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Automechanika 2022: „Die Branche hat Nachholbedarf“

Michael Johannes ist Geschäftsbereichsleiter Mobility & Logistics der Messe Frankfurt und Brand Manager der Automechanika. Wir sprachen mit ihm über die internationalen Aspekte der Messe und warum die Aftermarket-Branche im September wieder persönlich nach Frankfurt kommen soll.

Michael Johannes ist Geschäftsbereichsleiter Mobility & Logistics der Messe Frankfurt. Als Brand Manager Automechanika verantwortet er die Aftermarket-Messe weltweit. | Bild: Messe Frankfurt.
Michael Johannes ist Geschäftsbereichsleiter Mobility & Logistics der Messe Frankfurt. Als Brand Manager Automechanika verantwortet er die Aftermarket-Messe weltweit. | Bild: Messe Frankfurt.
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Tobias Schweikl

PROFI Werkstatt: Herr Johannes, nach der Pandemie hatten wir uns alle auf ein normales Jahr 2022 gefreut. Dann begann der Krieg in der Ukraine. Was bedeutet das für eine Messe wie die Automechanika?

Michael Johannes: Zuerst einmal bedeutet dies, dass die Messe im September ohne Teilnehmer aus Russland und Weißrussland stattfinden wird. Die Unsicherheit der Branchenteilnehmer – auf Grund fehlender Komponenten aus der Ukraine, Lieferkettenproblemen etc. – bekommen wir direkt zu spüren: So gibt es ausstellende Unternehmen, die sich erst vor kurzem für die Teilnahme an der Automechanika Frankfurt angemeldet haben. Und was den Brand Automechanika angeht: Wir hatten noch im Januar dieses Jahres die MIMS Automechanika Moskau in unserem Portfolio, nun ist sie nicht mehr dabei.

Die Marke Automechanika ist international aktiv und bekannt. Wie ist die Situation weltweit?

Glücklicherweise ist es ja weltweit wieder möglich, Messen zu veranstalten. Wir mussten leider durch die Pandemie viele Messen absagen oder auch verschieben. Dies war nicht ganz einfach und hat den gut abgestimmten Messekalender durcheinandergebracht. Aber nun finden wieder Messen statt – und das ist extrem wichtig für die Branche. Das sagen uns auch unsere Kunden weltweit, sie freuen sich auf die Messe und sehen sie als unverzichtbare Plattform, um neue Geschäftskontakte zu knüpfen und sich über Produktneuheiten und neue Trends zu informieren.

Dieses Jahr haben bereits Automechanika-Messen in Istanbul, Johannesburg und Ho Chi Minh Stadt stattgefunden. Wie war die Resonanz?

Die Resonanz war bei allen drei Messen sehr positiv. Die Stimmung in den Messehallen war super, man konnte förmlich die Freude der Teilnehmer spüren, sich endlich wieder persönlich zu treffen und auszutauschen. Die Besucherqualität war sehr gut, was natürlich für die ausstellenden Unternehmen und uns sehr wichtig ist. Uns hat es aber vor allen Dingen gezeigt, dass die Branche Messen extrem braucht und einen gewissen Nachholbedarf hat. So haben wir auf Grund der positiven Resonanz zur diesjährigen Automechanika Johannesburg beschlossen, die Messe in Südafrika, die normalerweise nur alle zwei Jahre stattfindet, nächstes Jahr wieder zu veranstalten.

Bei der Automechanika Istanbul hatten wir dieses Jahr nicht nur mehr Besucher als bei der Vorveranstaltung, sondern diese kamen aus insgesamt 141 Ländern. Das ist ein neuer Rekord für die Messe in Istanbul, die Treffpunkt für Teilnehmer aus Osteuropa, Nordafrika, dem Nahen Osten und der Schwarzmeerregion ist.  Außerdem wurden unsere Angebote für Werkstätten sehr gut angenommen, was uns darin bestätigt, das wichtige Thema Weiterbildung weiter auszubauen. Gerade die Werkstätten müssen sich an die rasanten Veränderungen im Werkstatt-Servicegeschäft anpassen und auf dem Laufenden bleiben.

Auf den kommenden Automechanikas in Buenos Aires, Dubai und Shanghai bieten Sie die Teilnahme an einem deutschen Gemeinschaftsstand an. Was hat es damit auf sich?

Das ist eine tolle Möglichkeit für deutsche Unternehmen, sich neue Absatzmärkte und Regionen zu erschließen. Als Aussteller im Rahmen eines deutschen Gemeinschaftsstandes, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und von unseren versierten Kolleginnen organisiert wird, können die Unternehmen zu einem reduzierten Preis an einer Auslandsmesse wie der kommenden Automechanika Dubai teilnehmen. Außerdem müssen sie sich nicht um den Standbau und andere organisatorische Dinge kümmern. In diesem Jahr sind noch drei sogenannte German Pavilions in Argentinien, Dubai und Shanghai geplant. Wer teilnehmen möchte, sollte sich bald anmelden. Mehr Informationen dazu finden Sie auf unserer Website unter automechanika.com.

Widmen wir uns Frankfurt. Wie international kann die Automechanika Frankfurt angesichts der noch immer nicht ganz überwundenen Pandemie bereits wieder werden?

Es zeichnet sich ab, dass die diesjährige Automechanika Frankfurt sehr international sein wird: So kommen ca. 85 Prozent der rund 2.700 ausstellenden Unternehmen aus dem Ausland, die aus rund 70 Ländern nach Frankfurt reisen.  Zum Vergleich: 2018 konnten wir Aussteller aus 76 Ländern hier in Frankfurt begrüßen. Und was die Besucher angeht, bin ich auch sehr zuversichtlich.

Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte der kommenden Automechanika Frankfurt? 

Da gibt es mehrere: Zum einen stellen wir Innovationen und Trends in den Mittelpunkt. Denn in Zeiten des Umbruchs sind Innovationen wichtiger denn je. Viele ausstellende Unternehmen präsentieren ihre Produktneuheiten zuerst auf der Automechanika in Frankfurt. Die zukunftsweisendsten Lösungen werden mit den Automechanika Innovation Awards ausgezeichnet. Ich bin gespannt welche Unternehmen zu den Gewinnern gehören. Auch das Thema Nachhaltigkeit greifen wir auf, denn in Zeiten von Klimawandel und Umweltschutz gewinnt das Thema Circular Economy und Remanufacturing zunehmend an Bedeutung. Deshalb organisieren wir in Kooperation mit dem international renommierten Verband Automotive Parts Remanufacturers Association (APRA) am 14. September bereits zum zweiten Mal den Remanufacturing Day. Und natürlich ist das Thema auch in den Messehallen präsent. Ein grünes Remanufacturing-Logo weist auf das entsprechende Angebot der ausstellenden Unternehmen hin.

Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema Aus- und Weiterbildung. Mit Initiativen wie Talents4AA und Joblinge beteiligt sich die Automechanika, jungen Nachwuchs und neue Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. Das ergänzt unser traditionell breites Aus- und Weiterbildungsangebot mit zahlreichen Workshops zu Themen wie Unfallschadenmanagement, Detailing oder Caravan und dem umfangreichen Programm in der Automechanika Academy. Das Academy-Programm ist dieses Jahr auf vier Hallen aufgeteilt: Halle 3 mit dem Thema Innovation4Mobility, Halle 11 mit Karosserie und Lack, Halle 9 mit der Zukunftswerkstatt 4.0 und die Halle 12 mit den Themen Classic Cars, Car Wash und Care und Detailing. Auf den Bühnen wird es spannende Diskussionen zu wichtigen Trendthemen geben wie Digitalisierung, Elektrifizierung, alternative Antriebe und neue digitale Services für Werkstatt und Handel.

Außerdem möchte ich noch auf unsere neuen Networking-Formate hinweisen. Denn die Branche braucht nach dieser langen Durststrecke den Austausch und die Vernetzung. Deshalb haben wir neue Formate entwickelt wie das CEO-Breakfast am ersten Messetag, aber auch die Networking-Areale in den Messehallen und die tägliche Happy Hour, die dazu einladen, sich in entspannter Atmosphäre auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.

Welche Ausstellungstrends zeichnen sich in diesem Jahr ab?

Dieses Jahr stehen die Themen digitale Lösungen, Elektrifizierung, Konnektivität, Nachhaltigkeit und alternative Antriebe mehr denn je im Fokus. Dazu können Sie Lösungen und Produkte auf der Messe in den einzelnen Hallen entdecken. Und auch die Automechanika Innovation Awards spiegeln diese Trends eindrucksvoll wider. Außerdem widmet sich die Sonderschau ‚Innovation4Mobility‘ diesen zukunftsweisenden Themen. Hier können Sie mit neuen Branchenakteuren über innovative Mobilitätskonzepte und -lösungen diskutieren, Start-ups erleben und sich über neue Forschungsprojekte von Universitäten informieren.

Was ist Ihr persönliches Messehighlight?

Unser Programm steckt voller Highlights, da fällt es mir schwer eins herauszugreifen. Aber besonders freue ich mich auf das CEO-Breakfast mit den beiden Formel1-Größen Mika Häkkinen und Mark Gallagher am ersten Messetag, das wir erstmalig veranstalten und das zum Netzwerken einlädt. Ich finde es immer spannend, über den Tellerrand zu schauen und zu sehen wie schnell und agil Teams arbeiten.

Wie sind die Erfahrungen mit dem hybriden Messekonzept des vergangenen Jahres und was kann man zur Automechanika Frankfurt hier erwarten?

Das hybride Messekonzept war in der damaligen Situation vor einem Jahr eine gute Lösung, die wir aber in diesem Jahr nicht präferieren. Das heißt: wer die Automechanika erleben möchte, sollte unbedingt nach Frankfurt kommen. Wir haben zwar auch wieder eine digitale Plattform am Start, die abgesehen von einigen Live-Streams und digitalen Inhalten primär der Kontaktanbahnung im Vorfeld der Messe und danach dient. Meine Überzeugung ist, dass im Kern eine Messe am besten als physische Veranstaltung funktioniert, bei der die persönliche Begegnung im Vordergrund steht. Und damit bin ich nicht alleine: Eine Umfrage unter unseren Kunden hat jüngst ergeben, dass über 90 Prozent eine physische Messe ganz klar bevorzugen.

Was für Angebote gibt es insbesondere im Bereich Nutzfahrzeuge auf der Automechanika Frankfurt dieses Jahr? 

Eine ganze Menge, angefangen bei den Produkten und Lösungen, die Sie auf der Messe entlang der gesamten Wertschöpfungskette entdecken können. Ich empfehle, sich kurz vor der Veranstaltung über die ausstellenden Unternehmen und ihre Produkte zu informieren. Dies lässt sich einfach in der Online-Ausstellersuche auf der Automechanika-Webseite abrufen. Indem man nach dem Stichwort „Truck Competence“ filtert, erhält man schnell einen Überblick über das Angebot. Übrigens gibt es auch bei den Automechanika Innovation Awards die Kategorie Nutzfahrzeuge. Ich bin sind gespannt, wer dieses Mal gewinnt.

Außerdem bieten wir dieses Jahr einen kostenlosen praktisch orientierten Weiterbildungs-Workshop zum Thema ‚Radar- und kamerabasierte Fahrerassistenzsysteme im Werkstattalltag‘ für alle Nfz-Profis an. Der Workshop findet täglich von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr im Truck Competence-Werkstattzelt auf dem Freigelände statt. Zusätzlich gibt es täglich Impulsvorträge von namhaften Unternehmen aus der Nutzfahrzeug-Branche zu interessanten Werkstattpraxisthemen rund um Service, Reparatur und Wartung moderner Nutzfahrzeuge. Zum Beispiel geht es dabei um Themen wie professioneller Bremsenservice, Umgang mit digitalen Tachographen oder Ersatzteile aus dem 3D-Drucker. Referenten kommen unter anderem von Daimler Trucks & Buses, Haweka, Schaeffler, Knorr Bremse und Continental.

Die Fragen stellte Tobias Schweikl

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