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Im Interview: Theres Gosztonyi im Interview über den Michelin e.Primacy

Warum der neue Reifen e.Primacy viel mehr ist als nur eine Ergänzung der aktuellen Primacy-Reihe, darüber spricht Theres Gosztonyi, Vice President B2C Sales Europe North, im Interview.

Theres Gosztonyi ist Vice President B2C Sales Europe North bei Michelin. | Foto: Michelin
Theres Gosztonyi ist Vice President B2C Sales Europe North bei Michelin. | Foto: Michelin
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Tobias Schweikl
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

HUSS-VERLAG: Michelin legt größten Wert auf die CO2-Bilanz des e.Primacy. Welches waren die Haupttreiber für das neue Produkt?

Gosztonyi: Natürlich war die aktuelle CO2-Diskussion Treiber der Produktentwicklung, flankiert vom Wechsel auf alternative Antriebe und den verschärften CO2-Grenzwerten der Autohersteller. Was jedoch neu war, war der starke Fokus auf den Energieverbrauch auch in der Reifenherstellung. Hier wollten wir nichts weniger als eine State-of-the-art Ökobilanz vorlegen.

 

Was den Autoherstellern natürlich in die Karten spielt. Geht diese Well-to-wheel-Berechnung auch in die Ökobilanz der Fahrzeuge ein?

Gosztonyi: Bei den Fahrzeugherstellern steht genauso wie bei uns die CO2-Reduktion klar im Fokus. Die Well-to-wheel Berechnungen der Hersteller berücksichtigen alle Faktoren hinsichtlich des CO2-Verbrauchs von der Gewinnung der Rohstoffe bis hin zum Einsatz des Fahrzeugs, sodass bei diesen Betrachtungen auch unsere MICHELIN Reifen hinzugezogen werden. Oft wird nämlich unterschätzt, dass der Reifen als erster Kontaktpunkt zur Straße, rollwiderstandstechnisch einiges dazu beiträgt, um den Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs so gering wie möglich zu halten.  Mit unseren umweltfreundlichen Michelin Reifen bieten wir das „perfect match“ für die Erstausrüstung.

 

Dass die Autoindustrie hier größten Wert auf geringste CO2-Emissionen legt und sich über jedes gesparte Gramm CO2 freut, ist klar, aber wie sieht das im Ersatzgeschäft aus?

Gosztonyi: Das ist eine gute Frage, denn hier ist die Bindung zur Reifenmarke schon nicht mehr so stark und noch nicht auf dem Niveau, wo wir sein wollen. Hier wird immer noch gern auf Empfehlung des Reifenhändlers oder einfach nach Preis gekauft.

 

Aber Sie rechnen ja schon vor, wie viel Geld man mit dem e.Primacy sparen kann, so dass sich der Reifen gegenüber deutlich günstigeren Produkten ja quasi von selbst amortisiert?

Gosztonyi: Das tut er! Aber wie gesagt, den „Total Cost of ownership“ kommt im Ersatzgeschäft bei Weitem nicht die Bedeutung zu, die wir beispielsweise beim Nutzfahrzeug haben, wo mögliche Spritersparnis und lange Laufleistung bei manchem Logistiker ziemlich exakt auf den Reifenpreis gerechnet werden. Hier müssen wir auch den Handel ermuntern, die Gesamtbilanz stärker zu kommunizieren und diese mit den Kunden zu betrachten.

 

Meinen Sie, mit der fast CO2-neutralen Herstellung zusätzliche Kundenpotenziale erschließen zu können?

Gosztonyi: Wir haben damit auf jeden Fall einen Auftakt gemacht und es kann bei manchen Entscheidern durchaus das Zünglein an der Waage sein. Wichtig ist auch hier eine verständliche Aufklärung und Beratung der Kunden, denn die Bedeutung der CO2-Neutralität wird auch beim Reifen zunehmen. Leider befinden sich die Reifen hier kommunikativ immer etwas im „Dornröschenschlaf“. Doch der ökologische Fußabdruck wird auch bei Händlern und Kunden immer wichtiger, weshalb wir hier Trends setzen wollen. Dieser Anspruch lag schon immer in der DNA von Michelin.  

 

Steigen wir noch ein bisschen tiefer in das Produkt ein: Mit der Elektromobilität kamen auch neue Sondergrößen auf, die anfangs zeitweise „schmal und zollseitig groß“ waren, mittlerweile scheint sich das wieder gelegt zu haben?

Gosztonyi: Wir beobachten vor allem bei kleineren elektrifizierten oder rein elektrischen Fahrzeugen durchaus noch Überlegungen Richtung „tall and narrow“, während bei größeren Modellen vor allem das Thema „Traglast“ wichtig ist. Aber abgesehen davon, stiegen die Anforderungen der Fahrzeughersteller in den letzten Jahren auf allen Ebenen massiv. Diese Sonderformate stellen wir übrigens auch in unserem deutschen Werk in Bad Kreuznach her.

 

Gerade im Zuge der Pandemie scheint sich die Verlagerung von Produktion ins Ausland noch zu verstärken, sie halten ihre Werke in Mitteleuropa und Deutschland?

Gosztonyi: Sicher haben wir hohe Lohn- und Energiekosten, aber dafür sinken die Logistikkosten und man kann mit der Autoindustrie in Deutschland und Frankreich sehr gut vor Ort diskutieren. Da gab es schon so manche Aha-Effekte und insofern bringt und das Thema local-to-local auch ganz konkrete Vorteile.

 

Wie sieht es mit dem „Second Life der Reifen“ aus? Am Enden landen sie –übertrieben gesagt - ja doch noch gern als Heizmaterial in irgendwelchen Betonwerken?

Gosztonyi: Auch bezüglich des Verwertungskonzeptes treiben wir viele neue Ansätze weiter, darunter sind wir in der Forschungsgruppe „Black Circle“ am Erstellen einer neuen Recyclingkette beteiligt, wo es unter anderem um neue Pyrolysetechnologien geht, während wir uns auch beim Projekt Bio-Butterfly in Schweden mit 20 Prozent eingekauft haben. Hier geht es darum, aus Ethanol das Vorprodukte synthetischen Kautschuks zu erzeugen. Das sind nur zwei von vielen Ansätzen aber hier schlummert noch riesiges Potenzial.

 

Nochmal zurück zum e.primacy selbst: Der größte Sprung in Sachen Effizienz scheint mir aus der neuen Laufflächenmischung zu stammen, also diesmal chemischen Ursprungs zu sein.

Gosztonyi (lacht): Stimmt, dem ist nichts hinzuzufügen. Wenngleich natürlich immer alle Verbesserungen zusammen die Gesamtqualität des neuen Produktes heben.

Das sind beim Rollwiderstand stattliche 27 Prozent weniger als beim Michelin Primacy 4. Gilt das für alle Größen? Können Sie uns zu diesem großen Sprung noch ein paar Details verraten?

Gosztonyi: Die knapp 30 Prozent gelten für alle Größen. Die Rollwiderstandsversuche haben wir in einer Anlage durchgeführt, die von Applus Idiada auf Wunsch von Michelin im Juni 2020 (an neuen Reifen) und im August 2020 (an auf 2 Millimeter abgefahrenen Reifen) mit der Größe 205/55 R16 91V durchgeführt wurden, wobei Michelin e.Primacy (neu: 5,58 kg/t, benutzt: 5,13 kg/t) mit Michelin Primacy 4 (neu: 7,74 kg/t, benutzt: 6,25 kg/t), verglichen wurde. Die Ergebnisse können natürlich je nach Fahrgewohnheiten, Fahrzeug und Reifendruck variieren.

 

Wie muss man sich die „Cool running Reifenflanke“ im Detail vorstellen?

Gosztonyi: Dank eines neuartigen Bauteils absorbieren die Reifenflanken beim Walken weniger Energie, wodurch der Energieverbrauch gesenkt und die Reichweite von Elektrofahrzeugen erhöht wird.

 

Mit dem Energy Air Shield rückt auch die Dichtigkeit der Gummilagen in den Fokus, um den Druckverlust so gering wie irgendwie möglich zu halten. Geht da künftig noch mehr?

Gosztonyi: Der Energy AirShield ist eine extrem luftdichte Gummilage. Sie senkt den Energieverlust, was ebenfalls zur Verringerung des Rollwiderstands beiträgt. Die Technologie werden wir künftig noch weiter ausbauen.

 

Wie wird der Reifen eingepreist sein?

Gosztonyi: Das finale Pricing steht hier noch nicht fest, aber wir werden uns hier an der Primacy-4-Generation orientieren.

Das INterview führte
Gregor Soller

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