Von Beginn an – das war vor über 150 Jahren – zählte das niedersächsische Unternehmen Continental zu den Pionieren in der Herstellung von Reifen für die Mobilität. Zielgruppe waren damals noch Kutschen und Fahrräder. Nach Jahrzehnten der Reifenentwicklung für verschiedene Zwecke und in unterschiedlichen Ausführungen war dann 1934 endlich der erste Winterreifen geboren. Zum 90-jährigen Jubiläum gibt der heute weltweit agierende Technologiekonzern Einblick in den besonderen Aufbau des Materials. Zur höheren Sicherheit auf Eis und Schnee trägt zum Beispiel eine spezielle Gummimischung bei, die unter anderem den Grip erhöhen und die Bremswege verkürzen soll. Ausschlaggebend ist aber auch ein ausgefeiltes Reifenprofil.
In der Entwicklung immer vorne dabei
Nach der Gründung 1871 in Hannover stellte Continental zunächst Gummimaterialien für Mobilitätszwecke her. Die ersten Autoreifen waren dann 1898 zwar noch ohne Profil, aber bereits luftgefüllt. Sechs Jahre später entwickelte man in der niedersächsischen Hauptstadt den weltweit ersten Profilreifen für Automobile. Rund dreißig Jahre dauerte es dann noch, bis man die Notwendigkeit eines speziell auf winterliche Straßenbedingungen abgestimmten Produkts erkannte und auf den Markt brachte – wiederum als zumindest einer der Vorreiter in der Branche.
Zur Bezeichnung der Erstausgabe war noch keine Buchstaben/Zahlen-Kombination erforderlich wie heutzutage: es genügte der schlichte Name „Gelände“ für das Produkt, dessen Profil nun speziell den Anforderungen auf Schnee, Eis und Matsch angepasst war. Erstmals auf ihr Verhalten getestet wurden die kälteoptimierten Modelle 1953: Fahrzeuge mit dem Continental M+S fuhren „sicher“ über den Gotthardpass in den Alpen, der die Schweiz mit Italien verbindet.
Mit den Jahrzehnten an Erfahrung auf dem Gebiet hat das heute weltweit rund 200.000 Mitarbeiter in 56 Ländern zählende Unternehmen mittlerweile ausgefeilte, auf sämtliche winterliche Bedingungen abgestimmte Produkte für eine große Bandbreite an Fahrzeugen auf dem Markt. Und Profil, Material und Technologien werden unablässig weiter perfektioniert.
Fahrzeug bremst schneller ab
Zu den Sicherheitsfaktoren bei Reifen zählen auch im Sommer möglichst viel Grip und kürzere Bremswege, doch Winterreifen sollten nicht nur bei Nässe, sondern auch bei Kälte, Matsch, Schnee und Eis nicht ins Schleudern kommen. Die Vorteile von Continental-Winterreifen zeigen sich in Tests bei frostigen Temperaturen. So kommt ein wintertauglicher Pkw bei einer Fahrt von 40 km/h auf geschlossener Schneedecke „etwa sechs Fahrzeuglängen“ früher zum Stillstand als mit Sommerreifen, heißt es.
Die Tauglichkeit seiner Produkte klopft Continental intensiv auf verschiedenen Teststrecken ab. Jede neue Winterreifengeneration muss hier umfangreiche Prüfungen über sich ergehen lassen, um höchsten Sicherheitsstandards zu entsprechen. Das zahlt sich aus. So erzielt der Reifen-Spezialist in unabhängigen Untersuchungen immer wieder Bestnoten – aktuell hat der ADAC zum Beispiel den WinterContact TS 870 in der Kompaktklasse zum Sieger gekürt. Grund: „präzise und sichere Fahreigenschaften auf trockener, nasser und winterlicher Fahrbahn“, so die Beschreibung.
Arktische Prüfbedingungen
Mehr über die Charakteristik der kältetauglichen Pneus im Haus des weltweit viertgrößten Reifenherstellers weiß Spezialist Martin Welzhofer zu erzählen, Head of Global Tire Testing des Reifenbereichs von Continental:
„Weichere Gummimischungen verbessern die Haftung, Lamellen geben Halt auf Schnee und Eis. Und breitere Rillen leiten Wasser besonders effektiv ab.“
Entsprechende Test-Einrichtungen zur Prüfung des Verhaltens bei winterlichen Einflüssen finden sich in Deutschland und Schweden. Laut Continental werden Gummimischung und Reifenprofil perfekt auf nasskalte Straßenbedingungen abgestimmt. Hierbei zählen hohe Traktion, viel Grip und starke Bremsleistung speziell auf Schnee, Eis und Regen. Dabei wird das Zusammenspiel von Profil und Reifenkonstruktion auf ein verbessertes Handling hin optimiert.
Zusammenspiel aus Material und Struktur
Was die reine Gummimischung betrifft, zählt hier im Gegensatz zu Sommerreifen mehr mehr Flexibilität. Winterreifen sind also weicher, was bei niedrigen Temperaturen die Haftung verbessert.
Vom Profil her werden die Block- und Lamellenkanten so ausgelegt, dass sie sich mit dem Schnee „verzahnen“, wie es heißt. Die wie viele kleine Einschnitte im Profil wirkenden Lamellen sollen ein Rutschen verhindern und somit die Sicherheit auf Schnee und Eis erhöhen.
Und die breiteren und tieferen Rillen schließlich können mehr Wasser aufnehmen und dieses dementsprechend wirksamer ableiten – so dass der Kontakt zur Fahrbahn erhalten bleibt.
Von Fachleuten bestätigt
Der Hersteller berichtet von einem Sommer-Winterreifenvergleich der englischen Fachzeitschrift „Tyre Review“. Dabei wurde das jeweilige Verhalten beim Bremsen auf Eis und Schnee untersucht. So habe der WinterContact TS 870 P bei einer Vollbremsung aus 40 km/h auf Schnee nach 18,25 Metern stoppen können, der Sommer-Pneu schaffte das erst nach 44,18 Metern. Das bedeutet bei einer Standard-Pkw-Länge von etwa 4,40 Metern einen Unterschied von knapp sechs Fahrzeugen und beweist die Wirksamkeit der Sondermodelle.
Ähnliche Ergebnisse verzeichnete man beim Bremsen auf Eis: der WinterContact kam bei Vollbremsung aus 25 km/h nach 11,13 Metern zum Halt, der Sommerreifen nach 32,19 Metern: das sind also immer noch rund 4,5 Wagenlängen mehr.
Spezialreifentestanlage in Schweden
Wie schon angesprochen, werden die Produkte von Continental wegen der hohen Sicherheitsstandards besonders ausgiebigen Tests unterzogen. Laut eigenen Angaben hat ein neues Winterreifenmodell hierbei bis zu 500.000 Testkilometer zu absolvieren, verteilt auf über 20 Testdisziplinen. Erst nach erfolgreichem Durchlauf darf das Produkt verkauft werden.
Getestet wird unter anderem in Bezug auf Traktion, Seitenführung sowie Bremseigenschaften auf trockener, nasser und verschneiter Fahrbahn. Zweck: „So werden ein möglichst kurzer Bemsweg, exakte Lenkpräzision sowie eine hohe Kurvenstabilität ermittelt.“ Als weitere zu prüfende Faktoren stehen der Reifenverschleiß, der Kraftstoffverbrauch, die Geräuschentwicklung aber zum Beispiel auch der allgemeine Fahrkomfort auf dem Plan.
Die Winter-Pneus werden unter passenden klimatischen Bedingungen im hohen Norden auf Eignung untersucht. Eine entsprechende Teststrecke hat sich Continental im nordschwedischen Arvidsjaur eingerichtet – nahe am nördlichen Polarkreis, der zum Beispiel auch Island berührt. Hier müssen sich die Reifen zum Beispiel beim Anfahren sowie in Bezug auf Handling, Bremsen auf Eis und Schnee und Kurvenstabilität bewähren. Im Jahr kommt der Konzern hier auf rund 60.000 Einzelmessungen. In weiteren Fahrmanövern sind dann noch Gesichtspunkte zu prüfen wie Spurtreue, das bedeutet für neue Reifenmodelle eine 18.000-Kurven-Tour auf Schnee und Eis.
Vollautomatisierte Testreihen im Contidrom
Ein weiteres Prüfgelände liegt nahe dem Hauptsitz Hannover: das schon 1967 errichtete Contidrom ist auf Pkw-, Lkw- und Motorradreifentests spezialisiert und verfügt über eine Halle mit Eisbahn, die unabhängig von den Wetterbedingungen ganzjährig zur Verfügung steht. Hier wird das Kälteverhalten neuer Reifengummimischungen anhand von beim Bremsen auf der vereisten Fläche aufgenommenen und ausgewerteten Messdaten untersucht. Dabei sind die Eistemperaturen je nach gewünschter Situation einstellbar. Doch auch unter normalen Umständen müssen sich die neuen Reifenmodelle bewähren: beim Bremsen auf nasser und trockener Fahrbahn. Den Angaben zufolge erfolgen diese Testreihen vollautomatisiert, also ohne Fahrer.
Der Continental-Konzern hat seinen Hauptsitz in Hannover und teilt sich in die drei Sparten Automotive für autonomes und vernetztes Fahren, den Kernbereich Reifen für Fahrzeuganwendungen in großer Bandbreite sowie ContiTech für verschiedenste Industrie- und Servicelösungen auf. Der Umsatz im Jahr 2023 belief sich auf 41,4 Milliarden Euro.
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