MAN und Mobileye forcieren Entwicklung autonomer Stadtbusse
Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums in der Region München und damit einhergehend einem gestiegenen Verkehrsaufkommen will man den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) optimieren. Einem Ausbau des Liniennetzes jedoch stünden steigende Kosten wie auch der bundesweite Fahrermangel entgegen, heißt es. Eine Lösung aus dem Dilemma, so berichtet der Münchner Nutzfahrzeughersteller MAN Truck & Bus in seiner Pressemeldung, böten hier automatisierte Fahrzeuge: fahrerlose Busse im städtischen Bereich könnten die Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership; TCO) wie auch den Personaleinsatz begrenzen und wirkten sich auch für die Stadtbewohner förderlich aus.
Daher arbeite das Unternehmen nun intensiv an der Anpassung seiner Busse für „hochautomatisiertes Fahren“. Und damit die Serienreife für den möglichst baldigen Einsatz zügig vorankommt, wurde nun mit dem israelischen Unternehmen für autonome Fahrtechnologie und Fahrerassistenzsysteme Mobileye eine mehrstufige Kooperation vereinbart. Gemeinsam will man nun zunächst im Pilotbetrieb einen „ersten automatisierten Stadtbus mit Sicherheitsfahrer“ einsetzen, der im Rahmen des zur Automatisierung des Öffentlichen Nahverkehrs eingerichteten Forschungsvorhabens Minga ab 2025 auf einer bestimmten Strecke Münchens fahren soll.
Automatisierung nur Frage der Zeit
Zu dem Vorhaben sagt Barbaros Oktay, Head of Bus bei MAN Truck & Bus, es sei nur eine Frage der Zeit dass die „urbane Busmobilität“ nicht nur emissionsfrei und vernetzt, sondern auch automatisiert ablaufe. In der Zusammenarbeit mit Mobileye könne man die entscheidenden Schritte zu diesem Ziel nun gemeinsam angehen.
Sicher, zuverlässig, platzsparend
Als Hauptgründe für die Automatisierung der elektromobilen Stadtbusse nennt der Pressebericht in erster Linie die „hohen“ TCO-Einsparungen, die sich damit erzielen ließen sowie den Mangel an Fahrern. Zugleich begründet man das Engagement auch damit, dass ohnehin auch immer mehr hochautomatisierte kleinere Transportmittel, angefangen beim Pkw, angeboten würden. Mit einer „deutlich verbesserten“ Wirtschaftlichkeit sowie einer damit verbundenen „sicheren und zuverlässigen Mobilität“ böte fahrerlose Mobilität im urbanen Raum gegenüber den konventionellen Angeboten entscheidende Vorteile. So folgert der Truckhersteller aus der vermehrten Nutzung automatisierter Lösungen unter anderem auch, dass weniger Parkraum benötigt werde, der dann für andere Zwecke zur Verfügung stehe:
„Zudem profitieren Städterinnen und Städter bei einem weitgehend automatisierten, vernetzten und emissionsfreien Stadtverkehr von besserer Luftqualität, weniger Staus und Lärm sowie vom Gewinn von nicht mehr benötigtem Park- als Lebensraum“.
Die Kooperation mit Mobileye, einem Tochterunternehmen des Intel-Konzerns, betrachtet MAN Truck & Bus nun als entscheidenden Motor auf diesem Weg. So biete der Spezialist für autonome Lösungen mit Mobileye Drive praktisch ein „schlüsselfertiges“ Selbstfahrsystem mit sensibler Sensorik, das sich für einen kommerziellen Einsatz flexibel („skalierbar“) einstellen lasse. Weitere Kennzeichen des „intelligenten Automated Driving System“ (ADS) seien besondere Sicherheitsmerkmale („Safety by Design“) sowie die Verwendung von „hochskalierbaren“ AV-Straßenkarten als wesentlicher Baustein für den Einsatz autonomer Fahrzeuge. Die Motivation des Unternehmens sei es, die öffentliche Mobilität in mehrfacher Hinsicht für die Beteiligten zu optimieren, sagt Johann Jungwirth, Senior Vice President, Autonomous Vehicles bei Mobileye:
„Uns liegen nachhaltige Mobilitätslösungen im privaten wie auch im öffentlichen Sektor am Herzen und wir sehen in autonomen Fahrzeugtechnologien einen wichtigen Beitrag, um den öffentlichen Verkehr sicherer, effizienter und zugänglicher zu machen“.
Fahrzeug-Architektur und „Ökosystem“
Der Anteil von MAN an der Kooperation besteht demnach zunächst in der Entwicklung der für die Anforderungen der Bus-Automatisierung nötigen Fahrzeug-Architektur. Daneben sei aber auch die Einbindung der autonomen Fahrzeuge in ein „umfassendes Ökosystem“ zu bedenken, da diese besondere Form der Mobilität ebenso in die Umwelt mit all ihren komplexen Zusammenhängen und Unberechenbarkeiten eingebunden sein und dementsprechend angepasst reagieren müsse.
Verhalten bei ungeplanten Vorfällen durch Digitalisierung steuern
Die Nutzung der autonomen Busse greife also weit über die reine Fahrfunktion hinaus und betreffe beispielsweise auch Funktionen, die sonst vom Fahrpersonal übernommen werden: so die Kommunikation mit den Fahrgästen und den Ticketverkauf; aber auch die Kontrolle des Umfeldes wie zum Beispiel das Verhalten von Personen an der Haltestelle oder die Deeskalation von Konfliktsituationen müsse bedacht werden, ebenso wie der Umgang mit unerwarteten Ereignissen wie Umleitungen und Unfällen. „Hierzu bedarf es intelligenter Lösungen, die sich vor allem durch die zunehmenden Möglichkeiten im Bereich der Digitalisierung finden lassen“, meint das Münchner Unternehmen, das zur Traton-Group gehört.
Eingebunden in Forschungsvorhaben „Minga“
Ab 2025 will man einen automatisierten MAN-Bus vom Typ „Lion’s City E“ in den Münchner Verkehr einführen, allerdings noch nicht alleine, sondern in Begleitung eines „Sicherheitsfahrers“, und nicht im direkten Innenstadtverkehr, sondern in der „von Tourismus und Freizeit geprägten“ Buslinie 144, die im Norden Münchens in einem Streckenabschnitt auch durch den Olympiapark fährt. Das Projekt wird im Rahmen des Forschungsvorhabens Minga vom Mobilitätsreferat der Stadt München geleitet.
Es seien „zahlreiche weitere Projektpartner von Industrie, Wissenschaft, Verwaltung und Verbänden“ an der Initiative beteiligt, die unter anderem mit der Integration von automatisierten Fahrzeugen in das bestehende Mobilitätsökosystem befasst sind. Nach diesem Einsatz seien dann weitere im „tatsächlichen Kundeneinsatz“ geplant, die vollständige Serienreife soll bis Ende des Jahrzehnts erreicht sein.
„Dass Deutschland als weltweit erstes Land die rechtlichen Rahmenbedingungen für autonomes Fahren geschaffen hat, stellt dabei einen entscheidenden Vorteil dar“,
schließt der Bericht.
Mobileye wurde 1999 in Israel gegründet und hat sich auf kamerabasierte Fahrerassistenzsysteme sowie autonome Mobilität spezialisiert. Zu den verschiedenen Anwendungen des Unternehmens gehört nach eigenen Angaben eine skalierbare Kartentechnologie für automatisierte Fahrzeuge, die beispielsweise von mit Mobileye-Technologie ausgestatteten Fahrzeugen an eine Cloud gesendete, aktuelle Straßendaten verwendet. 2017 erfolgte die Übernahme durch das US-amerikanische Halbleiterunternehmen Intel.
Das bis Ende 2025 laufende Projekt Minga, in dem sich 16 Partner zusammengeschlossen haben, soll der „Weiterentwicklung des ÖPNV“ dienen und wird den Angaben zufolge vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit rund 13 Millionen Euro gefördert. Ziel sei es, als Ergänzung zu U-Bahn, Bus und Tram sowie als Dieselbus-Ersatz besondere „On-Demand“ (Ridepooling-)-Angebote mit drei bis fünf automatisierten Fahrzeugen auf Abruf, Bus-Platoons (zwei virtuell verbundene elektrische Solo-Busse) sowie automatisierte Solobusse zu entwickeln. Weitere Beteiligte sind neben MAN Truck & Bus und der MVG (Münchner Verkehrsgesellschaft) zum Beispiel auch die Stadtwerke München (SWM), die TU München und die Universität Stuttgart. Die Bezeichnung Minga steht für „Münchens automatisierter Nahverkehr mit Ridepooling, Solobus und Bus-Platoons“.
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