugkomponente, deren Betrieb bis zu 10 Prozent Kraftstoff einsparen könne.

Künftige Pläne für „Wachstum und Nachhaltigkeit“

Nach eigenen Angaben ist die ZF-Sparte CVS der weltweit größte Anbieter von Nutzfahrzeug-Systemtechnik. Die vermehrten Produktionskapazitäten sollen der Sparte zu langfristigem Wachstum und zugleich verstärkter Ausrichtung an „Nachhaltigkeit“ verhelfen. Es gebe in wichtigen Marktregionen eine entsprechende Nachfrage, die die neuen Werke „local for local“ erfüllen könnten, heißt es. Daneben spart sich das Unternehmen mit der Produktion vor Ort auch Einfuhrzölle und Transportkosten.

Synergien für deutsche Werke

Aber auch die deutschen Werke würden von der weltweiten Ausweitung profitieren, da sie Einzelteile für die an den neuen Niederlassungen produzierten Komponenten zulieferten. Zum Beispiel stammen die Mechatronik-Module für das in den USA hergestellte PowerLine-Getriebe aus dem Saarbrücker Werk, die elektronischen Steuerungen aus Auerbach. Und daneben wurde das Werk in Friedrichshafen dadurch aufgewertet, dass es seit kurzem als „Leitstandort Elektromobilität für Nutzfahrzeugantriebe“ dient.

Stellenabbau in Deutschland geplant

Dieser vorteilig wirkende Sachverhalt dürfte jedoch wohl kaum die derzeit eher bedrohliche Lage für die deutschen Standorte des Unternehmens bessern, das parallel zu den Millioneninvestitionen in anderen Ländern bereits einen deutlichen Stellenabbau im eigenen Land angekündigt hat. So meldete die Deutsche Presse Agentur Mitte Januar 2024 bekanntlich, Betriebsräte des Friedrichshafener Zulieferers rechneten in den nächsten Jahren mit einem Abbau von mindestens 12.000 Stellen, von denen der überwiegende Teil von rund 10.000 bereits bis 2028 wegfallen werde. ZF verfügt in 32 Ländern über rund 168 Produktionsstandorte und beschäftigte im Jahr 2022 weltweit etwa 165.000 Mitarbeiter. Und der Konzern ist nicht der einzige, der sich in Deutschland mit solchen Plänen befasst. Erst kürzlich wurden ähnliche Kürzungen bei den Technologiekonzernen Continental und Bosch bekannt.

Emissionsreduzierte Transportwege

Was den Punkt Nachhaltigkeit an den beiden erweiterten Standorten betrifft, so würden einerseits mit der Herstellung vor Ort vor allem Emissionen eingespart, die sonst durch den Transport kompletter Systeme aus weit entfernten Standorten anfielen. Außerdem will ZF dem Bericht zufolge offenbar zumindest das US-amerikanische Werk mit „100 Prozent erneuerbarer Energie“ betreiben. Die dazu dienende Solaranlage könne bis zu 450 Kilowatt liefern. Noch mehr Bedarf, so heißt es, sei durch „entsprechende Angebote von Solar- und Windenergie im Rahmen langfristiger Verträge“ gesichert.

Zum Werk in Oragadam heißt es, die Infrastruktur sei auf die Sammlung und Wiederverwendung von Regenwasser vorbereitet und solle bis 2025 „wasserneutral“ sein, so dass der Bedarf ausschließlich über diesen Weg erfolgen könne.

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