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Neuer Totwinkel-Assistent von Brigade: Radar Predict berechnet Kollisionsgefahr bei Lkw mit Künstlicher Intelligenz

Der britische Hersteller von Sicherheitssystemen für Nutzfahrzeuge hat einen neuen Abbiegeassistenten für Lkw auf den Markt gebracht: Ein KI-gestütztes Radarsystem analysiert die Fahrzeugumgebung und soll Gefahrensituationen besonders zuverlässig einschätzen können.

Etwa so groß wie ein Smartphone ist das Anzeigegerät für den Fahrer, das am Armaturenbrett positioniert wird. | Bild: Brigade Electronics.
Etwa so groß wie ein Smartphone ist das Anzeigegerät für den Fahrer, das am Armaturenbrett positioniert wird. | Bild: Brigade Electronics.
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Brigade Electronics, Hersteller von Sicherheitsanlagen für Nutzfahrzeuge und Baumaschinen, hat mit dem Radar Predict eine neue Lösung für den Transportverkehr herausgebracht, die vor allem Unfälle mit Radfahrern verhindern soll. Hierbei wird die Umgebung von Lkw oder Sattelschleppern mit moderner Sicherheitstechnologie überwacht. Die laut Angaben im Kundentest positiv bewertete und von Experten bei den Londoner Motor Transport Awards 2023 mit dem „Innovation Award“ gewürdigte Lösung kombiniert einen Doppelradar mit Künstlicher Intelligenz (KI).

Abbiegeassistenten ab Sommer 2024 auch für Neuzulassungen Pflicht

Unfälle mit größeren Fahrzeugen wie Lkw enden laut den offiziellen Statistiken öfters tödlich als solche, in denen Pkw involviert sind. Gefährliche Zusammenstöße mit Radfahrern drohen vor allem, wenn der Fahrer trotz Rückspiegeln beispielsweise aufgrund des Toten Winkels die Fahrzeugseite nur eingeschränkt überblicken kann. Wegen des Gefahrenpotentials sind laut Bundesregierung seit Juli 2022 europaweit elektronische Abbiegeassistenten mit Seitenkamera und Seitensensor-Warnsystem für neue Bus- und Lkw-Typen verpflichtend. Ab diesem Sommer, also 7. Juli 2024, gilt diese Vorschrift auch für neu zugelassene Busse und Lkw. In Deutschland versucht das Bundesverkehrsministerium mit seiner „Aktion Abbiegeassistent“ schon seit längerer Zeit, zur freiwilligen Nachrüstung der vom Bund geförderten Sicherheitssysteme beziehungsweise Abbiegeassistenten an Bestandsfahrzeugen zu motivieren. Verschiedene Hersteller bieten hier Lösungen an, die zum Beispiel die Seite des Lkw per Kameras oder, wie bei Bosch, mit Radarsensoren überwachen.

Unterschiedliche Bestimmungen in Europa

Da England nicht zu den EU-Mitgliedsstaaten gehört, lauten die Verkehrsbestimmungen hier etwas anders. Zudem gilt im Vereinigten Königreich Linksverkehr und das Lenkrad ist in der Regel auf der rechten Seite positioniert, was für manche Transportunternehmen bei grenzüberschreitenden Aufträgen Herausforderungen bergen kann. Brigade Electronics berücksichtigt als britisches Unternehmen natürlich beide Szenarien. In England gilt bereits seit Oktober 2020, allerdings nur für den Großraum Londons, der „Direct Vision Standard“ (DVS), nach dem Lkw mit über 12 Tonnen für dieses Gebiet eine Genehmigung benötigen. Die Erlaubnis erhält nur, wer mit dem DVS Safe System ausgestattet ist, das Seitenkameras, Ultraschallsensoren für den Nahbereich des Fahrzeugs und einen Warnalarm beim Abbiegen enthält.

Für den Verkehr außerhalb Englands kann diese Ausstattung jedoch aufgrund der unterschiedlichen Vorschriften zu Schwierigkeiten führen. Zum Beispiel weil in Deutschland Alarmanlagen mit Sprechfunktion nicht erlaubt sind. Britische Unternehmer, die in Deutschland unterwegs sind, sollten dann keinen Warnalarm mit Sprachausgabe installiert haben. Hier bietet Brigade einige Alternativen an. Dennoch, so der Anbieter, entschieden sich viele Betreiber für eine Ausstattung nach DVS-Empfehlung, da nach einer neueren Verordnung zumindest im Vereinigten Königreich Lkw-Fahrer im Falle eines Unfalls noch mehr Verantwortung tragen.

Noch präziser: Radar Predict

Für seinen neuen Abbiege- oder Totwinkel-Assistenten „Radar Predict“ nun kombiniert das Unternehmen Radarsysteme mit den datengestützten Rechenleistungen der Künstlichen Intelligenz. Das Produkt eignet sich laut Hersteller für alle Arten von Fahrzeugen und enthält ein Gyroskop und eine GPS-Einheit. Zunächst wird bei dem System die Sicht des Lkw-Fahrers durch einen an der Seite des Fahrzeugs angebrachten Doppelradar erweitert und erlaubt somit eine vollständigen, auch die Anhängereinheit einbeziehenden Überblick. Vor falschen Warnungen bei Knickbewegungen schützt der Anhängererkennungsmodus.

Ergänzend dient die KI-Technologie dazu, die per Radar erfassten Daten zur Geschwindigkeit, Bewegungsrichtung und Beschleunigung des Fahrzeugs wie des Radfahrers zu analysieren. Der dafür verwendete Radar Predict-Algorithmus unterscheidet zwischen statischen und sich bewegenden Objekten und meldet erstere nicht, wie der Anbieter ausführt. Das System erfasst besonders gefährdete (Vulnerable Road User, VRU) Verkehrsteilnehmer ab etwa 5 m seitlich und 7 m vor dem Fahrzeug sowie bis zu 30 m nach hinten. Da die typischen Unfälle vor allem bei langsamen Fahrtabschnitten auftreten, wird die Personendetektion ab einer Geschwindigkeit von über 30 km/h abgeschaltet. Gewarnt wird nur, wenn aufgrund der Vorausberechnungen ein Zusammenstoß zu erwarten ist.

„Der Fahrer wird nur gewarnt, wenn ein Radfahrer in den Erfassungsbereich eindringt und ein potenzielles Kollisionsrisiko darstellt“,

heißt es dazu. In diesem Fall erfolgt eine „differenzierte“ visuelle (per Warn-LEDs) und akustische Warnung, die auf den vorausberechneten Kollisionszeitpunkt abgestimmt ist. Die erste Warnung setzt bei Erkennung eines sich nähernden Objekts ein und besteht aus einer Benachrichtigung. Wird eine Kollision als wahrscheinlich eingestuft, gibt das System immer dringlichere Warnungen aus. Dabei werden drei Warnstufen aktiv:

Warnstufe 1 setzt bei einem Lenkradwinkel von unter 30 Grad ein, wenn ein Radfahrer oder Fußgänger in den Warnbereich gerät und besteht aus dem Aufleuchten eines Abschnitts der orangen Warn-LEDs

Warnstufe 2 wird ausgelöst, wenn das Fahrzeug mit einem Lenkradwinkel von über 30 Grad nach rechts abbiegt (in Ländern mit Linksverkehr nach links) und das System vorausberechnet hat, dass innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens eine Kollision mit einem Radfahrer oder Fußgänger zu erwarten ist. In diesem Fall blinken die orangen Warn-LEDs.

Warnstufe 3 schließlich erfolgt, wenn das Fahrzeug nach rechts abbiegt und der Lenkradwinkel entweder über 30 Grad beträgt oder der Blinker betätigt wird und tatsächlich eine Kollision droht. Der Alarm besteht dann aus blinkenden orangen Warn-LEDs und einem akustischen Signal. Der entlang der orangen Warnlicht-LEDs aufleuchtende Abschnitt lässt den Fahrer erkennen, wo sich der Radfahrer etwa befindet.

Zu den herausgestellten Merkmalen der Neuentwicklung, die als ideale Lösung für Sattelschlepper bezeichnet wird, gehören:

  • Eine 180-Grad-Personendetektion, die bei einer Geschwindigkeit von über 30 km/h abgeschaltet wird.
  • Erfassungsbereich von 4,5 m bis 46 m
  • Eine reduzierte Einstellung auf Fehlwarnungen nur bei Wahrscheinlichkeit von Kollision
  • Schnelle und einfache Installation
  • Erfüllt die Anforderungen der UNECE-Regelung 151 bezüglich der Bedingungen, die Kraftfahrzeuge bezüglich des Totwinkel-Assistenten zur Erkennung von Fahrrädern einhalten müssen
  • Entspricht den DVS PSS-Anforderungen (Direct Vision Standard – Progressive Safe System), die ab Oktober 2024 im Großraum von London für Schwerlaster (HGV: Heavy Goods Vehicle) vorgeschrieben sind.

Brigade Electronics hat die neue Lösung speziell für das Tote-Winkel-Problem bei Lkw entwickelt. John Osmant, Geschäftsführer von Brigade Electronics betont, dass das System die gesamte Fahrzeugseite einschließlich des Anhängers vollständig erfasse. Der zweite Vorteil bestünde in der Vermeidung von Fehlwarnungen, da eine Aktivierung nur bei wirklich drohender Kollision erfolgt. Zudem wird der Radar Predict ohne menschliches Eingreifen automatisch beim Abbiegen aktiviert, „sodass der Fahrer keinen Blinker setzen muss“.

Das 1976 gegründete Unternehmen Brigade Electronics mit Hauptsitz südöstlich von London ist nach eigenen Angaben weltweit führend als Anbieter von Nfz-Sicherheitslösungen. Zur Steigerung der Verkehrssicherheit werden neueste Technologien eingesetzt. Im letzten Jahr hat man zum Beispiel ein mit Kameras funktionierendes System für die Frontseite von Lkw herausgebracht, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Fußgänger erfassen und den Angaben zufolge das Gefahrenpotential so genau vorausberechnen kann, dass Fehlalarme weitgehend vermieden werden. Eine Warnung an den Fahrer ergeht also auch hier nur, wenn die Gefahr eines Zusammenstoßes mit einem Verkehrsteilnehmer vom System als sehr wahrscheinlich eingeschätzt wird. 

Auf der Website des Anbieters wird die Funktionsweise des neuen Radar Predict in einer Animation demonstriert.

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