IAA Transportation 2024: Wie Mahle von der neuen Mobilität profitiert
Die Politik ruft zur Dekarbonisierung des Verkehrs – und die Konzerne lassen die Muskeln spielen. Augenscheinlich hat sich die aktuelle IAA Transportation in Hannover, nach eigenen Angaben international führende Plattform für Busse, Logistik, Nutzfahrzeuge und den Transportsektor, unter Zurückdrängung der Verbrennerthemen überwiegend den Bereichen E-Mobilität, neue Antriebe und Ladeinfrastruktur verschrieben – trotz mancher Hürden, die sich der Transformation der Mobilität in der Praxis entgegenstellen.
So rücken die namhaften Lkw-Hersteller, die einen großen Teil ihres Geschäfts immer noch mit herkömmlichen Antrieben bestreiten, ihre neuesten E- und H2-Lkw ins Rampenlicht. Und die großen Zulieferer wie Continental, ZF oder Mahle nutzen ihre Chance und entwickeln passende Komponenten für die neue Mobilität, bemühen sich um nachhaltige Lösungen in ihrem je eigenen Kompetenzbereich. Die Nfz-Schau kann noch bis Sonntag, 22. September 2024, in der niedersächsischen Hauptstadt besucht werden. Als einer der Branchentreiber ist auch Technologiekonzern Mahle mit seinen Innovationen vorne dabei.
Transportsektor wesentlicher Faktor für Klimaschutz
„Ohne Transportsektor kein erfolgreicher Klimaschutz“, verkündet das Stuttgarter Unternehmen und weist damit auf die große Bedeutung des Güterverkehrs, ohne den das Wirtschaftsleben nicht auskommt. Treibhausgasmindernde Lösungen in diesem Segment könnten demzufolge die auch laut Messeprogramm angestrebte Dekarbonisierung voranbringen. Nach Aussagen des Umweltbundesamts (UBA) war der Verkehrssektor in Deutschland im Jahr 2023 für rund 22 Prozent der Treibhausgasemissionen (berechnet als CO2-Äquivalente) verantwortlich, nach der Energiewirtschaft (30 Prozent) und der Industrie (23 Prozent). Danach folgen „Gebäude“ (15 Prozent) und Landwirtschaft (9 Prozent).
Mahle stellt nun auf der ehemaligen IAA Nutzfahrzeuge Neuheiten vor, die nach eigenen Angaben den Nfz-Sektor besonders schnell dekarbonisieren können: denn Angesichts von Prognosen, die von einem kontinuierlich steigenden Transportaufkommen sprechen – bis 2030 sollen es mindestens 40 Prozent mehr sein gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 – stellten Nutzfahrzeuge einen entscheidenden Faktor dar, um letztendlich eine CO2-neutrale Mobilität zu erreichen.
Für dieses Ziel scheint man sich vor allem auf batterieelektrische und Wasserstoff-Antriebe zu konzentrieren, hat dabei zumindest am Rande aber auch die sich bietenden Möglichkeiten zum kohlenstoffarmen Betrieb von Verbrennermotoren im Auge. Bei dem baden-württembergischen Technologieanbieter stehen aber vor allem Lösungen für Brennstoffzellen-Lkw und im Speziellen das Thermomanagement bei alternativen Antrieben im Vordergrund der Präsentation. Auch eine Schwerlast-E-Achse wird ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Laut Mahle-CEO Arnd Franz achtet man bei den Entwicklungen besonders auf den wirtschaftlichen Wert für den Kunden:
„Unser Anspruch ist, ein nachhaltiges Transportwesen zu gestalten, um damit die Basis für wirtschaftliches Wachstum zu stärken“.
Mehrgleisiges Programm
Zu den Ambitionen von Mahle heißt es, man entwickle Komponenten und Systeme für batterieelektrische wie auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Doch auch den Verbrenner-Bereich hat man noch im Visier: hier gehe es darum, den Motor „fit für den Einsatz von Wasserstoff und weiteren erneuerbaren Kraftstoffen“ zu machen, den Verbrennermotor also für einen möglichst „klimaneutralen Betrieb“ zu optimieren.
Brennstoffzelle
Erstmals präsentiert Mahle auf seinem Stand ein „Gesamtsystem eines Brennstoffzellen-Lkw mit Brennstoffzellenperipherie, Thermomanagement und einer vollfunktionsfähigen Schwerlast E-Achse“, heißt es in der Pressemeldung zur Nfz-Leistungsschau, die im Wechsel mit der Pkw-bezogenen Münchner IAA Mobility in den geraden Jahren stattfindet. Speziell auch für diesen Anwendungsbereich der Elektromobilität empfiehlt das Unternehmen seinen SCT E-Motor (Super Continuous Torque).
Thermomanagement
Als weitere Produktneuheiten, die zum Teil bereits vorgestellt wurden, stehen eine laut Angaben leistungsstarke und kraftstoffsparende Verdunstungskühlung für „anspruchsvolle Brennstoffzellen- und E-Fahrzeuge“ sowie ein besonders leiser bionischer Lüfter für E-Fahrzeuge im Mittelpunkt des Mahle-Standes in Halle 12. Der Lüfter wurde, wie berichtet, nach dem Vorbild von Eulenflügeln gestaltet und soll einen um die Hälfte verringerten Schalldruckpegel von E-Lkw unter Volllast oder beim Schnellladen ermöglichen.
Der Hersteller betont seine nachgefragte Kompetenz auf dem Gebiet von Entwicklungen für E-Lkw: so sei man „in allen aktuell elektrifizierten Trucks mit Komponenten in signifikantem Umfang vertreten und an allen derzeit laufenden großen Wasserstoffmotorenprojekten und Entwicklungsprojekten für Brennstoffzellenfahrzeuge beteiligt“.
„E-Mobilität birgt großes Potenzial“
Mahle bewertet die zunehmende Elektrifizierung des Transportsektors für sich selbst offenbar als besonders lukrativ. Zwar heißt es allgemein, E-Fahrzeuge enthielten wesentlich weniger Bauteile als herkömmliche verbrennerbetriebene. Doch Mahle sieht die Entwicklung offenbar auch als große Chance. So sagte CEO Arnd Franz beim Pressetermin zu Beginn der Messe, der Anteil an Mahle Komponenten pro Fahrzeug sei bei batterieelektrischen Lkw im Vergleich zu „traditionellen Verbrennern“ sogar doppelt so groß; betrachte man den Anteil bei Brennstoffzellen-Trucks, verdopple sich die Anzahl der Komponenten gar noch einmal.
Brennstoffzellen-Lkw enthielten demgemäß dann also vier Mal so viele Mahle-Komponenten wie ein vergleichbarer Diesel- beziehungsweise Verbrenner-Lkw. Entsprechend hoch nimmt sich folglich die Motivation aus, die Technologien voranzubringen: „Für Mahle ist der nachhaltige Nutzfahrzeugsektor also ein bedeutendes Geschäftsfeld“.
Global gesehen auf Technologievielfalt setzen
Aktuell werden von dem Stuttgarter Traditionsunternehmen mit Gründungsdatum 1920 laut eigenen Angaben mehr als 120 internationale Nutzfahrzeugmarken im On- und Off-Highway-Bereich beliefert. Das stetig wachsende Nutzfahrzeuggeschäft macht etwa ein Fünftel des gesamten Mahle-Erstausrüstungsgeschäfts aus.
Doch vor allem mit Blick auf die weltweit sehr unterschiedlichen Bedingungen pflegt der Konzern eine technologieoffene Herangehensweise an die Herausforderungen, die die Transformation der Mobilität mit sich bringt: schließlich wiesen die einzelnen Weltregionen im Transportwesen sehr unterschiedliche Anwendungsfälle, gefahrene Distanzen, Nutzlast, aber auch vorhandene Infrastrukturen auf, die auf dem Weg zur Dekarbonisierung berücksichtigt werden müssten. Je nach Szenario aber könne Mahle die entsprechenden Produkte liefern. So betont Arnd Franz:
„Wir setzen auf Technologievielfalt, um das Transportwesen mit seinem breiten Anforderungsprofil schnellstmöglich zu dekarbonisieren. Mahle hat die passenden Technologien im Angebot. Unsere Produkte sind entwickelt, getestet und bereit für die Serienanwendung.“
Erfahrungen mit dem Weltmarkt bringt der Automobilzulieferer jedenfalls mit: so fährt eigenen Angaben zufolge derzeit jedes zweite Fahrzeug rund um den Globus mit Entwicklungen aus dem Haus des Spezialisten für Pkw- und Nfz-Komponenten.
Die Aktivitäten des baden-württembergischen Technologieriesen verteilen sich auf fünf große Geschäftsbereiche: Motorsysteme und –komponenten, Filtration und Motorperipherie, Thermomanagement, Elektronik und Mechatronik sowie Aftermarket. Das Portfolio listet auch Produkte für den Motorsport und leistungsfähige Motoren verschiedener Größen, Lösungen für das Industrie-Thermomanagement und Bedien- und Steuergeräte. Der Umsatz des Unternehmens mit seinen über 72.000 Mitarbeitern, 148 Produktionsstandorten und 11 Technologiezentren in 29 Ländern betrug im Jahr 2023 rund 13 Milliarden Euro.
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