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Wirtschaftsstandort stärken: Forderungen des GVA für saubere Mobilität

Der Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA) will eigenen Angaben zufolge die kommende Bundesregierung im Bemühen um eine saubere und zugleich sozial verträgliche Mobilität unterstützen – stellt aber auch Forderungen.

Für einen fairen Wettbewerb fordert der GVA unter anderem für die Marktteilnehmer freien Zugang zu den Fahrzeugteildaten. | Symbolbild: Counselling; Pixabay.
Für einen fairen Wettbewerb fordert der GVA unter anderem für die Marktteilnehmer freien Zugang zu den Fahrzeugteildaten. | Symbolbild: Counselling; Pixabay.
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Claudia Leistritz

In einem offenen Schreiben mit Forderungen an die neue Bundesregierung weist der Branchenverband des freien Kfz-Teile-Großhandels in Deutschland auf die seines Erachtens für die Mobilität der Zukunft notwendigen Rahmenbedingungen hin. Um umweltfreundliche und zugleich soziale Mobilitätlösungen voranzubringen, heißt es darin, seien vor allem drei Punkte ausschlaggebend:

1. Alternativen des freien Kfz-Ersatzteil-Marktes erhalten

Da etwa 80 Prozent der Ersatzteile nicht von den Autoherstellern, sondern den Teileherstellern gefertigt und in dieser Form an die Automobilindustrie wie den freien Ersatzteilmarkt geliefert würden, sollte der freie Kfz—Teilehandel weiterhin als Alternative zu den Produkten der Fahrzeughersteller bestehen bleiben und gleichwertige Teile anbieten können. Bezahlbare Mobilität böten allerdings nur wettbewerbskontrollierte Preise.

Codes der Bauteile erschweren Verwendung von Alternativen

Immer mehr Fahrzeugersatzteile jedoch würden von den Fahrzeugherstellern mit Codes versehen, die sowohl die Recherche nach dem richtigen Produkt, wie auch ein Anmelden oder Anlernen eines neu eingesetzten Bauteils am Fahrzeug erschwerten, wenn nicht gar verhinderten. So werde jedoch die Verwendung bezahlbarer Alternativen zu den Produkten der Fahrzeughersteller und somit ein Wettbewerb mit Ersatzteilen des freien Teilemarktes verhindert.

Die Cybersicherheit als Grund für dieses Hindernis dürfe nicht als Vorwand dienen, auf diese Weise den Ersatzteilmarkt zu behindern; nötige Sicherheitsstandards müssten stets eingehalten werden können. Daher sollten die Marktteilnehmer entsprechende Zugriffsrechte erhalten.

Als Voraussetzung für einen gleichberechtigten und fairen Zugang für Wettbewerber habe daher die Bundesregierung bei der EU-Kommission für eine entsprechende Ausgestaltung der Codierung von Kfz-Teilen und –Komponenten zu sorgen.

2. Klimaschutzziele mit Technologieoffenheit erreichen

Der Klimaschutz solle „mit Vernunft und Augenmaß“ gestaltet werden, so der GVA weiter. Die große Aufgabe der Energie- und Verkehrswende könne von der starken mittelständischen Industrie des Technologie- und Innovationsstandorts Deutschland durchaus gestemmt werden.

Elektrofahrzeuge versus Verbrenner

Allerdings werde die einseitige Festlegung auf eine Technologie wie die E-Mobilität auf mittlere Sicht nicht zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen können. Auch wenn der Staat Elektrofahrzeuge massiv fördere, würden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor für viele Menschen noch lange unverzichtbar bleiben. Für diese müsste auch für längere Zeit noch eine bezahlbare Autonutzung gewährleistet sein:

„Mobilität darf nicht zur Spaltung zwischen Stadt und Land oder im Einkommensbereich führen.“

Rechtliche Voraussetzungen schaffen

Daher sollten mehrere bekannte technologische Ansätze weiterverfolgt, aber ebenso auch ein entsprechender „diskriminierungsfreier“ rechtlicher Rahmen geschaffen werden, damit innovative Ideen in einem freien Wettbewerb und gleichberechtigt gegeneinander antreten könnten.

Zum Beispiel seien „klimaneutrale E-Fuels“ in steuer- und zulassungsrechtlicher Hinsicht nicht länger zu benachteiligen, sondern als „Teil der Lösung“ anzusehen, da diese in Verbrennerfahrzeugen verwendet werden und zu einer saubereren Mobilität beitragen könnten:

„Durch die Förderung klimaneutraler E-Fuels würde eine saubere Lösung für den großen Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennern geschaffen.“

Daher solle die künftige Bundesregierung die Antriebe technologieoffen fördern und damit sowohl Klimaschutz und Innovationsschutz wie auch bezahlbare individuelle Mobilität gleichermaßen berücksichtigen.

3. Zugang zu Fahrzeugdaten für Independent Aftermarket

Durch die zunehmend komplexer werdende Technik von Fahrzeugen werden während des Fahrens große Mengen an „dynamischen Daten“ gesammelt, die über Funk („over the air“) in Echtzeit Aufschluss über den Betriebs- und Wartungszustand von Fahrzeugen vermitteln. Bestehende wie zukünftige innovative Serviceleistungen hingen jedoch vom Zugang zu diesen Daten ab, beispielsweise in Hinsicht auf die „vorausschauende Wartung“ (predictive maintenance).

Daher sei es notwendig, alle „berechtigten“ Teilnehmer im Independent Kfz-Aftermarket unter den gleichen Sicherheitskriterien einen gleichberechtigten Zugang zu diesen Echtzeit-Fahrzeugdaten der Fahrzeughersteller zu ermöglichen. Denn nur auf diese Weise könne der Wettbewerb weiterhin „als Grundlage für verbraucherfreundliche Mobilität“ funktionieren.

Von diesen Anschlussmärkten, so das Schreiben weiter, dürften die Marktteilnehmer auf den Folgemärkten, die an der Ersatzteilversorgung, der Fehlerdiagnose und der Wartung sowie Reparatur von Fahrzeugen arbeiteten, durch Verhinderung des Zugangs zu diesen grundlegenden Informationen nicht ausgeschlossen werden.

Mittelstand stärken

Der GVA fordert in dieser Hinsicht eine sichere Onboard-Telematik-Plattform (S-OTP). So könnten Wirtschaftswachstum und Innovationen gefördert, der Mittelstand als Rückgrat des Wirtschaftsstandortes Deutschland gestärkt werden. Man befürworte jegliche Überlegungen, die die lokalen mittelständischen Unternehmen für einen fairen Wettbewerb unterstützten.

Bei der digitalpolitischen Strategie der neuen Bundesregierung und der EU-Kommission seien daher Rechtssicherheit und Transparenz beim Zugang zu Fahrzeugdaten zu schaffen, um so Innovationen für Serviceleistungen rund um das Auto voranzubringen, heißt es abschließend.

Der GVA als Branchenverband und politische Interessenvertretung des freien Kfz-Teile-Großhandels in Deutschland hat seinen Sitz in Ratingen und sieht sich nach eigenen Angaben auch als Repräsentant für die rund 2.000 Einzelhändler von Kfz-Ersatzteilen in Deutschland.

 

 

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