Emissionsarm und leise transportieren: SAF-Holland bringt elektrische Trailerachse Trakr in den Markt
Die elektrische Trailerachse SAF Trakr wandelt mittels einer integrierten Hochspannungs- Generatoreinheit durch Rekuperation die Bewegungsenergie aus Brems- oder Schubphasen in elektrische Energie um. Mit dem gewonnenen Strom können dann weitere Elemente wie Kühlaggregate oder Pumpen von Tankwagen gespeist werden. Der zusätzliche Energieaufwand für deren Betrieb wird also reduziert. Diese insgesamt emissionsmindernde Eigenschaft für Trailer macht die E-Achse vor allem für innerstädtische Anwendungen wie Kühlauflieger interessant.
Zudem resultiert aus der Anwendung elektrischer Komponenten gewöhnlich eine für Wohngebiete wünschenswerte Reduzierung der Lärmbelastung. Nach einer mehrjährigen Testphase produziert der Spezialist für fahrwerksbezogene Nfz-Komponenten SAF-Holland die stromerzeugende Achse bereits seit Ende 2022 in Serie. Nun kommt das Produkt zunächst in Kombination mit dem Intra-Fahrwerk schrittweise in den Markt und soll gemäß aktueller Ankündigung ab Mitte 2024 auch mit dem gleichfalls luftgefederten Modul-Fahrwerk erhältlich sein.
CO2-Ausstoß reduzieren
Seine elektrifizierte Trailerachse Trakr entwickelte der Nfz-Fahrwerkspezialist vor wenigen Jahren auf der Suche nach Lösungen zur möglichst emissionsarmen Gestaltung von Schwertransporten. Die Komponente gehörte auf der Nufam 2023 zu den ausgestellten Besonderheiten des Bessenbacher Unternehmens. Mit der Lösung lassen sich laut Hersteller die Emissionswerte beispielsweise von Kühlaufliegern optimieren. Ein Faktor, der bei Transporten im innerstädtischen Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnt, wie SAF-Holland ausführt.
Strenge EU-Vorgaben
Noch dringlicher werden solche Gesichtspunkte angesichts der Einführung von Vorschriften wie unter anderem der auf dem Berechnungstool Vecto (Vehicle Energy Consumption Calculation) basierenden EU-Verordnung zur Regulierung der CO2-Emissionen. Dieses von der EU-Kommission im Jahr 2019 eingeführte Programm arbeitet mit einer Simulationssoftware und kann den Abgasausstoß von Lkw erstmals relativ genau in Abhängigkeit herstellerspezifischer Faktoren wie beispielsweise des Fahrzeuggewichts, der verwendeten Kraftstoffe und der geplanten Einsätze ermitteln beziehungsweise abschätzen. Die Anwendung soll in erster Linie Lkw-Herstellern als Werkzeug zur entsprechenden Optimierung ihrer Fahrzeuge dienen. Letztendlich will man damit eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen im Schwerverkehr erreichen, ein Ziel, das die UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 anhand seiner „Pariser Klimaziele“ beziehungsweise des „Pariser Klimaabkommens“ vorgegeben hat.
Alle in der EU verkauften neuen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen brauchen seit 1. Januar 2019 einen über diese Software erstellten Nachweis des CO2- und Kraftstoffverbrauchs. Beispielsweise sieht die gegenwärtige EU-Verordnung, wie Lkw-Hersteller Volvo Trucks berichtet, bis 2025 eine Reduzierung von 15 Prozent, bis 2030 eine Reduzierung von 30 Prozent an CO2-Emissionen vor, verglichen mit den Werten von 2019. Doch schon jetzt sei eine mögliche Verschärfung dieser Ziele bei der Europäischen Kommission im Gespräch und bis 2050 sollen die CO2-Emissionen sogar um bis zu 95 Prozent gesenkt werden.
Transportbranche im Wandel
Im Zug der Bemühungen um eine beschleunigte Reduzierung der CO2-Werte sind nun laut SAF-Holland über 50 Null-Emissions-Zonen in Europa geplant, unter anderem in Berlin, Paris und London. Dazu kommen seitens der Fahrzeughersteller Bestrebungen zur Lärmreduzierung aufgrund immer strengerer Lärmschutznormen. Entsprechend konzipierte Fahrzeugkomponenten könnten demnach eine wichtige Rolle spielen, meint der Achsspezialist:
„Hier sehen wir große Chancen für elektrifizierte Trailerachsen: Sie reduzieren CO2- und Geräuschemissionen und entsprechen damit gesetzlichen Anforderungen, zum Beispiel an nächtliche Kühltransporte im innerstädtischen Lieferverkehr“,
so Olaf Drewes, Director Group Innovation Trailer bei SAF-Holland. Außerdem würden die E-Achsen auch dem ohnehin spürbaren Branchentrend zum „grünen Transport“ entgegenkommen. Der durch die EU-Verordnungen angestoßene Wandel der Transportbranche zu emissionsärmeren Lösungen stellt den Faktor CO2-Emissionen in den Mittelpunkt und animiert die Hersteller zur Entwicklung entsprechend optimierter Komponenten wie der elektrischen Achse Trakr.
Weniger Emissionen, weniger Lärm
Durch die mit Rekuperationsfunktion ausgestattete elektrische Trailerachse können laut Hersteller die Emissionen wie auch der Kraftstoffverbrauch des Gesamtzugs gemindert werden. Hierfür ist zentral eine Hochspannungs-Generatoreinheit an der Achse montiert, die die Bewegungs-Energie des Trailers in elektrische Energie umwandelt und in einer Li-Ion-Batterie speichert. Anschließend kann diese Energie zum Betrieb von elektrischen Verbrauchern des Anhängers genutzt werden, beispielsweise von Kühlaggregaten oder Pumpen in Tankwagen.
Aber nicht nur die Betreiber profitieren von der elektrischen Achse, indem sie Kraftstoff und damit den Abgasausstoß verringern können. Laut Hersteller haben auch die Fahrer etwas davon, da sie geringerer Lärmbelastung ausgesetzt sind und sich dadurch der Fahrkomfort erhöht.
Weltweiter Vertrieb geplant
Als Haupteinsatzgebiete nennt das Unternehmen Kühlauflieger, Containerchassis für Kühlcontainer, Lebensmittel-Tankwagen, Silofahrzeuge, Walking Floors oder Plateaufahrzeuge mit Kran. Die Achse kann mit der Luftfederung von Intra mit Achslast 9 Tonnen, sowie (ab Mitte 2024 verfügbar) auch mit der Luftfederung von Modul mit Achslast 10 Tonnen kombiniert werden.
Die Herstellung der Rekuperationsachse erfolgt im SAF-Holland-Werk am Hauptsitz im nordbayerischen Bessenbach. Die Einführung erfolgte zunächst im europäischen Markt, doch seit 2023 wird die SAF Trakr auch in Australien und Neuseeland vertrieben und genutzt. Noch im Test befindet sich das Produkt den Angaben zufolge unter anderem in Nordamerika und Indien.
Leichte Wartung und Ersatzteilversorung
Zu den Leitzielen bei SAF-Holland zählen höchste Flexibilität und Wartungsfreundlichkeit seiner Produkte, heißt es. Daher seien die einzelnen Komponenten der SAF Trakr optimal aufeinander abgestimmt. Viele der Bauteile sind zum Beispiel fest in die E-Achse eingebaut, was bedeutet, dass die Fahrzeughersteller die E-Achse ohne viel Aufwand montieren oder auch nachrüsten können. Dabei lassen sich auch die Standard-Schnittstellen verwenden.
Auch die Wartung gestalte sich entsprechend umstandslos: denn zur Demontage der Radköpfe und Räder müssen weder das zentral angeordnete Getriebe mit daran angeflanschtem Generator noch weitere HV-Komponenten ausgebaut werden. Und weitere Komponenten, beispielsweise Verschleißteile wie Bremsbeläge oder Bremsscheiben entsprechen denen der nicht-elektrifizierten Achsen von SAF-Holland und sind daher ohne weiteres austauschbar. „Das vereinfacht und sichert die Versorgung mit Ersatzteilen“.
Modularer Aufbau der E-Achse
Zur flexiblen Charakteristik trägt auch der grundsätzlich modulare Aufbau der E-Achse bei. Die SAF Trakr enthält ein Hochvolt-Generatormodul für die elektrische Rekuperation mit einer systembedingten maximalen Leistung von 17 kW, ist für Achslasten von neun bis zehn Tonnen ausgelegt und wahlweise als wasser- oder luftgekühlte Variante erhältlich. Dazu sind verschiedene Scheibenbremsen verwendbar, für 19,5“- und 22,5“-Singlebereifung sowie für das Fahrwerksystem SAF Intra. Gegenwärtig in der Entwicklung befindet sich die Lösung für Zwillingsbereifung.
Ab Mitte 2024 soll die Achse mit Rekuperationsfunktion dann auch auch in Kombination mit dem Modul-Fahrwerk bis 10 Tonnen Achslast erhältlich sein. Das Modul-Fahrwerk ist den Produktangaben zufolge komplett modular aufgebaut und dient als solche und ohne Generatoreinheit individuellen Einsätzen im 7 bis 14-Tonnen Bereich. Mit dem als extrem robust und auf jede Transportaufgabe anpassbar charakterisierten, luftgefederten Fahrwerk lassen sich laut Produktangaben noch mehr Variationen realisieren durch verschiedene Lenkerformen, Luftfederbälge und Halteböcke. Die Variabilität in der Anwendung kommt vor allem den weltweit unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Wirtschaftsräume entgegen, wie EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika), Americas (Süd- und Nordamerika) sowie APAC (Asien-Pazifik). Bei der Umsetzung der Rekuperationsfunktion kooperiert SAF-Holland nach eigenen Aussagen mit externen Partnern.
Präzise Aktivierung
Der HV-Generator arbeitet im Fahrbetrieb unabhängig vom Zugfahrzeug und wird bei ABS-Bremseingriffen oder Fahrdynamik-Regelungen abgeschaltet, „um die Fahrstabilität zu gewährleisten“. Ebenfalls deaktiviert wird der Generator bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit von unter 15 km/h, damit der Kraftstoffverbrauch der Zugmaschine in solchen Phasen nicht ansteigt. Als Aufladeoptionen stehen die Energiegewinnung durch die Achse während der Fahrt sowie das Laden über das externe Stromnetz im Stillstand zur Verfügung, beispielsweise wenn das Fahrzeug be- oder entladen wird.
Um den Zulassungsprozess zu vereinfachen, heißt es, würden viele Fahrzeughersteller gerade an der Implementierung der Europäischen Typengenehmigung arbeiten.
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