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Obus: WHZ entwickelt Tradition weiter

Die Westsächsische Hochschule Zwickau modernisiert eine alte Busgattung. Dabei kontaktieren die Abnehmerstangen der Oberleitungsbusse den Stromdraht selbständig.

In Esslingen sind die Oberleitungsbusse eine ÖPNV-Tradition - ähnlich wie in Eberswalde und Solingen. (Bild: PROFI Werkstatt)
In Esslingen sind die Oberleitungsbusse eine ÖPNV-Tradition - ähnlich wie in Eberswalde und Solingen. (Bild: PROFI Werkstatt)
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Martin Schachtner

Seit mehr als 100 Jahren ist der Oberleitungsbus im Einsatz. Er fährt in zahlreichen Ländern Europas und gehört beispielsweise in Salzburg oder Bologna, aber auch in Eberswalde, Esslingen und Solingen zum gewohnten Straßenbild. An der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) ist das im Volksmund Strippenbus genannte Fahrzeug sogar Teil der Forschungslandschaft. Kürzlich hat sich die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange auf der Teststrecke der Westsächsischen Hochschule Zwickau über den Stand der Entwicklungen informiert.

„Hier wird deutlich, dass wissenschaftliche Forschungen im Bereich der Mobilität, die eine Verringerung oder Vermeidung von Schadstoffen zum Ziel haben, in alle Richtungen gehen und auch bewährte Technologien zur Grundlage nehmen", erklärte die Ministerin.

Im Fokus der Wissenschaft: Im Rahmen des Entwicklungsvorhabens AOSA plus (Automatisches Oberleitungs-Stromabnehmersystem für Hybrid-Oberleitungsbusse) wurde ein ursprünglich mit Diesel betriebener Bus zum Batterie-Oberleitungsbus umgebaut.

Der Elektrobus dient laut Mitteilung als Technologieträger für den eigentlichen Kern der Forschungsarbeiten: Die WHZ untersucht das Stromabnehmersystem, bei sich dem die Stromabnehmerstangen nach einer oberleitungsfreien Strecke wieder selbstständig an die Oberleitung anlegen. Auf diese Weise können die Obusse Streckenabschnitte mit und ohne Oberleitung bewältigt werden. Bei der SVE in Esslingen ist dieses automatische An- und Abdocken beispielsweise in Form einer modernen Solaris-Flotte bereits Standard.

Verkanntes Genie

Hybrid-Oberleitungsbusse kombinieren, anders als man es von dem Begriff Hybridantrieb gewohnt ist, keinen Elektromotor mit dem Diesel- oder Benzinaggregat, sondern haben eine kleinere Batterie an Bord, um kürzere Distanzen bis zu 20 Kilometer auch ohne Oberleitung zu überbrücken. Auf diese Weise gelangen die Fahrzeuge auch an ihren überdachten Stellplatz oder in die Werkstatt. In Esslingen sind übrigens einige Werkstattspuren ebenfalls verdrahtet. Die Fahrdrähte reichen sogar in die Waschanlage auf dem Betriebshof. Sobald ein Batterie-Oberleitungsbus wieder unter Fahrdraht kommt, fährt er mit dem Strom aus der Leitung und lädt gleichzeitig die Batterien wieder auf.

Professor Dr.-Ing. Matthias Thein sieht in Oberleitungsbussen die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs: Der Batterie-Oberleitungsbus sei das verkannte Genie im ÖPNV. "Er ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht das nachhaltigste nicht-schienengebundene Fahrzeug im Bereich der E-Mobilität", erklärte der Projektleiter.

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