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Leichte Elektro-Nfz: Fahrbericht Tropos Able XT

Für Einsätze auf Kurz- und Mittelstrecken in der Logistik: Tropos Motors, Tochter des Auto-Logistikers Mosolf, geht mit dem Able an den Start. Und sieht für das L7e-Fahrzeug ein breites Spektrum. Gleichwohl darf man nicht den Maßstab eines "echten" Vans anlegen.

Startschuss für den Leichtlaster: Der Tropos Able will eine breite Spanne an Nutzern begeistern - mit pragmatischem Ansatz, emissionsfreiem Antrieb und niedrigen Kosten. Wir starteten eine "Herne-Tour" ab Werk. | Foto: J. Reichel
Startschuss für den Leichtlaster: Der Tropos Able will eine breite Spanne an Nutzern begeistern - mit pragmatischem Ansatz, emissionsfreiem Antrieb und niedrigen Kosten. Wir starteten eine "Herne-Tour" ab Werk. | Foto: J. Reichel
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Claudia Leistritz
(erschienen bei Transport von Christine Harttmann)

Überfrachten sollte man den Tropos Able XT nicht. Und zwar nicht im wörtlichen Sinne, denn er schleppt tatsächlich so viel Nutzlast wie ein kleiner Transporter mit 565 kg (soll noch angehoben werden) und bietet auf wenig Fläche (3,70 Länge, 1,40 Meter Breite, 1,90 Meter Höhe) enormes Volumen (3,5 bis 4,5 Kubikmeter beim XL). Aber ihn deshalb mit der Erwartung im bildlichen Sinne zu überfrachten, er sei auch wie ein konventioneller Transporter, das produziert nur eine Fallhöhe, der das L7e-Modell nicht gerecht werden kann. Und ein Anspruch, an dem schon Streetscooter letztlich gescheitert ist. Das soll dem Tropos erspart bleiben, dessen technische Urheberschaft der US-Hersteller gleichen Namens reklamiert, dessen Lizenz man für Europa übernimmt.

Weshalb der Tropos Able vor allem beim Preis Maß hält ab 18.000 Euro für die Basis namens ST mit Blei-Gel-Akku, ab 23.000 Euro für den stärkeren, Lithium-Ionen-bewehrten XT Netto bei guter Grundausstattung und versprochenermaßen sehr niedrigen "Sprit-Kosten" von 2,84/100 km. Zudem ist man gerade dabei, im Verkehrsministerium auf eine Integration der Leicht-E-Fahrzeuge in die Bafa-Regelung der "Innovationsprämie" zu integrieren. "Es gibt keinen Grund, warum diese Fahrzeuge nicht gefördert werden", mahnt der Tropos-Geschäftsführer und frühere Hyundai-Deutschland-Chef Hartmut Schrick, der den jüngsten "Genie-Streich" des Automobillogistikers Mosolf vorantreiben soll, im Geschäftsfeld des Sonderfahrzeugbaus, das vom Behördenumbau etwa von Polizeifahrzeugen bis zur Elektroumrüstung reicht.

Unter dem Radar der großen Van-Hersteller

Wie auch immer: "Das ist kein konventioneller Transporter und wir vermuten, die Stückzahlen, die er dem klassischen Van-Segment abnimmt, werden erst einmal überschaubar sein", prognostiziert Schrick. Man bewege sich hier "unter dem Radar" mit angepeilten Stückzahlen von 250 Exemplaren pro Monat, die man an den gerne diversiviziert aufgestellten Kunden bringen will - vom GaLa-Bauer, über Kommunaldienste, Lieferservices oder Intralogistiker. Ein Kunde sei sogar mit dem Fahrzeug in sein Hotel gefahren, um die Küche zu beliefern, erzählt Schrick bei unserem Vor-Ort-Termin an der Produktionsstätte in Herne blumig. Hier werden die SKD-Bausätze, die man in China im Auftrag und sorgfältig kontrolliert fertigen lässt, zusammengefügt, in drei bis sechs Stunden ist einer der Elektronutzfahrzeuge montiert. "Endmontage und Qualitätskontrolle, das wollen wir unbedingt hier haben", unterstreicht Schrick. Ebenso kommen die Aufbauten von hiesigen Herstellern, bei den Ausbauten ist man derzeit auch in Gesprächen, unter anderem mit Branchengröße Bott.

Eher ein "Gefährt" als ein "Fahrzeug"

Aber wie war das jetzt mit der Erwartung: Die gilt es herunterzuschrauben. Denn der Able XT, die stärkere Variante mit Lithium-Ionen-Akkus zwischen dem Rahmenträgern agiert eher wie ein "Gefährt" denn ein "Fahrzeug". Man kommt schon klar, aber der Komfort ist vor allem bei Bodenwellen oder kurzen Schlägen rudimentär und fordert Nehmerqualitäten. Wer es zu schnell angeht, wird katapultartig durchgeschüttelt. Verkehrsberuhigungen auf "Herne"-Art erklimmt man besser im Schritttempo oder versucht, dank der superschmalen Spur dazwischen durchzuzirkeln. Bauartbedingt schwingt der Frontlenker-Elektro-Lkw auch noch üppig nach und die Schläge gehen direkt ins Rückgrat. Ein Himmelreich für einen Luftfedersitz. Immerhin erweist sich das Stahlrahmen-Chassis samt Aufbau als "bombensolide" verarbeitet, da rappelt und klappert nichts und mag der Revierasphalt noch so lückenhaft sein.

Dennoch gilt: Gemach und eher Tempo rausnehmen, dann zuckelt man brav seine Stadtrunde ab. Für den Fall, dass der Tropos eher als "Stehzeug" genutzt wird und alle paar Meter etwa ein Päckchen zugestellt werden muss, erscheint das Konzept ideal. Wir blockieren kaum Platz, im Gegensatz zum wuchtigen DPD-Sprinter hinter uns. Der Verkehr fließt weiter, selbst Radler ziehen locker am geparkten Able vorbei, ohne zu riskieren, "abgeschossen" zu werden. Das hat dem Vernehmen nach auch den Pilot-Kunden Liefery, eine Hermes-Tochter, beeindruckt, weswegen man eine Übernahme in den von konventionellen Vans wie dem Mercedes Vito geprägten Fuhrpark erwägt.

Wendig, agil, erstaunlich fahrstabil

Noch dazu wendet man fast wie auf der Stelle, die Lenkung bietet gutes Gefühl und ist dennoch ausreichend leichtgängig. Munter und agil wuselt man durch den Stadtverkehr, die Straßenlage ist erstaunlich kompakt, satt und sicher, Kipptendenzen konnten wir bei dem beladen bis zu 1,6 Tonnen schweren Wägelchen nicht ausmachen, auch wenn ein ESP fehlt und ABS genügen muss. Apropos: Die Betriebsstopper verlangen allerdings nach einem sehr kräftigen Tritt, sollen sie einigermaßen Wirkung entfalten. Die Rekuperation, die es dem Vernehmen nach beim XT gibt, ist jedenfalls sehr "mild" bis wenig spürbar, sodass man häufig auf der Bremse steht. "Zwei-Pedal-Fahren" ist hier noch "Trumpf". Die Übersicht ist tip-top, zur nicht vorhandenen Front sowieso und wenn man sich mal die rechteckigen Spiegel richtig eingestellt hat, auch zum Heck. Die üppigen Maße des schnell wechselbaren Aufbaus, der bis zu 4,2 Kubik fasst, sollte man allerdings schon im Blick behalten.  

Blitzstart: An der Ampel ist man vorne dabei

Zumal man sich an der Ampel durchaus an die Spitze setzen kann: Mit trockenem Rucken drehen schon mal die angetriebenen Räder kurz durch, wenn man dem Able XT die Sporen gibt. So schnell kommt jedenfalls kaum ein Verbrenner "aus dem Quark", 24 kW aus dem Stand, 10 kW Dauerleistung bei 86 Volt Betriebsspannung, untermalt vom typischen Leicht-E-Fahrzeug-Heulen in diversen Frequenzen. Über 50 km/h wird es freilich zäher, ab 60 Sachen merkt man, dafür ist der Tropos eigentlich nicht gedacht, auch wenn die Testmodelle noch nicht auf die vorgesehenen 60 limitiert waren und bis 85 km/h schnell werden könnten. Doch das lässt man lieber bleiben. Wohlfühltempo ist so um die 50, damit kommt man städtisch klar.

Die Klimaanlage müht sich redlich

Ebenso mit dem Angebot an Infotainment: Das Bordgerät mit bildscharfem Touchscreen erweist sich als vielseitig und "Mirror-Link"-fähig, sodass man auch die eigene Navigation auf den Screen spiegeln kann. Zudem ist optional ein Modem (Databox) verbaut, das die Anbindung an Telematik und Flottendienste ermöglichen soll. Freilich, das Radio tönt eher blechern, der ausführliche Equalizer hat eher akademische Bedeutung. Aber darum geht es in einem solchen Konzept nicht primär. Eher darum, dass man ausreichend Platz hat, es auf dem rutschig-speckigem Kunststoff der Armaturen genug Ablagen gibt und die Bedienung denkbar leicht fällt. Sogar eine mit simplen Tastern bedienbare Klimaanlage hat es neben der Heizung, die sich bei 34 Grad Außentemperatur redlich müht und einen etwaigen Sonnenstich in der knapp geschnittenen Kabine verhindert. Kaum weniger nützlich: Die Rückfahrkamera, die ein klares Bild auf den Screen wirft und das Manövrieren erleichtert.

Reichweite: Der läuft und läuft und läuft

Ihr Betrieb scheint auch die Reichweite nicht sonderlich in Mittleidenschaft zu ziehen. Der Able XT fährt und fährt und fährt, den Akku bekommt man kaum "klein". "Wir haben die Reichweite eher konservativ angegeben", kommentiert Hartmut Schrick. In Wintertests hätten die Fahrzeuge mit dem Doppelakku noch immer 199 Kilometer geschafft, statt der offiziellen 260, aber bei voller Heizung und Beladung. De fakto kommt man wohl mit weit weniger als 12,8 kWh/100 km klar. Jedenfalls hatten wir nach 50 Kilometern noch 75 Prozent im Akku, bei 97 Prozent waren wir gestartet. Jede Wette, die meisten Nutzer werden mit dem einfachen Akku-Satz klar kommen, der mindestens 105 Kilometer Reichweite ermöglichen soll. Was fehlt - oder wir nicht entdeckt haben - ist eine Reichweitenanzeige in Kilometern und eine Verbrauchsanzeige.

"Milde Sorte": Laden am Haushaltstecker genügt

Beim Thema Laden setzt man auch auf die "milde Sorte" und hält das Stromzapfen mit Haushaltsstrom für ausreichend. Über Nacht sei der 13 oder 26 kWh große Akku in jedem Fall wieder voll, meint Schrick. Dem Lebenszyklus kann das milde Energiezapfen nur dienlich sein. Tropos gibt fünf Jahre Garantie auf den Akku bei zwei auf das Fahrzeug. Schrick rechnet aber vor, dass die Batterien, die vom chinesischen Anbieter mit dem schönen Namen Gods End stammen, bis zu 2.500 Zyklen vertragen würden. Das ergebe eine Nutzungsspanne bei normalem täglichem Einsatz von zehn Jahren. "Der Akku hält länger als das Fahrzeug gewöhnlich gehalten wird", prognostiziert Schrick. Zudem verspricht er ein professionelles Recycling.

N1-Klasse im Blick: Eine größere Variante soll nächstes Jahr folgen

Dass man noch eine N1-Version nach Transporterklassifizierung mit höherem Tempoanspruch plant und vielleicht nächstes Jahr bringen will, dann mit verstärktem Rahmen und Antrieb, sei allerdings schon noch erwähnt, bei aller Bescheidenheit eines Newcomers. Hier wird ja auch der Wettbewerb von Goupil mit dem neuen N1-Modell G6 noch aktiv, dessen G4-Modell bisher einer der wenigen echten Konkurrenten für den Able ist, neben Fahrzeugen wie dem Ari 485, der preislich noch eine ganze Ecke unter dem Tropos ansetzt. Und natürlich verweist Schrick darauf, dass man derzeit ja im Einschicht-Betrieb fahre. Bis zu drei Schichten wären drin in der kleinen Fabrik in Herne. Und mit Schichtbetrieb kennt man sich aus im Revier. Nur dass es jetzt um sauberen Strom und nicht mehr um schmutzige Kohle geht.

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