Sparsames Kraftpaket mit neuem PowerLion-Antriebsstrang: Die MAN Sattelzugmaschine Modelljahr 2025
Neben seinen neuesten Lösungen an batterieelektrisch oder per Wasserstoff betriebenen Schwerlastern präsentiert der Münchner Lkw-Hersteller MAN auf der IAA Tansportation 2024 in Hannover noch bis Sonntag, 22. September, auch seine parallelen Neuentwicklungen im Kerngeschäft: zum Beispiel die neue Sattelzugmaschine des Modelljahrs 2025, die besondere Effizienz und hohen Fahrkomfort bieten soll.
Mit der Innovation aus den Entwicklungsabteilungen der Unternehmensgruppe Traton zielt man laut Pressebericht vor allem auf einen geringeren Kraftstoffverbrauch, was sich auf die neue CO2-basierte Mauteinstufung mancher europäischer Länder auswirken kann. Der Anbieter meldet bis zu vier Prozent Spriteinsparung, erreicht durch einen neuen D30 PowerLion-Antriebsstrang und einige aerodynamische Optimierungen. Komplettiert wird das Gesamtpaket mit komfortableren Anwendungen wie On-the-Air-Programmierung und erleichterter Fahrzeugkonfiguration. Und mit SimplePay lassen sich auch die Flottenkosten im Auge behalten.
Als Mitglied der gleichfalls in München ansässigen Traton Group, die mit ihren Marken Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus zu den weltweit führenden Nutzfahrzeugherstellern zählt, nutzte das Unternehmen die gemeinsame Komponentenplattform und die Teamarbeit verschiedener Entwicklungsabteilungen des Konzerns.
Diesel spielt weiterhin wichtige Rolle
Friedrich Baumann, Vorstand für Sales & Customer Solutions bei MAN Truck & Bus sagt zu dem Ergebnis:
„Unser neuer hocheffizienter PowerLion-Antriebsstrang mit dem neuen D30-Motor und dem neuen MAN TipMatic 14-Getriebe ist der Schlüssel zur Rentabilität des Transportgeschäfts unserer Kunden.“
Zwar betrachte man auf lange Sicht den Elektroantrieb als „Haupttechnologie im Straßengüterverkehr“, so Baumann weiter, doch auf dem Weg dahin sei der Diesel immer noch unabdingbar für die Transportbranche. Das heißt aber auch dass, um die gewünschte CO2-Reduzierung erreichen zu können, die Diesel-Trucks entsprechend optimiert werden müssen; zum Beispiel in Richtung sparsamerem Verbrauch, der das CO2-Konto weniger belastet. Baumann verdeutlicht den Nutzen für die Kunden:
„Jeder Liter Kraftstoff, den wir sparen, reduziert den CO2-Ausstoß und die Kosten für Transportunternehmen. Dies erleichtert unseren Kunden wiederum die Umstellung ihrer Flotten auf Zero Emission Technologien“.
Nähere Einblicke in die aktuelle MAN-Strategie gab Baumann auf der IAA Transportation in einem kurzen Interview, initiiert von der Zeitung Transport.
Maut deutlich geringer
Die Einsparung an Sprit, die der neue MAN-Diesel-Truck erzielt, kann sich laut Hersteller deutlich auszahlen. So ist die Höhe der Straßengebühr für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen in Deutschland seit 1. Dezember 2023, in Österreich seit 1. Januar 2024 und auch in Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden vom CO2-Ausstoß abhängig, eingestuft nach den neu eingeführten vier CO2-Emissionsklassen. Auch wichtig: Zur Berechnung der Mautkosten wird als Gewichtsklasse die technisch zulässige Gesamtmasse (tzGm) verwendet, nicht mehr das zulässige Gesamtgewicht (zGG). Außerdem wird bei Fahrzeugen über 18 Tonnen tzGm auch die Achszahl berücksichtigt. Weiter spielt natürlich auch die Schadstoffklasse (Euro 0 bis Euro 6) eine Rolle bei der Berechnung der Mauthöhe.
Für ausführliche Informationen zur Maut verweist das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) auf den seit 2018 bundeseigenen Technologie-Dienstleister für Mauterhebung und –kontrolle Toll Collect. Laut MAN kann die mit dem neuen Fahrzeug erzielte Kraftstoffeinsparung jedenfalls aufgrund des entsprechend reduzierten Mautsatzes über die gesamte Laufzeit des Lkw schlussendlich eine Einsparung von mehreren Tausend Euro bedeuten.
Motor: D30 – herausragende Kraftstoffnutzung
Der neue D3066-Motor mit Kurzbezeichnung D30 zählt laut Hersteller mit einem maximalen Wirkungsgrad von mehr als 50 Prozent und „einem der klassenbesten Kraftstoffverbräuche“ zu den weltweit fortschrittlichsten Nutzfahrzeugmotoren. Zur Entwicklung des vollkommen neuen Triebwerks steuerten die Traton-Ingenieure ihr gesammeltes Know-how bei. Der neue D30 wird als Bestandteil aller künftigen MAN 4x2-Sattelzugmaschinen in normaler und niedriger Bauhöhe die bisherigen D26- und D15-Motorbaureihen ablösen.
Erhältlich ist die Maschine in sechs Leistungsstufen von 380 bis 560 PS (2.100 bis 2.800 Nm). Zu den weiteren Merkmalen des Dieselmotors zählt eine mit dem neuen MAN TipMatic 14-Getriebe und Hypoidachsportfolio kombinierte, doppelte SCR-Abgasnachbehandlung. Optional sind auch einige exklusive Ausstattungen wie zum Beispiel die Hochleistungsmotorbremse CRB (Compression Release Brake), die unter anderem auch zur weiteren Verbrauchsreduzierung dienen sollen, verfügbar. Für verschiedene Zusatzanwendungen wurde außerdem ein motor- und getriebeseitiges Nebenabtriebsportfolio zusammengestellt.
Getriebe: TipMatic 14 mit Over-the-Air-Gangfreischaltung
So wie der D30 die D26- und D15-Motorbaureihen ersetzt, so löst das neue MAN TipMatic 14-Getriebe das vorherige TipMatic 12 ab. Die vom Ingenieursteam der Traton Group entwickelte Neuauflage des automatisierten Schaltgetriebes soll ganze 60 Kilogramm weniger auf die Waage bringen. Doch das sind nicht die einzigen Vorzüge des Systems mit 14 Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen. Zur TipMatic-Charakteristik gehört die Over-the-Air-Freischaltung von manchen Funktionen zur flexibleren Abstimmung auf die jeweilige Nutzung. So sind hier auf diesem Weg bei Bedarf auch sechs weitere Rückwärtsgänge sowie verschiedene Rückfahrgeschwindigkeiten verfügbar.
Software bestimmt Schaltstrategie
Die Neuentwicklung soll sich zudem bei niedriger Geschwindigkeit mit geschlossener Kupplung besonders feinfühlig bedienen lassen. Dabei betätigt das automatisierte Schaltgetriebe selbständig die Kupplung und die Schaltvorgänge. Bei dem mit Last- und Neigungserkennung ausgestatteten TipMatic-System wird zudem software-gesteuert die optimale Anfahr- und Schaltstrategie ermittelt.
Ergänzende Hilfen
Als Ergänzung zur Neuentwicklung hat MAN sein neues Getriebeöl „Motion“ herausgebracht, das den Kraftaufwand bei den Schaltungen reduzieren und somit ebenfalls kraftstoffmindernd wirken soll. Die SAE-Einstufung zu den Fließeigenschaften bei Kälte lautet 75W. Optimierte Schmiereigenschaften sorgen neben der Kraftstoffeinsparung auch für einen geringeren Verschleiß, heißt es.
Als weitere nützliche Assistenzfunktion neben weiteren enthält der Lkw auch die Wegroll- beziehungsweise Rückrollsperre „EasyStart“ mit Kriechfunktion, die „zusätzlich beim reibungslosen Vorankommen“ unterstützen soll. Besonders schnelle Gangwechsel „mit minimalen Zugkraftunterbrechungen“ sind mit der Funktion „SmartShifting“ möglich – ein Faktor, der laut Hersteller auch die Effizienz steigert.
Zur Spriteinsparung trägt laut Bericht vor allem die Abkehr von der Direct-Drive-Auslegung des Getriebes hin zum Over-Drive-Getriebe bei. Besonderes Einsparpotenzial ergebe sich auch aus dem Zusammenspiel mit dem GPS-Tempomaten von MAN „EfficientCruise“ und der vorausschauenden Fahrfunktion Predictive Drive. Das System soll den Streckenverlauf mit Steigungen und Gefällen zum Beispiel bis zu drei Kilometer im Voraus erfassen können, und der Tempomat stellt dann Fahrstufe und Geschwindigkeit entsprechend der wirtschaftlichsten Fahrweise ein.
Weitere Eigenschaften des TipMatic 14-Getriebes: langlebig, geringer Wartungsaufwand, hohes Dauerbremsmoment von bis zu 4700 Nm mit dem Retarder 47.
Neue Bremsen
Zur IAA-Nfz-Messe stellt man auch eine neue Bremsenversion für Lkw-Varianten ab 18 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht vor. Besonderes Kennzeichen der pneumatischen Scheibenbremsen: durch die Innenbelüftung kann die Wärme optimal abgeführt werden, was eine „ausdauernd hohe Bremsleistung“ bewirken soll. Um auch das Restschleifmoment zu verringern, enthält das System eine Bremsbelagrückstellung, die die Bremsbeläge nach dem Lösen der Bremse durch Federelemente selbsttätig wieder von der Bremsscheibe wegdrückt: so lassen sich Lärmbelastung und Verbrauch mindern.
Designelemente
In ihrer Ambition zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs haben die Traton-Ingenieure auch im Design Einsparpotenzial ausgemacht und entsprechend Rahmen und Boden neu gestaltet. Im Bericht heißt es:
„Die Gummilippen der neuen optionalen Rahmenverkleidung für TGX- und TGS-Sattelzugmaschinen auf der rechten und linken Seite verringern an der Ober- und Unterseite die Luftspalte. Damit werden Verwirbelungen und Luftwiderstand reduziert und in der Folge der Kraftstoffverbrauch.“
Windschnittiger machen das Fahrzeug noch weitere Eingriffe im äußeren Erscheinungsbild der künftig mit D30-Motor ausgestatteten MAN-Lkw-Baureihen TGX und TGS: so verbessert die neue aerodynamische Unterbodenverkleidung vor der Vorderachse die Umströmung von Sattelfahrzeugen der Baureihe TGX. Bei den Fahrzeugen ohne Unterbodenverkleidung bewirkt eine verlängerte Spoilerlippe am Frontunterfahrschutz einen ähnlichen Effekt der optimierten Umströmung. Ein neuer Kühlerschutz ist optional erhältlich.
Auch die Erscheinung des Innenraums erhielt ein neues Gesicht mit Farbkombinationen und Akzenten, zum Beispiel Desert Beige, Tuscan Red und Moon Grey mit Silber.
Kabinen-Infotainment
Für die Steuerung der Bedienelemente im Innenraum wurde das volldigitale Hauptinstrument des Modelljahrs 2025 mit neuen Funktionen ausgestattet, zum Beispiel mit einer Zuggesamtgewichtsanzeige. Weitere Neuerungen: Das 12,3-Zoll-Farbdisplay des „Kombiinstruments Professional“ verfügt über ein neu gestaltetes Zeigerdesign und die Startup-Info-Sequenz zeigt einem schon beim Einsteigen die wichtigsten Informationen an, ohne dass man die Zündung betätigen muss. Damit der Fahrer am Steuer weniger abgelenkt wird, wurde der Anzeigemodus mit einer reduzierteren Informationsdarstellung verschlankt.
Verbesserter Geräuschpegel
Zu den visuellen wurden die akustischen Einflüsse optimiert, wozu mehrere Maßnahmen beitragen sollen: zum Beispiel wird die Frontscheibe schallgedämmt durch eine 0,81 mm-starke Akustik-Zwischenfolie, um das Geräuschniveau in der Fahrerkabine zu reduzieren. Mit weiteren Maßnahmen zur Lärmreduzierung hat man beim Motor angesetzt: hier soll die Kapselung des gesamten D30 PowerLion-Antriebsstrangs die Geräuscheinwirkung „nach innen und außen“ mindern.
Rahmenvereinheitlichung mit Bauteil-Standards vereinfacht Handhabung
Neu eingeführt ab dem Modelljahr 2025 wurden auch 16 standardisierte Grundlayouts, die die Komponenten im Fahrzeugrahmen einheitlich anordnen sollen. Dabei orientiert man sich an den typischen Anwendungsfällen einer 4x2-Sattelzugmaschine in normalhoher und niedriger Bauart. Vorteil: „so werden Konfiguration, Wartung, Reparatur, Tankanordnung und nachträgliche Anbauten noch einfacher“, begründet der Hersteller das neue Konzept.
Zur optimalen Nutzung des Bauraums enthalten die D30-Lkw außerdem Kombitanks mit intern getrennten Bereichen für 690 Liter Diesel und 165 Liter AdBlue. Mit dem neuen Modelljahr ist für Fahrzeuge in normalhoher Bauart mit Stoßfänger auch ein neu gestalteter Frontunterfahrschutz sowie eine stabile Pendelaufhängung der untersten Einstiegsstufe erhältlich. Letztere war bisher den Traktionsbaureihen für Baueinsätze vorbehalten.
Over-the-Air-Tools für Aufbauten
Zu den weiteren Funktionen der neuen Sattelschlepper-Baureihe zählt die Möglichkeit, das neue Aufbautastenfeld in der Mittelkonsole oder des Easy Control Tastenfeld in der Fahrertür mit bis zu 10 spezifischen Aufbaufunktionen zu belegen. Aufgespielt werden die Funktionen über die Anwendung MAN PAL over the Air. Hierfür kann der Aufbauhersteller die Parameter und Funktionslogik der elektronischen Aufbauschnittstellen und Bedienfelder eigenständig anpassen, ohne ein Diagnosetool zu benötigen oder in die Werkstatt zu müssen: „MAN PAL ist schnell und direkt über das ABBI Aufbauherstellerportal von MAN aufrufbar“, so MAN.
Kosten kontrollieren mit SimplePay
Mit der Anwendung SimplePay können Flottenmanager die Kosten ihrer MAN- oder auch Mischflotte im Auge behalten. Zugriff auf diese Funktion haben die Kunden über die cloudbasierte Logistikplattform RIO. Dort sind dann Tank- und Ladekarten digital hinterlegt und werden je Fahrzeug (nach Abgasnormen 5 und 6) zugeordnet. Der Service ist in mehreren Ländern verfügbar. Außerdem lassen sich über die Plattform auch weitere Services in Anspruch nehmen und organisieren, die ab sofort verfügbar sind. MAN schreibt:
„Ab der IAA 2024 gibt es die Dienste Tanken, Parkplatz, Waschen, Tankinnenreinigung und einen digital hinterlegten Verfügungsrahmen im Pannenfall.“
So werden Tankvorgänge mit SimplePay über die MAN Driver App oder das MAN Mediasystem autorisiert, Parkplätze und Waschanlagen über die Driver App vorgebucht und bezahlt. Zudem lässt sich in SimplePay für den Pannenfall ein digitaler Budget-Verfügungsrahmen hinterlegen, um anfallende Reparaturkosten zu decken.
Die einzelnen Ausstattungen des Modelljahres 2025 können stufenweise ab Oktober 2024 bestellt werden.
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