Verkehrssicherheit: ZF bringt neues Notbremsassistenzsystem für Stadtbusse

Der Friedrichshafener Technologiekonzern und Zulieferer arbeitet an einem neuen Notbremsassistenten für Stadtbusse aller Antriebsarten. Das System soll in Gefahrensitutationen selbständig eingreifen können. Der Marktstart ist noch für dieses Jahr geplant.

Speziell für den Stadtbus entwickelt: Das neue Notbremsassistenzsystem von ZF. | Bild: ZF.
Speziell für den Stadtbus entwickelt: Das neue Notbremsassistenzsystem von ZF. | Bild: ZF.
Claudia Leistritz

Laut Pressemeldung arbeitet ZF an einer neuen Notbremseinrichtung für Stadtbusse, die eine Frontalkollision mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Fahrzeugen, Fahrradfahrern oder Fußgängern im städtischen Verkehr verhindern soll. Das System würde in entsprechenden Gefahrensituationen von sich aus aktiv eine Notbremsung einleiten. Das gestuft ablaufende Bremsmoment schütze zudem auch stehende Passagiere, heißt es. Unfälle würden mit der neuen Lösung somit innerhalb wie außerhalb des Fahrzeugs verringert.

Die Anwendung soll branchenweit von Fahrzeugherstellern unabhängig zu verwenden sein und sich für Elektrobusse wie für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gleichermaßen eignen. Der Konzern plant einen Marktstart des Produkts bei den europäischen Busherstellern noch in diesem Jahr.

Wie der Mobilitätsexperte berichtet, kommt die Entwicklung von der zu Anfang dieses Jahres innerhalb des Konzerns neu gebildeten Division Commercial Vehicle Solutions, in der die beiden Sparten Nutzfahrzeugtechnik sowie Commercial Vehicle Control Systems zusammengefasst sind. Letztere ging aus der Übernahme des US-amerikanischen Zulieferers Wabco im Frühjahr 2020 hervor.

Vernetzte Systeme

Die Abteilung treibe die „Next Generation Mobility“-Strategie des Unternehmens wesentlich voran, sagt Philipp Helmich, der für die Produktlinie Vehicle Dynamics in der ZF-Division Commercial Vehicle Solutions verantwortlich ist. Beweis dafür sei das „komplett inhouse“ entwickelte neue Assistenzsystem für Stadtbusse, das Radar, Kamera, Steuergerät wie auch das Bremssystem vernetze und auf diese Weise eine neue Sicherheitsfunktion schaffe. Man habe mit der neuen Lösung dem Wunsch von Busherstellern wie Kunden nach mehr Sicherheit im Stadtverkehr entsprochen. Die anspruchsvolle Aufgabe erfordere die Anwendung modernster Technologien.

„Die Auslegung eines derartigen Systems ist gleichwohl komplex und bedarf der Nutzung fortschrittlichster Technologien aus Hard- und Softaware, wie sie ZF abbilden kann.“

Umgebungsanalyse

Das System wurde den Angaben zufolge aufgebaut auf der OnGuardMAX-Technologie für schwere Lkw und für die Nutzung in Stadtbussen entsprechend adaptiert. Es könne die Umgebung exakt und detailliert mit Hilfe von Objekterkennung und –klassifizierung analysieren, damit gefährliche Verkehrssituationen im komplexen Stadtverkehr vermeiden und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöhen.

Eine Frontkollisionswarnung entspringe dem Zusammenspiel von Kamera- und Radarinformationsdaten, Steuergerät sowie Bremsen. „Sollte der Fahrer nicht reagieren“, heißt es, „kann das System darüber hinaus automatisch die Bremsen betätigen, um das Unfallrisiko zu mindern oder einen Zusammenstoß ganz zu vermeiden.“

Zur Grundlage für diesen Eingriff dienten weitere Fahrzeugdaten wie Gewicht oder Geschwindigkeit, berichtet ZF. Assistenz- und Bremssystem würden in der Folge nahtlos zusammenwirken und das Bremsmoment durch die Software kaskadierend aufgebaut, „so dass auch stehende oder sitzende Passagiere im Bus deutlich besser vor einer Verletzungsgefahr geschützt sind.“

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