Chemiemarke für den Werkstattbedarf wieder eigenständig: Caramba trennt sich von Berner

Rund 17 Jahre lang firmierte das Duisburger Chemieunternehmen Caramba, spezialisiert auf Reinigungs- und Pflegemittel für die Fahrzeugbranche, unter dem Dach des Handelsunternehmens Berner Group. Nun hat sich die Geschäftsleitung der Marke zur Abspaltung von dem fränkischen, auf Wartungsprodukte und Befestigungstechnik für verschiedene Branchen spezialisierten Handelskonzern entschieden. Laut Pressemeldung hat der langjährige Geschäftsführer zum 1. September 2024 die Geschicke des Unternehmens in eigene Hände genommen.

Neues, besseres

Der Schritt lässt das vor rund 120 Jahren gegründete Traditionsunternehmen, das 2007 von der Berner Group übernommen worden war, wieder konzernunabhängig und inhabergeführt agieren. Reiner Eckhart, bisheriger CEO und nun alleiniger Inhaber der Caramba-Chemie-Gruppe, wertet die Entscheidung als einmalige Gelegenheit, eine etablierte Marke übernehmen und strategisch weiterentwickeln zu können. Im Fokus der Aktivitäten von Caramba soll nun die Förderung von Innovationen sowie eine kundenfreundliche Optimierung des bestehenden Sortiments stehen:

„Wir erhöhen die Bekanntheit der Marke und arbeiten eng mit unseren Handelspartnern zusammen, um die Bedürfnisse der Anwender und Verbraucher noch besser zu erfüllen.“

Bekanntheitsgrad international steigern

Für die neue Richtung sei das ganze Team entsprechend motiviert, sagt Eckhart. Im Aufwind der Energie eines Start-ups, gestützt von 120-jähriger Erfahrung, beginne nun praktisch ein ganz neuer Abschnitt im Betrieb. Caramba ragte in seiner langen Geschichte eigenen Angaben zufolge immer wieder mit Meilensteinen an Chemieprodukten heraus: So begann 1948 die Eigenproduktion eines in der Automobilwelt weithin geschätzten „Multiöls“, 1965 entwickelte Caramba als erstes deutsches Unternehmen ein komplettes Autopflegeprogramm und 1998 brachte man es mit den Multiölen auf einen Gesamtmarktanteil von über 40 Prozent. Heute heißt es auf der Website zum Werkstatt-Sortiment: „20.000 Betriebe vertrauen auf Caramba-Produkte“. Mit seiner langen Markengeschichte solle nun auch außerhalb des deutschsprachigen Raums bekannter und als wegweisendes Unternehmen zu einer „anerkannten und wieder bevorzugten Marke“ werden, wie die Pressemeldung verlautet.

Professional- und Consumer-Line

Die Aktivitäten der neuen Caramba GmbH konzentrieren sich nun auf die Entwicklung und den Vertrieb von professionellen Produkten für Industrie und Werkstatt einerseits sowie die Bereiche Mobilität, Heim & Heimwerker vorwiegend für Verbraucher. Die Verbrauchersparte ist noch recht neu, ging erst 2023 als Consumer Line an den Start. Im Sortiment von Caramba, das 1952 als erstes Unternehmen in Deutschland technische Produkte in Aerosoldosen abfüllte und mit seinem Graphitöl nach eigenen Angaben einen „Renner im Wirtschaftswunderland Deutschland“ herausbrachte, findet sich ein reiches Angebot praktischer Hilfsmittel, vom Schmieröl für Haus und Garten über den Felgenreiniger für das Fahrzeug bis zu Reinigungsmitteln für Industrie und Kfz-Betriebe. Eckhardt erläutert:

„Mit unserer Professional Line sprechen wir gezielt gewerbliche Anwender in Industrie, Werkstätten und Handwerk an, und die Consumer Line richtet sich an ambitionierte Selbermacher im privaten Bereich.“

Der Sitz des Unternehmens soll in Duisburg verbleiben. Caramba stehe weiterhin für Qualität und Innovation aus Deutschland, verspricht Eckhardt. Der international erfahrene Manager ist mit der Branche vertraut, leitete sechs Jahre lang als Managing Director die Geschäfte des international präsenten Chemieunternehmens Kent Group mit ähnlichem Firmenprofil und deutschem Hauptsitz ebenfalls in Duisburg. Danach kam er als CEO zur Caramba Chemicals Group und somit zu Berner. Seine internationale Berufserfahrung summiert sich mittlerweile auf 40 Jahre:

„Ich bin der Berner Gruppe dankbar für diese großartige Chance, freue mich aber gleichzeitig auf die Freiheit der Marke“,

so Eckhardt. Nun will sich das gesamte Team auf die Stärkung der globalen Marktposition fokussieren: „Die Expansion in neue Märkte, sowohl geografisch als auch demographisch, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Vision“. Um dieses Ziel zu erreichen wird auf eine innovations- und teamgeistfördernde Unternehmenskultur gesetzt, die in motivierender Umgebung flexibel bleibt und Lernprozesse und kontinuierliche Verbesserungen integriert. „Die Entwicklung von Talenten innerhalb der Organisation und die Schaffung eines inspirierenden Arbeitsumfelds liegen mir am Herzen“, sagt Eckhardt.

Berner mit neuem Namen für Chemieprodukte - Kunde auch Caramba

Die Berner Group berichtet in einer gleichzeitigen Pressemeldung, nach der Trennung von der Marke Caramba, die nur einen geringen Geschäftsanteil ausgemacht habe, seine eigenen Chemieprodukte künftig unter der Bezeichnung Customized Chemical Solutions Group (CCS Group) zu vertreiben. Geschäftsführer der Einheit, wie auch aller damit verbundenen Tochter-Gesellschaften wie zum Beispiel Wigo, wird Jörg Hepe, der in der gleichen Funktion der Unternehmensgruppe Berner seit 2021 angehört.

Zu den Aufgaben von CCS werden den Angaben zufolge Forschung und Entwicklung zu Reinigungs-, Pflege-, Wartungs- und Instandsetzungschemie für den professionellen Einsatz gehören. Außerdem wolle man die Lohnabfüllung und Fremdmarkenproduktion für Großkunden der Kernsparten "Automotive, Mineralölgesellschaften, Retail u.v.m." übernehmen. Mit der Umbenennung einhergehend werden auch die Produktionsstandorte in Duisburg und Bremen den entsprechenden Markennamen tragen, der Standort Bad Kreuznach jedoch behalte den Namen Wigo GmbH bei, heißt es. Zu den Kunden von CCS werde auch die künftig unter der neuen Leitung von Reiner Eckhardt betriebene Firma Caramba zählen. Hepe sagt:

"Durch die Trennung erhöht sich der Fokus in der gesamten Prozesskette. Nachdem wir im April bereits die Carwash-Experten der Caramba in das Omnichannel-Geschäftsmodell der Marke Berner integriert haben, ist das jetzt der logische nächste Schritt. Wir richten unsere Portfolio-Strategie so noch stärker auf die Belieferung von professionellen B2B-Kunden mit hochqualitativen Produkten und Services aus."

So stabilisiere die Trennung von den Markenprodukten und klare Fokussierung auf das Private-Label-Geschäft das Unternehmen und ermögliche auch langfristig gesehen eine profitable Geschäftsentwicklung.