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Nur zum Schein autonom: Ford testet Einsätze mit selbst fahrendem Transit

In einem Pilotprojekt haben der Automobilhersteller und die Londoner Hafengesellschaft DP World London Gateway Arbeitsabläufe mit einem autonom fahrenden Lieferfahrzeug und dessen Wirkung auf Testpersonen erprobt.

Der Ford Tansit fuhr am DP World London Gateway Strecken von 3,5 Kilometer Länge "autonom" mit verstecktem Fahrer. | Bild: Ford.
Der Ford Tansit fuhr am DP World London Gateway Strecken von 3,5 Kilometer Länge "autonom" mit verstecktem Fahrer. | Bild: Ford.
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Claudia Leistritz

Der Versuchsaufbau sollte prüfen, inwieweit die selbst fahrenden Transporter die Arbeitsprozesse von Mitarbeitern und Betreibern auf großen Betriebsflächen vereinfachen könnten, berichtet Ford. Das Projekt gehört zum entsprechenden Ford-Forschungsprogramm und will Firmenkunden den Angaben zufolge den Vorteil der „zukunftsweisenden“ Technologie für ihre Unternehmensziele aufzeigen und ihnen neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen.

Bei der Demonstration des Vorgangs waren Mitarbeiter von DP World nur an der Zu- und Abladung von Paketen in und aus in den Laderaum des Ford Transit eingebauten Schließfächern beteiligt. die Zulieferung selbst erfolgte durch den „scheinbar autonom fahrenden“ Transporter, das heißt er wurde versteckt von einem Fahrer bedient, um, wie es heißt, „ein selbstfahrendes Fahrzeug zu imitieren“ und legte dabei zu festgelegten Uhrzeiten einen 3,5 Kilometer langen Weg zurück. Diese Art der Zulieferung bedeute für die Mitarbeiter am Hafen eine große Zeitersparnis, da sie zuvor die Pakete immer selbst am Wareneingang hätten abholen müssen.

Reaktion der Empfänger zur Optimierung nutzen

Das Projekt, das bereits im Juni 2021 startete, will „die Besonderheiten von Kurierservices inklusive der Zustellung von Waren und Paketen bis zur Haustür in den Mittelpunkt“ stellen, berichtet Ford. Von besonderem Interesse sei die Interaktion der Empfänger mit den autonomen Fahrzeugen gewesen, um anschließend den Ablauf entsprechend anpassen zu können. Wie Ford berichtet, sollen die Mitarbeiter von DP World von dem Projekt begeistert gewesen sein und „enthusiastisch“ auf die automatisierte Unterstützung reagiert haben, sagt Richard Balch, Direktor für Autonome Fahrzeuge und Mobilität bei Ford Europa.

Nutzen für Universitäten, Flughäfen, Produktionsstandorte

Überzeugt von dem Projekt, plant man eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den Kunden, um mehr über die Vorteile von selbst fahrenden Fahrzeugen für Unternehmen herauszustellen und daran zu arbeiten, die Technologie „nahtlos in unser Leben“ zu integrieren. Eine Ausweitung des Dienstes auf die Nutzung an Universitäten, Flughäfen und Produktionsstätten sei denkbar. „Wir sehen mit Freude, wie positiv sich diese neue Technologie auf ganz unterschiedliche Branchen und Standorte auswirken kann“, meint Balch.

Weiterer Kooperationspartner

Ford arbeitet bei der Entwicklung der Technologie auch eng mit dem US-amerikanischen Technologieunternehme für autonomes Fahren Argo Al in mehreren großen Städten in den Vereinigten Staaten zusammen, heißt es. Dafür sind über einen Zeitraum von zehn Jahren bis 2025 Investitionen in Höhe von mehr als sechs Milliarden Euro vorgesehen. Ab 2021 stünden davon 4,3 Milliarden Euro als Teil der Mobilitätsinitiative zur Verfügung.

Umfassende Analysen und Tests

Das Projekt war eigenen Angaben zufolge in jedem Schritt genau analysiert und die Beteiligten vor, während und nach dem Versuchszeitraum ausführlich befragt worden. Im Ergebnis hätten sich die Mitarbeiter schnell an den Arbeitsprozess gewöhnt und die Vorteile erkannt und genutzt. Man habe sich im Umgang mit Fahrzeug und Schließfächern gegenseitig unterstützt und auftauchende, absichtlich von den Projektmitarbeitern herbeigeführte Probleme einfallsreich bewältigt wie beispielsweise falsch einsortierte Waren.

„Ein Nutzfahrzeug, das scheinbar von selbst fahren kann, hat bei unseren Kollegen für großes Aufsehen gesorgt. Jeder wollte den neuen Service nutzen“,

sagt Ernst Schulze, Geschäftsführer von DP World Großbritannien. Der Aufwand, selbst mit dem Auto schnell einmal ein Paket abzuholen, erscheine möglicherweise zwar nicht besonders gravierend, so Schulze, allerdings summierten sich diese Fahrten über die Woche und bewirkten, über Monat und Jahr hinweg gesehen, einen merklichen, auch kostspieligen Zeitverlust.

Der DP World London Gateway, auf dessen Gelände die Probefahrten stattfanden, liegt als Tiefsee-Containerhafen etwa 40 Kilometer östlich des Londoner Stadtzentrums. Der Hafen zählt laut Bericht zu den am schnellsten wachsenden Häfen in England. Zusammen mit dem etwa drei Kilometer westlich gelegenen Hafen von Tilbury sowie dem knapp 20 Kilometer noch näher am Zentrum liegenden, kleineren Hafen des Ford-Werks Dagenham gehört er zu einem „neu geschaffenen Konglomerat“ namens „Thames Freeport“. Dieses hat in diesem Jahr von der britischen Regierung den Status eines Freihafens erhalten, mit den seit 19. November damit verbundenen entsprechenden Zoll- und Steuervorteilen.

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