StreetScooter dementiert Praxisprobleme

Selbst entwickeltes Elektrozustellfahrzeug soll laut einem Zeitungsbericht im Praxiseinsatz im Winter längst nicht die versprochene Reichweite erzielen. Es soll auch zu Ausfällen gekommen sein.
Probleme im Winterbetrieb: Die Deutsche Post weist die Vorwürfe der Zeitung "Die Welt" zurück und will beim StreetScooter dennoch kontinuierlich Verbesserungen in die Serie einfließen lassen. (Bild: DPDHL)
Probleme im Winterbetrieb: Die Deutsche Post weist die Vorwürfe der Zeitung "Die Welt" zurück und will beim StreetScooter dennoch kontinuierlich Verbesserungen in die Serie einfließen lassen. (Bild: DPDHL)
Redaktion (allg.)

Nach einem Bericht der Zeitung "Welt" soll das von Deutsche Post DHL selbst entwickelte und mittlerweile in Stückzahl von 5.000 Exemplaren im Einsatz befindliche Elektrozustellfahrzeug StreetScooter Work in der Praxis zahlreiche Probleme machen. Vor allem die Reichweite entspreche in den Wintermonaten nicht den Erfordernissen des Alltagseinsatzes, will die Zeitung durch Recherchen in mehreren Bundesländern herausgefunden haben. Statt 100 Kilometer soll sie bei kühler Witterung maximal bei 70 Kilometer liegen.

Fahrer würden sich scheuen, die Sitzheizung oder die Bordheizung zu aktivieren, um die Reichweite nicht zu beeinträchtigen. In Süddeutschland berichten laut der Tageszeitung Betriebsräte von technischen Mängeln der Heizung sowie von einer viel zu geringen Reichweite. Den Aussagen zufolge gebe es Ausfälle des StreetScooters, die im zweistelligen Prozentbereich liegen. "Die Probleme zu lösen wäre wichtiger als dauernd in der Presse zu sagen, wie toll dieses Arbeitsgerät ist", erklärte ein Betriebsrat gegenüber der "Welt".

Auch hätten dem Vernehmen nach Postboten wegen der Leichtbauweise des Fahrzeugs auf freien Strecken Angst vor Unfällen. In mehreren Fällen soll die Motorhaube während der Fahrt aufgesprungen sein. Auch Liegenbleiben auf der Strecke gehören laut Bericht zum Problemkatalog. In Berlin soll es auch zu Komplettausfällen an den Fahrzeugen gekommen sein.

Lücken im Servicenetz

Trotz einer Kooperation mit dem freien Werkstättennetz G.A.S., die im Juni 2017 verkündet worden war, scheint es mit den Reparaturen bisher zu haken, weil sich kaum Werkstätten mit der Technik auskennen. Die Zeitung zitiert abschließend einen Betriebsrat mit dem vernichtenden Urteil: "Man hätte das Fahrzeug erst einmal ausreifen lassen und zu Ende entwickeln sollen, anstatt so zu tun, als sei es ein ordnungsgemäßes Auto."

Im vergangenen Sommer hatte das ZDF-Magazin "WiSo" bereits über Klagen von StreetScooter-Fahrern aus Hamburg berichtet, die in die gleiche Richtung gingen: Mäßige Wintertauglichkeit, sich öffnende Motorhauben, abrupte Motorstillstände. Damals wie heute hatte die DPDHL gegenüber den Medien abgewiegelt. Man könne die Kritik nicht nachvollziehen, die Fahrzeuge liefen auch im Winter größtenteils ohne Beanstandungen. "Wir haben überhaupt kein Winterproblem mit dem StreetScooter", erklärte ein Sprecher der Post aus Bonn. Es könne schon mal vorkommen, dass ein Auto nicht anspringe. Aber sonst seien keine Fälle bekannt, zitiert die "Welt" weiter.

(jr)
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