In Wernigerode fahren Biogas-Busse von Scania
Sieben Biogasstadtbusse vom Typ Citywide LF haben die Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) in Sachsen-Anhalt von Scania erhalten. Gefördert mit EU-Mitteln, sind die Busse für den Einsatz in Wernigerode vorgesehen, einem Erholungsort mit knapp 33.000 Einwohnern. Es sind die ersten Gasbusse von Scania, die in Deutschland mit Biogas betrieben werden.
Als Antrieb dient jeweils ein Fünfzylindergasmotor mit 9 l Hubraum und 280 PS. Die Fahrgestelle werden am Scania-Hauptsitz im schwedischen Södertälje hergestellt, die Endmontage findet im polnischen Werk Slupsk statt. Die 32 Sitze an Bord haben ähnlich wie in Regionalbussen hohe Lehnen und sind dadurch bequemer. An einigen Sitzgruppen gibt es USB-Ladebuchsen, der Innenraum ist vollklimatisiert und der Einstieg barrierefrei.
Biomethan von Verbio
Die HVB will die Busse auf ihren fünf Stadtlinien ausschließlich mit Biomethan des Herstellers Verbio aus Sachsen-Anhalt fahren. Die Wernigeroder Stadtwerke sorgen dabei für den Nachschub. Das Gas wird ausschließlich aus landwirtschaftlichen Abfallstoffen und Stroh hergestellt. Produkte, die für Nahrungsmittel verwendet werden könnten, kommen dabei nicht zum Einsatz. "Wir werden durch dieses Projekt 100.000 l Diesel einsparen", sagt HVB-Geschäftsführer Christian Fischer.
Diese Einsparung entspreche 300 t CO2. Im Vergleich zu den Dieselfahrzeugen, die durch die Citywide LF ersetzt werden, würden künftig bis zu 90 Prozent weniger CO2-Emissionen anfallen. In Wernigerode entstehe damit der erste nahezu CO2-neutrale Stadtverkehr in den östlichen Bundesländern.
Einsatz im Notfall
Dass auf die Scania Busse künftig auch mal überraschende Einsätze warten könnten, darauf weist der stellvertretende Oberbürgermeister Immo Kramer mit Blick auf die zeitgleich andauernden Löscharbeiten am nahegelegenen Brocken hin. Einige Tage zuvor war unterhalb des Berggipfels ein großflächiger Waldbrand ausgebrochen. Touristen und Wanderer wurden mit Hilfe der HVB evakuiert: "Auch das müssen die Busse können – nicht nur im Flachland fahren, sondern auch im Harz auf 1.100 m Höhe."
Technische Vorteile bei Betrieb und Wartung
Natürlich ist es vor allem der tägliche Linienbetrieb, in dem sich die neuen Scania-Busse bewähren müssen. Werkstattleiter Dirk Blum wird ein genaues Auge darauf haben – und er ist optimistisch. Die gasbetriebenen Busse hätten in der Handhabung diverse Vorteile gegenüber denen mit Dieselantrieb. Zum einen seien die Fahrgeräusche geringer, sowohl für die Fahrgäste als auch für die Kollegen am Steuer. Zum anderen verringere sich im Vergleich der Wartungsaufwand:
"Die Diesel mit Euro 6 haben eine komplizierte Abgasnachbehandlung, die auf hohe Temperaturen angewiesen ist."
Diese würden bei den Fahrzyklen in der Stadt aber kaum erreicht, weshalb mehr Arbeit in der Werkstatt entstehe. Bei den Ottomotoren der neuen Biomethanbusse spielen Probleme mit der Abgasnachbehandlung kaum eine Rolle.
Bereits in der kommenden Woche will die HVB, die über insgesamt 134 Busse verfügt, die sieben neuen Scania Citywide LF im Linienverkehr einsetzen. Ihre Dieselvorgänger werden dann sukzessive ausgemustert, heißt es.
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