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Neuer Dieselmotor soll deutlich sauberer sein

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler hat eine neue Generation von Dieselmotoren vorgestellt, die für kommende Abgasstandards gerüstet sein soll.
Sicher sauber: Daimler launcht eine neue, kleinvolumigere Dieselmotorengeneration, die alle Anforderungen auch des künftigen Real-Betriebs-Standards erfüllen soll. / Foto: Daimler
Sicher sauber: Daimler launcht eine neue, kleinvolumigere Dieselmotorengeneration, die alle Anforderungen auch des künftigen Real-Betriebs-Standards erfüllen soll. / Foto: Daimler
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Redaktion (allg.)

Mitten im Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Motoren stellt Daimler eine komplett neue Dieselmotorengeneration vor. Angefangen bei der neuen E-Klasse löst der OM654 sukzessive und durch alle Baureihen der Pkw- und Van-Sparte von Mercedes-Benz den OM651 ab. Der war erst 2008 vorgestellt worden und ist damit für die Entwicklungszyklen von Motoren noch nicht allzu alt. Das neue Aggregat soll vor allem in Sachen Abgasreinigung auf Nummer sicher gehen und auch für künftige Abgastests wie den ab 2017 geplanten Straßenzyklus Real-Driving-Emission-Standard (RDE) sowie den realistischeren Prüfstandzyklus WLTP (World Wide Harmonized Light Vehicle Test Procedure) gewappnet sein. Das sollen diverse Maßnahmen sicherstellen.

 

Der erste Vollaluminium-Vierzylinder-Diesel-Motor von Daimler verkleinerte sich unter anderem im Hubraum von 2,15 Liter auf 1,95 Liter, baut deutlich kompakter und soll auch dank nurmehr ein- statt zweistufiger Turboaufladung 35 Kilo weniger wiegen. Der Verbrauch soll um 13 Prozent sinken, unter anderem dank neuem Common-Rail-Einspritzsystem mit 2050 bar Druck sowie sogenannten Nanoslide-Zylinderlaufbahnen, die laut Hersteller die Reibung um 25 Prozent reduziert. Trotzdem stieg die Leistung: Im E 220 d erzielt das Aggregat 195 PS bei identischen 400 Nm Drehmoment, die allerdings erst etwas später (1600 statt 1400/min) anliegen. Der OM654 soll zudem leiser und vibrationsärmer laufen als das nicht gerade als Muster an Laufkultur bekannte Vorgängeraggregat. 

 

Vor allem aber soll ein motornaher Partikelfilter mit spezieller Beschichtung eben nicht nur den Ruß, sondern auch einen Teil der Stickoxide auffangen. Als zweite Reinigungsstufe setzt Daimler dann wie bisher beim "Bluetec Euro 6" auf einen SCR-Katalysator. Der soll die verbleibenden Stickoxide dann so wirkungsvoll beseitigen, dass das Aggregat auch im Straßenbetrieb bis zu 80 Prozent weniger NOx ausstößt als vorher. Das soll auch bei niedrigen Temperaturen und bei Volllast zuverlässig funktionieren, wo der alte OM651 mit seiner motorfernen Abgasnachbehandlung bisher offenbar Probleme hatte. [pagebreak]

 

Der OM 651 war im Zuge des Abgasskandals um manipulierte Diesel-Motoren bei Volkswagen ebenfalls ins Visier von Behörden und Umweltverbänden geraten. Unter anderem sieht sich Daimler gerade in den USA mit einer Sammelklage einer Anwaltskanzlei konfrontiert, die dem Hersteller bei seinen angeblich sauberen Blue-Tec-Diesel-Aggregaten ähnliche Methoden wie bei VW vorwirft und drastisch erhöhte Stickoxid-Emissionen im Realbetrieb festgestellt haben will.

 

Auch in Europa war Daimler ins Gerede gekommen, die Deutsche Umwelthilfe bereits 2015 sowie zuletzt das ZDF Magazin Frontal 21 hatten bei einer C-Klasse mit OM651-Motor in Euro-5-Einstufung stark erhöhte Stickoxidemissionen im Realbetrieb festgestellt. Auch das holländische Prüfinstitut TNO hatte im Auftrag des niederländischen Umweltministeriums bei einer brandneuen C-Klasse mit Euro-6-Bluetec-Diesel bei Konstantfahrt-Messungen auf der Straße verdächtigen Schadstoffausstoß in 10- bis 40-facher Höhe des Prüfstandwertes konstatiert. Daimler hatte erklärt, diese Funktionaliät sei zum Schutz des Motors vor Schäden notwendig, man verwende keine sogenannte "Defeat Device" wie bei Volkswagen. 

 

Wann der neue Motor für die Mercedes-Benz-Vans Premiere feiert, steht noch nicht fest. Im Falle des auch als Pkw sehr erfolgreichen Kompaktvans Vito/V-Klasse könnte das Aggregat schon zur IAA 2016 eingeführt werden, um in der Breite des Programms die Euro-6-Norm zu erfüllen. Bisher erreicht lediglich die Top-Version des Vito, der 119 Bluetec mit 190-PS-Motor die strengte Abgaseinstufung. Beim Sprinter dürfte der OM654 erst mit der nächsten Generation Eingang finden, die aber nicht vor 2018 auf den Markt kommen dürfte und eine starke Antwort auf den auch in Stuttgart mit Spannung erwarteten neuen VW Crafter geben soll.  

 

Antriebsstrategisch setzt der Hersteller weiter primär auf die Optimierung des Verbrennungsmotors und vor allem des Diesel. "Ohne Diesel geht es nicht" lautet die Überschrift einer sogenannten "Roadmap", die Daimler im Zuge der Vorstellung der neuen Motorengeneration publiziert hat. Diese Maxime gilt vor allem auch für die Transporter. Pilotprojekte wie zuletzt mit einem vollelektrischen Vito E-Cell wurden ebenso wenig weiter verfolgt wie ein frühes Projekt zum Plug-In-Hybrid-Sprinter. Dagegen soll der Plug-In-Hybrid bei den Pkw forciert werden. Ebenso auf Pkw ausgerichtet ist die Elektro-Strategie, wo neben der B-Klasse E-Cell auch ein Smart Electric kommen soll. Außerdem arbeite der Konzern an einer modellübergreifenden Elektroplattform mit 400 bis 500 km Reichweite sowie an einer neuen Generation von Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzellentechnik. 

(jr)
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