CeTrax lite: ZF produziert tausendsten E-Antrieb für leichte Nutzfahrzeuge
Vor recht genau einem Jahr begann die Nutzfahrzeugsparte (Commercial Vehicle Solutions; CVS) des Friedrichshafener Automobilzulieferers ZF mit der Serienproduktion seines ersten rein elektrischen Zentralantriebs für Vans und leichte Lkw bis 7,5 Tonnen, des CeTrax lite. Bereits jetzt kann der Hersteller tausend produzierte Einheiten vermelden. Die hohe Nachfrage nach den leichten Verteiler-Lkw „ELF EV“ des japanischen Kunden Isuzu soll den Hochlauf gepusht haben, heißt es in der Pressemeldung.
Nachgefragte elektrische Zentralantriebe für leichte und schwere Lkw
ZF entwickelt und produziert bereits eine Reihe von elektrischen Komponenten auch für schwerere Nutzfahrzeuge, darunter den Achsantrieb AxTrax, der Mitte letzten Jahres in neuester Generation vorgestellt wurde. 2020 hatte der Technologiekonzern einen „technologieoffen“ angelegten E-Antriebs-Baukasten für schwere Lkw und Busse angekündigt. Die CeTrax-Produktlinie wurde als elektrischer Zentralantrieb für Nutzfahrzeuge entwickelt.
Als "großer Bruder" des CeTrax lite dient CeTrax als zusätzlicher elektrischer Zentralantrieb für Busse und Lkw mit konventioneller Anordnung des Antriebsstrangs und soll bei anspruchsvollen innerstädtischen Einsätzen die Emissionen reduzieren. Die 2020 in Serie gegangene Komponente, die ebenfalls am ZF-Hauptsitz Friedrichshafen gefertigt wird, ist den Angaben zufolge ebenso stark nachgefragt wie der CeTrax lite. Bestellt wird das vorwiegend in Bussen eingesetzte Bauteil vor allem von Kunden aus Korea, USA, Australien und Europa. Laut Anbieter hat sich das Produkt aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit und Zuverlässigkeit im „harten ÖPNV-Alltag“ bereits weltweit bewährt.
CeTrax 2 dual in der Pipeline
Und so kommt der Konzern der Nachfrage auch durch die Fertigung des neuen elektrischen Modells CeTrax 2 dual entgegen, die laut eigenen Angaben noch in diesem Jahr 2024 starten soll. Der Vorgänger CeTrax 2 ist vor allem für Baustellenfahrzeuge gedacht. Ende Oktober 2022 schrieb ZF zu dem elektrischen Zentralantrieb für Schwerlaster, er könne Baustellenfahrzeuge bis 44 Tonnen Gesamtgewicht „effizient, komfortabel und lokal emissionsfrei“ bewegen und solle als modulares Antriebssystem „die Entwicklung, Abstimmung und Zulassung neuer Baustellenfahrzeuge beschleunigen“.
CeTrax 2 dual dient nun auch für anspruchsvollere Aufgaben, also zum Einsatz in schweren Lkw und Bussen, passt „nahtlos“ in den Getriebe-Bauraum eines Verbrennerfahrzeugs und gibt Herstellern die Möglichkeit, auf einer einzigen Fahrzeugplattform Nutzfahrzeuge wahlweise mit herkömmlichem, also verbrennerbasierendem oder elektrischem Antrieb anzubieten. Dabei ist das Modell so konzipiert, dass es modulare und eigenentwickelte Komponenten wie E-Motoren, Inverter, ECU (Electronic Control Unit; Steuergerät), E-Aktuatoren und Getriebe in einer „innovativen One-Box-Lösung“ integriert – ein laut Hersteller kompaktes System mit geringem Gewicht und hoher Leistung.
ZF bietet diesen Bauteilkomplex sowohl für schwere Lkw wie auch für verschiedene Busanwandungen wie Solo-, Gelenk- und Reisebusse in Niederflur- wie Hochbodenanordnung an. Das System enthält zwei Hairpin-Elektromotoren mit einer Dauerleistung von 380 kW. Ein 3-Gang-Getriebe mit 2 E-Aktuatoren soll hierbei die Effizienz des E-Antriebsstrangs optimieren.
Implementierung ohne viel Aufwand
Die Besonderheit des CeTrax-Konzepts liegt darin, dass die rein elektrischen Zentralantriebe die bestehenden Nutzfahrzeugplattformen elektrifizieren können. So bliebe den Herstellern allzu viel Entwicklungsaufwand für ein rein elektrisches Fahrzeugportfolio erspart, wie ZF herausstellt. Der „große“ CeTrax eigne sich vor allem für Hersteller von Stadtbussen, aber auch Spezialfahrzeuge in Häfen und Logistikzentren. Für den CeTrax lite hingegen seien kleinere Liefer-Lkw oder Sonderfahrzeuge für die „Letzte Meile“ die geeignete Zielgruppe: gelten hier innerstädtische Umweltzonen, müssten sie ohnehin „lokal emissionsfrei“ fahren. Laut ZF diente ein Pkw-Elektromotor mit 150 kW Spitzenleistung als technische Basis für die Entwicklung. Den Demo-Truck hat man im japanischen Yokohama getestet.
Als rein elektrischer Antrieb kommt der 120 Kilogramm „schwere“ CeTrax lite auf eine Spitzenleistung von 150 kW und ein Drehmoment von 1.500 Nm. Die Komponente sitzt zentral im Fahrzeugrahmen an der Stelle, an der in herkömmlichen „Verbrenner“-Lkw das konventionelle Getriebe seinen Platz hat. Erster Kunde ist der japanische Pkw- und Nfz-Hersteller Isuzu mit Sitz in Tokio, der neben dieselbetriebenen auch elektrische Fahrzeuge produziert. Seit Oktober 2023 liefert das Unternehmen seine Elf EV Fahrzeuge mit CeTrax lite an Kunden weltweit.
Den ELF leicht-Lkw entwickelte Isuzu bereits 1959, mit einer Nutzlast von zwei Tonnen. Der Laster entwickelte sich zum Dauerbrenner und stellt nach eigenen Angaben in Japan bis heute den Marktführer im Segment leichte Nutzfahrzeuge dar. Heute verfügt das Produkt über ein Gesamtgewicht von bis zu 7,5 Tonnen und wird seit 2023 in der siebten Generation gefertigt. Im gleichen Jahr kam die reine Elektroversion ELF EV als Leitprodukt für die erstmalige Verwendung des CeTrax lite heraus.
Rein elektrischen und lokal emissionsfreien Lieferverkehr forcieren
Die hohe Nachfrage bei Isuzu feuert nun auch die Produktion bei dem Friedrichshafener Technologieanbieter an. Den Angaben zufolge erweitert sich der Abnehmerkreis für den elektrischen Zentralantrieb noch in diesem Jahr um den europäischen und den US-amerikanischen Markt. Mit der Lösung habe man bei den Marktanforderungen ins Schwarze getroffen, meint Kleber Vinhas, Standortleiter des ZF-Werks Friedrichshafen:
„CeTrax lite ist auf dem Weg, ein weltweites Erfolgsprodukt zu werden und forciert den rein elektrischen und lokal emissionsfreien Lieferverkehr.“
Parallel hierzu werden weitere Serienanläufe vorbereitet: so wie als nächstes der schon angesprochene CeTrax 2 dual als elektrischer Zentralantrieb für schwere Nutzfahrzeuge.
Mit einem hohen Grad an eigenproduzierten Bestandteilen erreicht das Unternehmen dazu eine hohe Wertschöpfungstiefe bei dem CeTrax lite: zur Endmontage in Friedrichshafen, wo der CeTrax lite im 2-Schicht-Betrieb zusammengesetzt wird, kommen viele Komponenten von anderen ZF-Standorten wie Schweinfurt oder Auerbach. Ein Faktor der dazu beiträgt, dass Hard- und Software der Entwicklung optimal aufeinander abgestimmt sind, wie Vinhas betont. Ergebnis sei eine besondere Effizienz des CeTrax im Praxiseinsatz.
ZF beschäftigte weltweit im Jahr 2023 rund 168.700 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 46,6 Milliarden Euro. Die insgesamt 162 Produktionsstandorte sind auf 31 Länder verteilt.
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