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Besuch auf der Mondial de l'Auto 2022: Valeo und seine Zukunftsvisionen

Der französische Automobilzulieferer Valeo hatte auf dem Autosalon in Paris, im Rahmen der dortigen Automotive Week, einen der größten Stände: Gegenüber von Stellantis zeigte man in Halle 4 die Megatrends nachhaltiger Mobilität.

Präsident Macron wird auch "le président technique" genannt - denn er erkundigt sich - hier am Valeo-Stand bei Valeo-CEO Christophe Périllat - über die neuesten Entwicklungen. | Foto: Valeo.
Präsident Macron wird auch "le président technique" genannt - denn er erkundigt sich - hier am Valeo-Stand bei Valeo-CEO Christophe Périllat - über die neuesten Entwicklungen. | Foto: Valeo.
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Claudia Leistritz
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Nach er IAA München und Hannover stellte Valeo in Paris wieder einen neuen Stand mit neuen Produkten hin – luftig, reduziert und auf den Punkt gebracht: Auf einer Riesenleinwand über dem Stand konnte man sehen, was der gegenüber angebrachte Lidar der mittlerweile dritten Generation „erkennt“.

In Summe fokussierten die Franzosen auf ihrer „Home-Show“ vier Megatrends nachhaltiger Mobilität vorstellen, die der langfristigen Wertschöpfungsstrategie "Move Up" zugrunde liegen – mit der Valeo aktuell große Erfolge feiern kann. Neben der Elektrifizierung von Fahrzeugen zeigte man fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme (ADAS), Systeme zur Beleuchtung und Neues fürs Interieur.

Wir ließen uns von Geofferey Bouquot, Chief Technology Officer and Vice President Strategy über den Stand führen und die Neuigkeiten erklären. Interessant: Die Renault-Gruppe und Valeo konzipieren und entwickeln gemeinsam einen Elektromotor der neuen Generation, der völlig frei von Seltenen Erden und magnetischen Metallen ist. Dieser soll in Zukunft gemeinsam produziert werden. Ein Prototyp dieses Motors, der später bis zu 200 kW leisten soll, stand auf der "Mondial de l'Auto". Dabei hat Valeo den Stator und Renault den Rotor entwickelt. Allein beim Stator ist laut Valeo ein Effizienzsprung von 20 bis 30 Prozent drin.

Optional könnte Valeo auch einen anderen Rotor als den von Renault nutzen, auch bezüglich der Fertigung geben ich beide Partner offen – gehen aber einen konkreten und richtigen Schritt hin zur maximalen Flexibilisierung. Auch in Sachen Effizienz soll die neue E-Maschine nochmal massiv nachgelegt haben. Ein Prototyp – der alle Hochspannungselektrifizierungs-Technologien von Valeo enthält zeigte zudem das umfassende Know-how der Gruppe im Bereich des elektrischen und thermischen Energiemanagements für Elektrofahrzeuge zu präsentieren. Auch im Thermalmanagement sieht Valeo noch massives Optimierungspotenzial hinsichtlich der Effizienz. Mittlerweile will man bereits 20 Kunden für die neuen Antriebe gefunden haben.

Smarte Wärmepumpen sparen viel Energie

Beim Thermalmanagement betont Bouquot nochmal wie wichtig eine Wärmepumpe ist, die im Idealfall „smart“ arbeitet: Bei minus sieben Grad sinkt die Effizienz des Systems E-Maschine-Akku gegenüber den Idealtemperaturen 19 bis 20 Grad um bis zu 40 Prozent! Was man an hohen Verbräuchen respektive merklichen Reichweiteneinbußen der Stromer im Winter feststellen kann.

Das führt gleich zu den neuen Innenraumpaneelen, welche wärme abstrahlen können und die Temperierung des Interieurs um20 bis 30 Prozent effizienter machen können. Ähnlich kennt man das von beheizten Wänden in Reisebussen und der deutschen Tochter von Stellantis sagt man hier hinter vorgehaltener Hand größtes Interesse nach. Bouquots Chef, Valeo-CEO Christophe Périllat, drückt es noch drastischer aus: „Niemand soll zwischen Reichweite und Thermokomfort wählen müssen“.

Geschlossene Front mit LED-Kommunikation statt Kühlluftöffnungen

Aber auch bei „Bekanntem“ wie den Sichtsystemen, in denen Valeo nach eigenen Angaben weltweit führend ist, legte man nach: Eine Prototypenfront zeigte mittels mehrerer LED-Systeme, wie Fahrzeuge künftig mit ihrer Umwelt kommunizieren können – was vor allem für autonomes fahren wichtig wird. Und man erzielte große Fortschritte beim Recycling: Mittlerweile kann man die Polycarbonat-Scheinwerfer ebenso recyceln wie die Polypropylenkomponenten – und zwar vollständig.

Der LiDAR-Laserscanner der dritten Generation warf dagegen sein Bild an eine Megascreen über dem Stand. Er ist die Schlüsselkomponente des Sensorsystems, mit dem Fahrzeuge die Zulassung für die bedingte Fahrautomatisierung (Stufe 3) erhalten können und erkennt laut Bouquot „einen schwarzen Reifen auf schwarzem Teer“ in über 100 Metern Entfernung – was sowohl dem menschlichen Auge, als auch Kamera und Radar schwerfällt. Ab 2024 will Stellantis mehrere Modelle verschiedener Automarken damit ausstatten. Dank der Laserstrahlen kann der LiDAR der dritten Generation Dinge sehen, die andere Technologien und das menschliche Auge nicht erkennen können. Verbaut sind die Systeme auch im Honda Legend, der neben Mercedes-Benz EQS und der S-Klasse das Trio der Modelle bildet, die teilautonom nach Level drei fahren können.

Selbst ausprobieren konnte man das Fahrerüberwachungssystem – eine kamerabasierte Technologie, die die Aufmerksamkeit des Fahrenden durch Identifizierung und durch die Überwachung seiner Aufmerksamkeit verfolgt. Das System kann aber auch genutzt werden, um den Fahrer zu identifizieren oder zu authentifizieren, was auch für Flotten mit wechselnden Fahrern interessant ist, wenn man die „Schlüsselübergabe“ digital löst.  

Auf die Frage, wie alle diese Systeme bezahlbar werden sollen, erinnerte Valeo-CEO Christophe Périllat auf dem Automotive Summit an die Geschichte der Parksensoren: Die wurden 1997 im BMW Siebener erstmals eingebaut – damals Luxus. Mittlerweile sind sie durch den Skaleneffekt (fast) Allgemeingut geworden und Valeo verkauft davon weit über 100 Millionen Einheiten jährlich. Ähnliches prognostiziert man beim Lidar, der aktuell noch deutlich über 1000 Euro kostet – doch auch er soll zumindest perspektivisch in dreistellige Bereiche kommen. Mittlerweile machen die neuen Valeo-Produkte einen sehr großen Teil des Umsatzes aus und Périllat sieht sich bestätigt:

„Als wir all diese Projekte vor über zehn Jahren starteten, wurde das eher ungern gesehen – jetzt sind wir auf die aktuellen Anforderungen gut vorbereitet.“

Und Périllat macht Tempo, denn die Welt muss dekarbonisiert werden, weshalb man jetzt handeln müsse. Und er schwört das Auditorium auf dem Summit auf harte Zeiten ein:

„Wenn Sie meinen das 2021 und 2022 harte Jahre waren – dann Willkommen im neuen Jetzt! Denn die nächsten Jahre dürften eher noch holpriger werden – aber da müssen wir durch!“

Was bedeutet das?

Starker Auftritt, starke Ansage von Valeo in Paris – wobei das Thema mehr denn je Flexibilität und Effizienz ist. Beides zeichnet Valeo und seine Produkte aus, sodass man für die Zukunft gut gerüstet zu sein scheint.

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