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Robotik: Rheinmetall forscht an autonomen Militär-Lkw

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern und Automobilzulieferer arbeitet im Auftrag des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) an einem Projekt zu autonomen Lkw.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat autonom fahrende Militärfahrzeuge getestet. | Bild: Miroslaw i Joanna Bucholc/Pixabay.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat autonom fahrende Militärfahrzeuge getestet. | Bild: Miroslaw i Joanna Bucholc/Pixabay.
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Claudia Leistritz

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat den nordrhein-westfälischen Technologiekonzern Rheinmetall, aktiv in der Rüstungsindustrie und im Automobilsektor, mit einem „Forschungs- und Technologievorhaben“ namens InterRoC beauftragt. Wie das Unternehmen in seiner Pressemeldung berichtet, seien kürzlich bei mehreren Präsentationen die Fähigkeiten der „interoperable Robotik-Konvoi“-Technologie (Interoperable Robotic Convoy) auf dem Gebiet autonomes Fahren unter Beweis gestellt worden.

In dem Projekt kommen zwei militärische HX2-Lkw des Unternehmens zum Einsatz, die jeweils mit einem Autonomie-Kit ausgestattet sind. Damit folgen sich die Laster dann „wechselseitg in einem Leader-Follower-Prinzip“. Das bedeutet, dass das erste Fahrzeug immer manuell gefahren wird und dann das oder die dahinterliegenden Lkw autonom, also selbständig der Spur des Führungsfahrzeugs folgen. In den folgenden Lkw, so die Beschreibung, sitze nur ein Sicherheitsfahrer, der im Falle einer Fehlfunktion eingreifen soll.

US-amerikanisches Autonomie-Kit

Die autonomen Funktionen des Lasters umfassten nicht nur „Primärfunktionen“ wie Lenken und Beschleunigen, sondern auch Sekundärfunktionen wie Motorstart, Licht, Differentialsperren und weiteres. Das aktuelle Vorhaben, heißt es, verwende ein Autonomie-Kit aus den USA, das „der deutschen Amtsseite im Rahmen eines Project-Agreements von der US-Seite“ beigegeben worden sei.

Aufgabe von Rheinmetall selbst sei es, die Basisfahrzeuge entsprechend zu modifizieren, die Autonomie-Funktionen zu integrieren, die Fahrzeuge in Betrieb zu nehmen sowie anschließend zu testen.

Gemeinsame Konvoifahrten

Das US-amerikanische Projekt mit dem Namen Autonomous Ground Resupply (AGR) verwendet bereits die gleiche Ausstattung an den Oshkosh-Trucks der US-Army. Damit bestünde die Möglichkeit, „gemischte deutsch-amerikanische Konvoifahrten durchzuführen“. Aufgebaut und erprobt wurde das Verfahren laut Bericht bereits von 26. September bis 7. Oktober dieses Jahres auf der US-Basis im oberpfälzischen Grafenwöhr im Rahmen einer Operational Demonstration (OPDEMO, Einsatzvorführung).

40 Prozent Steigung, mehr als 1.051 Kilometer Strecke

Man habe innerhalb von zwei Wochen einen aus fünf Fahrzeugen bestehenden Konvoi anhand aller erdenklichen Modi des Systems sowie in verschiedenen Varianten getestet und dabei insgesamt 1.051 Kilometer im automatisierten Modus absolviert. Als bemerkenswert beurteilt Rheinmetall die Tatsache, dass der gesamte Lkw-Tross dabei unter per A-Kit zugeschalteten Differentialsperren eine Steigung von 40 Prozent überwinden konnte.

Weiters sei mit dem System ein kontinuierliches Fahren über einen Zeitraum von 75 Minuten möglich gewesen, ohne dass man manuell eingreifen hätte müssen. Die maximale Länge des Konvoi erstreckte sich über mehr als 1.100 Meter, beschreibt der Konzern den Versuchsaufbau. Zudem habe man den gesamten Lkw-Zug bei minimaler Standzeit dynamisch rekonfigurieren können.

„Insgesamt ist diese Erprobung für alle Seiten als voller Erfolg zu werten und es konnten viele Erkenntnisse gewonnen werden“, schließt der Bericht.

Harter Wettbewerb bei der ELROB

Bereits im Führsommer 2022 hatte Rheinmetall die InterRoC Fahrzeuge unter Anwesenheit des BAAINBw auf der internationalen Leistungsschau für Militärfahrzeuge European Land Robot Trials (ELROB; Europäische Land-Roboter-Erprobung) im österreichischen Eggendorf vorgestellt. Die Veranstaltung findet derzeit in zweijährigem Turnus statt und wird an verschiedenen Orten in Europa organisiert, um die Leistungsfähigkeit europäischer Robotik zu demonstrieren.

Bei der ELROB, so Rheinmetall, handelt es sich um Europas härtesten Feldtest für unbemannte Systeme, bei dem verschiedene Teilnehmer aus dem Bereich Universitäten sowie zivile und militärische Hersteller in einem offenen, multinationalen Wettbewerb im Bereich Robotik, Sensorik und Autonomie gegeneinander antreten. Veranstaltungsort ist jeweils ein militärisches Testgelände, zuletzt 2022 war es Eggendorf bei Wien.

Dabei müssen sich die Teilnehmer verschiedenen Szenarien und Herausforderungen stellen, die in enger Zusammenarbeit mit den Nutzern aus dem militärischen Bereich erarbeitet werden. Bewertet wird die Erfüllung der Aufgaben von einem Expertenteam.

Bei der für Rheinmetall ersten Teilnahme mit dem F&T-Projekt InterRoC im Bereich Convoying errang das Unternehmen in dieser Kategorie bereits den zweiten Platz hinter der Universität der Bundeswehr München.

Der Erfolg, so die Meldung, konnte auch dank der aktiven Mitarbeit der österreichischen Rheinmetall-Kollegen RMMV-Österreich (Rheinmetall MAN Military Vehicles) errungen werden.

Unter großem Interesse der Veranstaltungsbesucher, heißt es, wurde in diesem Rahmen auf dem Testgelände der Bereich autonomes Fahren durch weitere Präsentationsfahrten demonstriert.

 

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