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Bundesverband Bioenergie: Konzept REPowerEU missachtet Biokraftstoffe

Mit dem Konzept REPowerEU, vorgelegt Anfang März, soll nach dem Wunsch der EU-Kommission die Energiewende beschleunigt werden. 16 Verbände, unter anderem aus der Bioenergie und der Landwirtschaft, kritisieren an dem Vorschlag die Unterbewertung von Biokraftstoffen.

Mit Biokraftstoffen könnte beispielsweise ein großer Anteil des Bedarfs im Fahrzeugbestand und im Schwerlastverkehr abgedeckt werden, so die Bioenergie-Verbände. | Bild: Geralt/Pixabay.
Mit Biokraftstoffen könnte beispielsweise ein großer Anteil des Bedarfs im Fahrzeugbestand und im Schwerlastverkehr abgedeckt werden, so die Bioenergie-Verbände. | Bild: Geralt/Pixabay.
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Claudia Leistritz

In einem gemeinsamen Schreiben wenden sich die 16 Vereinigungen aus der Bioenergie- sowie der Land- und Forstwirtschaftsbranche, darunter der Bundesverband Bioenergie (BBE), an die EU-Parlamentarier und decken die ihrer Ansicht nach „eklatanten Schwächen“ des REPowerEU-Vorschlags zur Sicherung der Energieversorgung auf. Diese sieht beispielsweise vor, sich „deutlich vor 2030“ von der Lieferung fossiler Brennstoffe aus Russland, zunächst vor allem Gas wie es heißt, frei zu machen und soll laut Pressemeldung zur Grundlage einer von der EU-Kommission für den 18. Mai geplanten Vorlage dienen.

Kommissionspräsidentin: Unabhängig machen von Aggressor

„Wir dürfen uns einfach nicht auf einen Lieferanten verlassen, der uns schlichtweg bedroht“, sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Auswirkungen der steigenden Energiepreise seien nun für den kommenden Winter schnell abzufedern: mit einer beschleunigten „Diversifizierung“ der Gasversorgung und einem Übergang zu „sauberer Energie“. Dazu diene auch die umgehende Einführung von Gas aus erneuerbaren Quellen für Heizung und Stromerzeugung. Die EU-Nachfrage nach Gas aus Russland könne dann bereits bis Ende dieses Jahres um zwei Drittel gesenkt werden. „Je früher wir auf erneuerbare Energien und Wasserstoff in Verbindung mit einer höheren Energieeffizienz umsteigen, desto schneller werden wir wirklich unabhängig und erhalten die Kontrolle über unser Energiesystem“, meint von der Leyen.

Verbände: Irritiert und besorgt

Die 16 Verbände zeigen sich besorgt darüber, dass in dem Vorschlag das „Potential der Bioenergie zur Erhöhung des Selbstversorgungsgrads“ gänzlich unberücksichtigt und der wichtige Beitrag dieser Energieform für den Verkehrs- und Wärmebereich ignoriert, somit als erneuerbare Energien im wesentlichen Wind- und Sonnenenergie bevorzugt würden.

Bioenergie gilt als ein weiterer wichtiger „erneuerbarer“ Energieträger neben Sonnenenergie und Windkraft. Zur Grundlage dient Biomasse, die aus verschiedensten landwirtschaftlich angebauten Pflanzen wie Mais oder Raps, aber auch aus schnellwachsenden oder aus der Forstwirtschaft stammenden Gehölzen oder biogenen Abfall- und Reststoffen gewonnen werden kann. Bioenergie lässt sich gasförmig, als Biogas oder Biomethan, oder flüssig wie beispielsweise als Biokraftstoff nutzen. Auch ein Einsatz in fester Form ist möglich, zum Beispiel als Holzhackschnitzel- und –pellets. Neben der Anwendung in Haushalt und Industrie eignet sich der Energieträger somit auch als Treibstoff im Verkehr, als Ersatz für Benzin, Diesel, Gas und Elektrofahrzeuge, stellt der BBE dessen Bedeutung heraus.

EU setzt auf Import von Fracking-Gas und –Erdöl statt auf Bioenergie

Wie die Verbände ausführen, verkenne die EU den wichtigen Beitrag „nachhaltiger“ Bioenergie vor allem für den Verkehrs- und Wärmebereich. Zugleich aber, so die Verbände, wolle man den Ausbau von importiertem Erdöl und Erdgas aus Fracking vorantreiben – und dies bleibe „von Umweltseite nahezu unkommentiert“.

Bioenergie: Lösung für Fahrzeugbestand und Schwerlastverkehr

Wie der Bundesverband Bioenergie weiter berichtet, habe man in dem Schreiben ausgeführt dass die EU Bioenergie als Lösung für Bereiche anerkennen müsse, „wo andere erneuerbare Energien nicht verfügbar“ seien oder an ihre Grenzen stießen, beispielsweise „im Fahrzeugbestand oder im Schwerlastverkehr“, aber auch in der Wärmebereitstellung im Gebäudebestand oder für die Industrie sowie als „gesicherter und flexibler Ausgleich schwankender Stromerzeugung.“

Einseitige Fixierung auf diversifizierter Gasversorgung und Elektrifizierung

Die russische Invasion in der Ukraine betrachte man als „Weckruf“ und Aufforderung an die EU, ihre Energiestrategie „schnell und grundlegend“ zu überdenken.

„Auf eine solche beispiellose Krise, die sich unmittelbar auf die Bürger und Unternehmen der EU auswirkt, mit einer unzureichenden Kommunikation zu reagieren, die einseitig auf die Diversifizierung der Gasversorgung und die Elektrifizierung Europas ausgerichtet ist, konterkariert den notwendigen ganzheitlichen Ansatz der Energiepolitik“,

heißt es in dem Schreiben der Verbände. Die bestehenden Ausbaumöglichkeiten und Potentiale im Bereich Bioenergie zu ignorieren werde der „Gesamtherausforderung erkennbar nicht gerecht“.

Großer Beitrag an der Versorgung in Deutschland

Außerdem, so die Pressemeldung, wiesen die Unterzeichner des Schreibens auf die „überragende“ Bedeutung der Bioenergie „im Gesamtkontext der erneuerbaren Energien in der EU und in Deutschland“:

So decke die Bioenergie in der EU bereits 60 Prozent aller erneuerbaren Energien ab und bereits 13 Prozent des „Endenergieverbrauches“. In Deutschland, so die Verbände, stammen 54 Prozent aller erneuerbaren Energieleistung sowie 8 Prozent des Energiebedarfs von der Bioenergie. Der Beitrag für den Verkehrsbereich komme hier auf rund 87 Prozent, für den Wärmebereich auf 86 Prozent und für den Strombereich auf rund 22 Prozent. Diese Werte ersetzten nicht nur deutlich Energieimporte, sondern sparten zudem jährlich 79 Millionen Tonnen CO2 ein (Stand 2021). Und auch auf die Wirtschaft wirke sich die Nutzung dieser Energieform positiv aus:

„Allein in 2021 sorgte die Bioenergie in Deutschland für wirtschaftliche Impulse in Höhe von mehr als 13 Milliarden Euro und führte zu Investitionen von 2,6 Milliarden Euro, vor allem im Wärme- und Strombereich“, heißt es weiter.

Grob fahrlässig und unzulänglich

Auch wird kritisiert, dass die strategische Schwachstelle im Bezug von Energieimporten aus „instabilen Weltregionen“ und autokratisch geführten Ländern ja schon lange bekannt sei. Jetzt mit „REPowerEU“ eine „unvollständige Kommunikation“ vorzulegen, stelle eine grobe Fahrlässigkeit der EU dar. Man appelliere deswegen an Bundesregierung und EU-Parlamentarier, sich für die Aufnahme des Bioenergie-Potentials in die Kommissionsstrategie einzusetzen, damit „die Unzulänglichkeiten der REPowerEU-Mitteilung nicht fortgeführt werden“.

Als positiv wird lediglich die Ausweitung der Biomethanproduktion auf 35 Milliarden Kubikmeter für das Jahr 2030 angesehen. Aber auch hier fordere man konkrete, zielführende Schritte.

Das Schreiben wurde laut Bericht unter anderen vom Dachverband der bundesdeutschen Bioenergiewirtschaft, dem Bundesverband Bioenergie (BBE), sowie dem Fachverband Holzenergie im Bundesverband Bioenergie (FVH), dem Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), dem Bundesverband Dezentraler Ölmühlen und Pflanzenöltechnik (BDOel), dem Deutschen Bauernverband (DBV), dem Fachverband Biogas (FVB), dem Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe (MVaK) und dem Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) unterzeichnet.

Zum Vorschlag REPowerEU der EU-Kommission

Zur Pressemeldung der Verbände

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