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Bau-Lkw: Mehr Zugkraft für DAF XF und CF

DAF Trucks hat zusammen mit Paul Nutzfahrzeuge für die Baureihen XF und CF einen eigenen hydraulischen Vorderradantrieb entwickelt. Die Anfahrthilfe PXP (Paul Xtra Power) kombiniert Geländegängigkeit und Straßentauglichkeit.

Sowohl die DAF CF als auch die XF-Baureihe ist mit dem hydrostatichen PXP (Paul Xtra Power) Frontantrieb verfügbar. DAF vertraut bei der Zurüstung auf den Spezialfahrzeugbauer Paul aus Vilshofen | Foto: DAF Trucks
Sowohl die DAF CF als auch die XF-Baureihe ist mit dem hydrostatichen PXP (Paul Xtra Power) Frontantrieb verfügbar. DAF vertraut bei der Zurüstung auf den Spezialfahrzeugbauer Paul aus Vilshofen | Foto: DAF Trucks
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Torsten Buchholz
(erschienen bei Transport von Torsten Buchholz)

Der zusätzliche Vorderradantrieb basiert auf hydraulischen Radnabenmotoren von Poclain, liefert bis Tempo 20 maximal 12.800 Nm zusätzliche Zugkraft an den Vorderrädern und lässt sich bequem über einen Schalter im Armaturenbrett zu- oder abschalten.

Nicht in jeder Situation ist ein vollwertiger Allradantrieb notwendig. Kurzzeitige Abstecher ins Gelände von Kiesgruben, Steinbrüchen oder Deponien mit unbefestigtem oder schneebedecktem Untergrund oder starken Steigungen lassen sich oftmals auch mit einem zuschaltbaren hydrostatischen Vorderradantrieb bewältigen.

Besonders großer Hydraulikmotor

Um bei hoher Kraftentfaltung bis zu 6.435 Nm pro Rad einen geringen Systemdruck zu realisieren, wählte DAF deinen besonders großen Hydraulikmotor. Er verfügt über ein Hubvolumen von 1.248 Kubikzentimeter, woraus ein Systemdruck von maximal nur 360 bar resultiert. Ein niedriger Arbeitsdruck verringert die Belastung von Bauteilen wie Dichtringen oder Hydraulikschläuchen, verringert den Verschleiß und erhöht die Standfestigkeit. PXP setzt auf einen offenen Hydraulikkreis mit einer direkt am Motor-Nebenantrieb angeflanschten Load-Sensing-Hydraulikpumpe. Das erspart eine separate Hydraulikanlage, falls aufgebaute Geräte wie Kräne, Abroller oder Absetzkipper hydraulisch betrieben werden müssen. Durch den platz- und gewichtssparenden Direktanschluss der LS-Pumpe am Motor gibt es bei Schaltvorgängen keine Zugkraftunterbrechung des Frontantriebs und auch keine lärmerzeugende Antriebswelle.

Wenig Platzbedarf

Zusätzlich zu den Poclain-Radmotoren und der LS-Hydraulikpumpe braucht man noch einen Ölvorratsbehälter, einen Ölkühler mit Lüfter und einen Steuerblock für die Hydraulikventile. Alle diese Bauteile sitzen platzsparend in einem kompakten Modul (circa 800 x 800 x 600 Millimeter) am rechten Fahrzeugrahmen vor der Hinterachse. Nur die elektronische Steuereinheit mit der Software von Paul befindet sich separat im Fahrzeugelektrikfach in der Kabine, wo sie mit dem CAN-Bus des DAF verbunden ist. Das Mehrgewicht für den PXP inklusive 55 Liter Hydrauliköl beträgt lediglich 540 Kilogramm.

PXP-Schalter im Cockpit

Benötigt der Fahrer den zusätzlichen Antrieb der Vorderräder drückt er bei Bedarf im Cockpit den Schalter mit dem PXP-Symbol und aktiviert damit den hydraulischen Radantrieb. Im Zentraldisplay zeigt ein gelb blinkender Hinweis den Stand-by-Modus an. Zusätzlich leuchtet eine kleine grüne Kontrolllampe im Schalter selbst auf. PXP ist einsatzbereit. Erkennt das Fahrzeug beim Druck aufs Gaspedal leichten Schlupf an der Hinterachse, starten die in den Radnaben der Vorderräder integrierten Hydraulikmotoren automatisch ihre Arbeit und leistet wertvolle Unterstützung, um kraftvoll, sanft und zügig voranzukommen. Gleichzeitig leuchtet das gelbe Piktogramm in der Anzeige dauerhaft und signalisiert dem Fahrer damit den aktiven PXP-Eingriff.

So funktioniert es

Die Drehbewegung der Radnabenmotoren entsteht, indem ein Teil der sternförmig angeordneten Zylinder mit Druck beaufschlagt wird, während gleichzeitig bei den restlichen Zylindern das Öl abfließen kann. In den unter Druck stehenden Zylindern bewegt das Öl die Kolben nach außen. Ihre Kolbenrollen drücken dabei gegen den drehbaren Nockenring mit wellenförmiger Kontur und erzeugen so das Drehmoment am Rad. Je höher der Schlupf hinten, desto stärker arbeitet der Zusatzantrieb vorn. Das sorgt für einen harmonischen Fahrverhalten ohne aktiven Eingriff des Fahrers. Lässt das Durchdrehen der Hinterräder nach, nimmt PXP den Hydraulikdruck an der Vorderachse automatisch zurück. Auch bei Gangwechsel agiert das System selbsttätig und passt sich an die Zugkraftunterbrechung des Lkw an. Die Antischlupfregelung ASR ist bei zugeschaltetem PXP automatisch deaktiviert.

Über 20 km/h im Bereitschaftsmodus

Das PXP-System kann bei Vorwärtsfahrt in den ersten vier Gängen sowie im ersten und zweiten Rückwärtsgang genutzt werden. Bei Fahrzeugen mit dem PACCAR MX-13-Aggregat arbeitet das System mit Motordrehzahlen bis 1.750/min. Ab einer Geschwindigkeit über 20 km/h sowie ab dem fünften Gang schaltet PXP auf Stand-by, bleibt aber im Bereitschaftsmodus aktiv. Sobald das Tempo wieder unter die 20-km/h-Marke sinkt oder das automatisierte Traxon-Getriebe bis in den vierten Gang zurückschaltet, meldet sich PXP zurück und schreitet selbsttätig erneut zur Tat. Natürlich kann das System vom Fahrer auch im manuellen Schaltmodus genutzt werden, was in der Praxis auch der bevorzugte Einsatz ist. Erst wenn der Fahrer per Tastendruck im Armaturenbrett den hydrostatischen PXP-Antrieb dauerhaft abschaltet, deaktivieren sich die Radialkolbenmotoren in den Radnaben komplett und wechseln in den Freilauf. So treten kaum Schleppverluste auf, was den Treibstoffverbrauch auf den längeren Transportstrecken deutlich minimiert. Diesen Effizienzvorteil bietet PXP im Gegensatz zu einem klassischen Offroadfahrzeug mit Allradantrieb.

Rund zehn Tage Umbauzeit

Der neue hydraulische Vorderachsantrieb PXP eignet sich derzeit für 430 bis 530 PS starke DAF FT 4x2-Sattelzugmaschinen. Weitere Achskonfigurationen und Fahrgestellvarianten folgen noch in diesem Jahr. Voraussetzung für den Zusatzantrieb sind Motor PTO auf 13-Uhr-Position, automatisiertes ZF-Traxon-Getriebe, verstärkter Vorderachskörper mit Parabelfederung sowie mindestens 900 Millimeter Bauraum seitlich rechts am Rahmen für die kompakte Komponenteneinheit. Für den PXP-Antrieb bestellt der DAF-Händler im Werk ein Standardfahrzeug nach definierter Spezifikation. Darauf aufbauend rüstet Paul Nutzfahrzeuge den DAF-Lkw in Vilshofen mit dem eigenständigen PXP-System aus. Die Umbauzeit beträgt etwa zehn Tage. Um alle Hauptkomponenten im vorhandenen Bauraum unterzubringen, musste der Nutzfahrzeugspezialist den Radkopf der Vorderachse komplett neu konstruieren. Das erfordert unter anderem den Einsatz stabilerer Radlager, neuer Radnaben und geänderter Achsschenkel mit entsprechenden Ölkanälen. Daraus ergibt sich die zulässige Vorderachslast von acht Tonnen.

Wartung leichtgemacht

Für einen problemlosen Austausch der Rohre, Schläuche, Verbindungen und Kupplungen für die Hydraulikanlage hat DAF auf Standardkomponenten zurückgegriffen. Das hat wiederum den Vorteil, dass jede DAF-Werkstatt in der Lage ist, das System zu warten und bei Schäden schnell zurück auf die Straße zu bringen. Spezialwerkzeug ist dazu nicht nötig. Alle Hydraulikleitungen und -schläuche befinden sich solide verlegt und stoßsicher unter der rechten Rahmenseite. DAF verspricht sich von der Eigenentwicklung ein zuverlässig wie effizient arbeitendes System mit verbessertem Serviceangebot über das gesamte DAF Händler- und Servicenetz in Deutschland sowie ein höheres Absatzvolumen für seinen neuen hydrostatischen VorderachsantrieKunden, die bereits einen DAF mit Xtra Power im Einsatz haben oder testen konnten, zeigen sich begeistert von den Fahreigenschaften des Fahrzeugs. Die praxisgerechte Kombination aus Geländegängigkeit und niedrigem Verbrauch beim Straßentransport überzeugt das Bau- und Baunebengewerbe.

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