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Recycling von Reifen: Continental verwendet den E-Racing CrossContact für Gabelstapler

Für die vollelektrischen Extreme-E Offroad-Racingfahrzeuge hat das Unternehmen eine eigene Reifenserie entwickelt. Teile des Materials fließen nun in die Produktion von Reifen für die Logistik ein.

Für die Produktion von Gabelstaplerreifen hat man unter anderem 300 der für Offroad-Elektro-SUV-Rennen entwickelten CrossContact Extreme-Reifenserie der Saison 2022 in einem speziellen Pyrolyseverfahren recycelt. | Bild: Continental.
Für die Produktion von Gabelstaplerreifen hat man unter anderem 300 der für Offroad-Elektro-SUV-Rennen entwickelten CrossContact Extreme-Reifenserie der Saison 2022 in einem speziellen Pyrolyseverfahren recycelt. | Bild: Continental.
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Claudia Leistritz

Reifenhersteller und Technologiekonzern Continental war 2019 einer der Gründungspartner der Offroad-Elektrorennserie Extreme E. Gedanke hinter den Rennen mit den vollelektrischen SUVs ist es nach eigenen Aussagen, in aller Welt Einwohner, Behörden und Politik vor dem Klimawandel zu warnen und vermehrte Anstrengungen in Richtung Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius anzustoßen. Bei den Wettbewerben sind die Fahrzeuge der zehn Teams jährlich insgesamt fünf besonders herausfordernden Gegenden der Erde ausgesetzt: so im Dschungel, in Wüsten, in der Arktis oder im Gebirge.

Seit 2021 Premiumsponsor der Rennserie, stattet der Hannoveraner Spezialist alle diese E-SUVs mit seinen speziell auf die Erfordernisse elektrischer Rennfahrzeuge hin optimierten Reifen namens CrossContact aus. Sie verfügen für diese „exremste Rennserie der Welt“ über ein eigens entwickeltes Profil und sollen besonders widerstandsfähig gegen Kälte, Hitze und jegliche Untergründe sein. Außerdem müssen sie auf die spezifischen Start- und Beschleunigungsvorgänge der zudem „viel massiveren“ Elektro-SUVs ausgelegt sein, was besondere Ansprüche an Grip und Traktion stellt.

Gemäß den Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens entwickelte man mit Beginn 2023 bereits die dritte Generation der Serie, die nach eigenen Angaben nun zu rund 43 Prozent aus „recycelten und erneuerbaren Rohstoffen“ besteht. Für das ausrangierte Gummimaterial der Saison 2022 hat man durch Anwendung einer besonderen Aufbereitungsart nun auch eine zumindest teilweise Weiterverwendung in Super Elastic-Vollreifen für Gabelstapler möglich gemacht, wie der Hersteller in seiner Pressemeldung berichtet. Das Verfahren soll die Integration einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaftslösung in die eigene Reifenproduktion fördern.

Die Wiederverwertung der verschlissenen Renn-Pneus der Saison 2022 besteht nun darin, dass der darin enthaltene Industrieruß entnommen und zur Produktion der Vollreifen für die Flurförderzeuge verwendet wird. Die Maßnahme könne neue Rohstoffe einsparen und CO2-Emissionen reduzieren, heißt es. Continental selbst informiert im Internet recht ausführlich über die Zusammensetzung seiner Gummimischungen. Demnach besteht in der Regel – je nach Materialgemisch leicht variierend – der mit rund 41 Prozent größte Teil aus Kautschuk, rund 30 Prozent gehen auf Füllstoffe wie wie Ruß, Kieselsäure (Silica), Kohlenstoff und Kreide, rund 15 Prozent bestehen aus Verstärkungsmaterialien wie Stahl, Polyester oder Nylon, 6 Prozent aus Weichmachern wie Ölen und Harzen, ebensoviel aus Vulkanisationschemikalien wie Schwefel oder Zinkoxid und der Rest von 2 Prozent verteilt sich auf weitere chemische sowie den Alterungsprozess hemmende Substanzen.

Nachhaltigkeit steigern

Mit dem recycelten Ruß werden bereits seit September 2023 im Werk im hessischen Korbach Vollreifen vorwiegend für Gabelstapler produziert. Allerdings stammt der Rohstoff, der durch Pyrolyse unter hohen Temperaturen gewonnen wird, nicht nur aus den E-Renn-Pneus, sondern auch aus dem Recycling-Material ganz normaler Pkw- und Lkw-Reifen, wie aus der Pressemeldung hervorgeht.

Man sei davon überzeugt, durch hocheffiziente Pyrolyseverfahren die „Nachhaltigkeit in der Reifenindustrie“ deutlich steigern zu können, sagt Matthias Haufe, Leiter Materialentwicklung und Industrialisierung im Bereich Reifen bei Continental. Das Unternehmen sieht das Verfahren als Teil seines Ziels, fossile Rohstoffe zunehmend sparsamer einzusetzen und damit auch die CO2-Emissionen zu reduzieren. Und das hohe Potenzial, das die Reifenpyrolyse berge, zeige sich am Recycling der Extreme E-Reifen. Haufe:

„Schon heute setzen wir zirkuläre Rohstoffe in unserer Reifenproduktion ein. Bis spätestens 2050 wollen wir 60 Prozent der in unseren Reifen verwendeten Materialien aus Altreifen zurückgewinnen.“

Zu diesem Zweck arbeitet Continental mit seinem Partner Pyrum Innovations an der Entwicklung eines Verfahrens, das das Recycling von Altreifen durch Pyrolyse weiter perfektionieren soll. Der auf diese Weise zurückgewonnene Industrieruß soll dann zunehmend Bestandteil künftiger Gummimischungen von Continental werden.

Das 2008 gegründete Unternehmen Pyrum Innovations hat seinen Sitz in Dillingen und zählt nach eigenen Angaben zu den weltweit führenden Thermolyse-Spezialisten, der diesbezügliche Einrichtungen wie Labors und Anlagen bis zum großindustriellen Recyclingwerk entwickelt, plant und errichtet. Für das Altreifenrecycling hat der Thermolyse-Experte eine Lösung patentiert, die das Material für die Wiederverwertung in seine einzelnen Bestandteile zerlegt. Mit dem Verfahren werden in erster Linie Öl, Gas und Industrieruß aus dem Gummimaterial herausgelöst. Das Öl ersetzt dann das sonst nötige Rohöl für die Herstellung von Chemikalien. Das Gas lässt sich beispielsweise als Energiequelle für den Pyrolyse-Prozess nutzen. Und der Ruß eignet sich nicht nur als Füllstoff in Gummimischungen der Reifenproduktion, sondern auch anderer industrieller Gummiprodukte.

Dem Kreislaufsystem zuführen

Zur Grundlage für die Produktion von Vollreifen für die Gabelstapler dienen nun die in den fünf X-Prix-Rennen der Saison 2022 in Saudi-Arabien, Italien, Chile und Uruguay abgefahrenen CrossContact Extreme E-Rennreifen. Den Angaben zufolge enthielt bereits diese zweite E-Rennreifen-Generation einen mit rund 43 Prozent noch höheren Anteil an „nachhaltigen“, also recycelten und nachwachsenden Materialien, als die erste Serie.

Die umweltschonende Herstellungsweise ist bei Continental so charakterisiert, dass beispielsweise das Silica aus der Asche von Reishülsen gewonnen wird. Außerdem kommt die ContiRe.Tex-technologie zum Einsatz, mit der Continental Hochleistungspolyesterfasern zur Verstärkung der Reifenkarkasse aus recycelten PET-Flaschen erzeugt, die sonst ihr Ende in Verbrennungsanlagen oder Deponien finden würden. Außer der Verwendung dieser als nachhaltig bezeichneten Materialien für die Produktion sei dem Unternehmen jetzt mit Blick auf die Extreme-E-Rennen, die ja dem Zweck des Klimaschutzes dienen sollen, auch die Wiederverwertung der eigenen Rennreifen wichtig gewesen, sagt Nels van Schnakenburg, technischer Leiter Extreme E bei Continental. „Im Rahmen des Kreislaufsystems werden diese nun Ausgangsstoff für neue Reifen.“

Schon die erste Generation für die Extreme-E-Saison 2021 wurde recycelt. Unter dem Motto „Aus Rennreifen wird Lebensraum“ produzierte man daraus 400 Quadratmeter Gummipflastersteine, die für einen Basketballplatz im Hannoveraner Stadtteil Linden gespendet wurden. Das Material der Saison 2022 sei nun bereits in der Aufbereitung so weit optimiert, dass es sich sogar für die Wiederverwendung neuer Reifen wie jetzt für die Flurförderfahrzeuge eigne.

Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie will das Unternehmen, das weltweit alleine im Reifenbereich 57.000 Mitarbeiter beschäftigt und mehr als 20 Produktions- sowie 16 Entwicklungsstandorte betreibt, laut eigenen Angaben bis spätestens 2050 entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette „100 Prozent Klimaneutralität“ erreichen.

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