Das Internet ist die größte Kaufhalle der Welt. Verbraucher nehmen das Angebot dankbar an und suchen bzw. bestellen bequem vom Sofa aus. Auch im Geschäftskundenbereich ist die Just-in-Time-Belieferung verbreitet. Die eigene Logistikfläche schrumpft - der Trend geht zum rollenden Lager. Komfortabler Konsum bzw. die B2B-Lieferkette hat jedoch eine Kehrseite: Die Lieferbranche ist von Kosten- und Zeitdruck geprägt, was Arbeitsschutz und Sicherheitsbewusstsein senken und das Unfallrisiko erhöhen kann.
Einen Beleg dieser These hat Dekra in der Unfallstatistik des Statistischen Bundesamts (Destatis) entdeckt. Die vorläufigen Zahlen für die Monate Januar bis November 2017 weisen – bei einem insgesamt verzeichneten Rückgang der Zahl der Verkehrstoten – eine starke Zunahme bei getöteten Insassen von Güterkraftfahrzeugen aus, meldete die Sachverständigenorganisation vor Kurzem. Auch wenn dieser Anstieg in Relation zum gestiegenen Sendungsvolumen im KEP-Bereich gesehen werden muss. Schließlich vergrößert sich dadurch auch der Anteil von leichten Nutzfahrzeugen am Fahrzeugbestand auf deutschen Straßen von Jahr zu Jahr.
Gemäß Destatis gab es in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres bei den Insassen von Güterkraftfahrzeugen insgesamt 149 Verkehrstote – eine Zunahme gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 um 30 Getötete bzw. 24,2 Prozent. "Wenn man die Kategorie Güterkraftfahrzeuge aufschlüsselt, sieht man: Bei Insassen von Lkw über 3,5 Tonnen ist die Zahl der Getöteten um vier gesunken, bei Insassen von Sattelzugmaschinen um drei gestiegen. Gleichzeitig weist die Statistik für die Insassen von leichten Nutzfahrzeugen einen Zuwachs um 31 Getötete aus", erklärte Dekra-Unfallforscher Walter Niewöhner. Die Zunahme bei getöteten Insassen von Güterkraftfahrzeugen spiele sich insbesondere im Bereich der Transporter ab.
Betrachtung von allen Unfall-Beteiligten
Noch besorgniserregender wird der Anstieg bei Betrachtung aller Getöteten bei Unfällen mit Beteiligung von leichten bzw. schweren Nutzfahrzeugen – als nicht nur die Nfz-Insassen: Laut Dekra-Analyse kamen von Januar bis November vergangenen Jahres 220 Menschen bei Unfällen mit Transportern ums Leben – ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.
Gleichzeitig gebe es bei Unfällen mit schweren Lkw sowie mit Sattelzugmaschinen jeweils einen Rückgang der Zahl der Getöteten um rund 5 Prozent. Insgesamt starben bei Unfällen mit beiden schweren Nutzfahrzeuggruppen zusammen bis Ende November 28 Personen weniger als im selben Zeitraum 2016. "Wichtig ist hier wie bei den anderen ausgewerteten Zahlen, dass wir neutral von Unfallbeteiligten sprechen. Das sagt nichts darüber aus, welcher Beteiligte den Unfall hauptsächlich verursacht hat", ergänzte Niewöhner.
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