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Ist das gebrauchte E-Auto noch fit? Aviloo entwickelt Batterie-Schnelldiagnose

Bei einer Pressekonferenz in München hat der Entwickler von Batteriediagnostik für elektrische Fahrzeuge seine Lösungen vorgestellt. Neu ist der schnelle Flash-Test.

Die Gründer von Aviloo (v.l.): Dr. Marcus Berger; DI Nikolaus Mayerhofer; DI Wolfgang Berger, MBA. | Bild: Aviloo GmbH.
Die Gründer von Aviloo (v.l.): Dr. Marcus Berger; DI Nikolaus Mayerhofer; DI Wolfgang Berger, MBA. | Bild: Aviloo GmbH.
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Claudia Leistritz

Eine fachgerechte Bewertung über die Leistungsfähigkeit und somit den Wert gebrauchter E-Fahrzeuge hängt zu einem großten Teil vom Nutzungsverhalten des Vorbesitzers und damit dem Zustand der Batterie ab, weniger von den gefahrenen Kilometern oder dem Baujahr. Um Autohändlern zum Kauf und Weiterverkauf eine fachgerechte, unabhängige Aussage über die Leistung der Hochvolt (HV)-Batterien zu ermöglichen, hat das österreichische Unternehmen Aviloo eine herstellerunabhängige Batteriediagnose für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge sowie Plug-in-Hybride entwickelt. Immerhin, so CEO Wolfgang Berger, hingen gut 50 Prozent des Wertes eines Gebrauchtfahrzeuges vom Zustand der Batterie ab. Ist diese funktionsunfähig, bedeute dies schon bei kleineren Fahrzeugen einen gut 15.000 Euro teuren Totalschaden.  Mit einer verlässlichen, aussagekräftigen Analyse zur Beurteilung, heißt es, ließe sich das Vertrauen in die Technologie und die Akzeptanz steigern und der derzeit schwächelnde Handel für gebrauchte EVs (Electric Vehicle) also auch wiederbeleben.

Bis zur Zelle

Eigenen Angaben zufolge handelt es sich um eine einzigartige Technologie, die in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnerunternehmen in Europa, beispielsweise großen Automobilclubs und Prüfgesellschaften in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxembourg entwickelt wurde und hoch qualitative, verlässliche Daten bis zur einzelnen Batteriezelle ermitteln soll. Der Test eignet sich generell für alle elektrisch betriebenen Fahrzeuge, vor allem Pkw sowie Plugin-Hybride (nicht Mild-Hybride). An elektrisch betriebenen Nutzfahrzeugen würden gegenwärtig Transporter bis 3,5 t getestet.

Angefangen hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Wiener Neudorf 2018 als Startup, um an einem ersten Plugin-Test zu arbeiten. Gefördert mit Pogrammen der EU-Komission im Rahmen des „Green Deal“, hat das heute 30-köpfige Team aus sieben Ländern unter Leitung der Gründer DI Wolfgang Berger (CEO), DI Nikolaus Mayerhofer (CTO) und Dr. Marcus Berger (COO/CFO) zunächst vor etwa einem Jahr seinen Premium-Test herausgebracht.

Ausführlicher Test im Betrieb

Bei der Premium-Version, die im Gegensatz zum Flash-Test über die Website auch von Privatkunden bestellt werden kann, wird in einer mehrtägigen Testphase eine umfassende Analyse der meist kostenintensivsten Fahrzeugkomponente vorgenommen, deren Ergebnis abschließend als „verbindlicher Standard“ in einem Zertifikat vorliegt und den „State of Health“, (SoH) dokumentiert. Das datenbasierte Testverfahren erfolgt in beiden Methoden anhand einer handlichen Aviloo-Box, die an die Diagnoseschnittstelle des Fahrzeugs angeschlossen wird und Daten in Echtzeit an die Aviloo-Cloud übermittelt. Als Kernstück der Systeme verfügt Aviloo über eine umfangreiche Big-Data-Plattform, die zur Modellabdeckung stetig erweitert wird und die für einen einzelnen Test je nach Fahrzeugtyp mehrere Millionen Daten ermittelt und laut Angaben den Gesundheitszustand der Batterie anhand der speicherbaren Energie recht exakt feststellen kann.  

Alternativ zur Bestellung über die Website besteht für Besitzer von E-Fahrzeugen, also Privatleute, auch die Möglichkeit, die Antriebsbatterie bei verschiedenen Aviloo-Vertriebspartnern, derzeit beispielsweise in Norwegen und Dänemark, vor Ort einem Premium-Test zu unterziehen.

Von einer österreichischen Prüfgesellschaft erhielt das Unternehmen bereits ein TÜV-Zertifikat für sein Produkt. DI und Aviloo-CTO Nikolaus Mayerhofer:

„Für eine vollumfängliche Akzeptanz unseres Aviloo Premium-Tests haben wir uns den strengen Prüfkriterien des TÜV Austria unterzogen. Wir sind stolz darauf, das TÜV Siegel auf allen unseren Aviloo Batteriezertifikaten tragen zu dürfen“.

Kurze Überprüfung im Ruhezustand

Für eine kurze, schnelle Wertermittlung beim An- und Verkauf der E-Autos dient der neue Aviloo-Flashtest, der laut Anbieter innerhalb von drei Minuten in einem "Ampeltest" die wichtigsten Daten beziehungsweise Zelldefekte verlässlich feststellen und damit eine wichtige Aussage über den Batteriezustand, also die Funktionsfähigkeit der Antriebsbatterie liefern kann. Sollten auffällige Batteriedaten vorliegen wird eine Warnung ausgegeben.

Da sich hier das Fahrzeug nicht bewegen muss und lediglich der Anschluss der Aviloo Box über die OBD-Schnittstelle genügt, eignet sich diese Methode vor allem für Autohäuser und Leasinggesellschaften, wenn die Fahrzeuge kaum bewegt werden können. Dabei wird in einer Batteriehistorie unter anderem die Anzahl an Batterieladungen (differenziert in Schnell- oder normale Ladungen), die Temperaturen und die Gesamtenergie festgestellt, die durch den Stromspeicher schon gelaufen ist. Wird ein Risiko erkannt, erfolgt eine „Red Flag“-Warnung.

Dann können entweder im genaueren Premium-Test noch einmal in der Tiefe Fehler ermittelt werden um genau festzustellen, wo der Schaden liegt, wobei sich auch in etwa die defekte Zelle lokalisiert lässt, oder das Fahrzeug wird gegebenenfalls wieder zum Fachhändler gebracht, um zu untersuchen ob sich der Schaden beheben lässt. 

Die TÜV-Zertifizierung ist, wie beim Premium-Test schon vorliegend, laut Anbieter auch für den Flash-Test geplant. Als reines B2B-Produkt richtet sich diese Anwendung entsprechend an Geschäftskunden, Leasinggesellschaften, große Autohäuser, Händlernetzwerke, Werkstätten oder Rücknahmezentren. Vor allem unter anderem Zellhersteller, Packhersteller, Entwickler von Batteriemanagementsystemen oder Versicherungen dürften sich laut Aviloo für die Lösung interessieren, da die Analyse auch „hochqualitative Batteriefelddaten“ ermittelt und damit genau festhält, wie sich die Zellen tatsächlich „im Feld“ verhalten.

Laut eigenen Aussagen kann der Test von Aviloo als einziger derzeit erhältlicher Batterien auf Zellebene prüfen; man könne also feststellen in welchem Modul der Batterie die defekte Zelle sitzt und müsse nur dieses ersetzen. Im Gegensatz zum Austausch einer gesamten Batterie blieben die Kosten für ein Modul mit rund 3.000 Euro vergleichsweise moderat.  

Derzeit gebe es Überlegungen, den Batterietest möglicherweise in Deutschland auch in die Hauptuntersuchung (HU) zu integrieren. Konkrete Gesetzgebungen, so CEO Berger, seien in diesem Fall allerdings frühestens in einigen Jahren zu erwarten.

Nutzung gegen Lizenz

Die etwa 12 Zentimeter lange Aviloo-Box, auf Wunsch auch mehrere, wird bei beiden Methoden den Händlern gegen eine „geringe“ monatliche Lizenzgebühr zur Verfügung gestellt, bleibt also in Besitz von Aviloo und wird gegebenenfalls gegen neuere Versionen ausgetauscht. Der Lizenznehmer erhält dadurch Zugang zu den Analyseplattformen des Unternehmens und ist durch die stetigen Softwareupdates immer auf dem neuesten Stand. Die konkrete Abrechnung der durchgeführten Tests erfolgt entweder nach dem Modell „pay-per-use“ oder monatlich.

Weitere Informationen sind über die Website von Aviloo abrufbar.

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