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Lkw-Transporte: Here übernimmt Softwaretool zur Wahl der klimafreundlichsten Antriebsart

Wasserstoff, Biogas, Biodiesel oder elektrisch: Der weltweit agierende Geodaten- und Navigationssoftware-Konzern Here übernimmt ein Software-Tool, mit dem das schweizer Handelsunternehmen Migros die geeignetste Antriebsart für seine Lkw-Einsätze berechnet. Die Anwendung soll für Logistikdienstleister weltweit zugänglich gemacht werden.

"Alternative Antriebe senken den CO2-Ausstoß im Güterverkehr": Wasserstoff- und Biogas-Lkw der Migros. | Bild: Migros.
"Alternative Antriebe senken den CO2-Ausstoß im Güterverkehr": Wasserstoff- und Biogas-Lkw der Migros. | Bild: Migros.
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Claudia Leistritz

Das Programm entwickelte die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) gemeinsam mit dem Einzelhandelskonzern. Migros verwendet die Software um herauszufinden, welche Antriebsform für den jeweiligen Einsatz die geringsten CO2-Emissionen verursacht. Der Migros-Fuhrpark enthält per Wasserstoff, Biogas, Biodiesel oder elektrisch betriebene Lkw.

Wie Empa berichtet, verfügt Here als Spezialist für Geodaten und Navigationssoftware nun über die nötigen Datengrundlagen, um Logistikern weltweit für beliebige Routen die „klimafreundlichste“ Antriebsart aufzuzeigen. Der Softwarekonzern ist ein Tochterunternehmen der deutschen Automobilhersteller Audi, BMW und Daimler, mit den weiteren Beteiligten Intel, Bosch oder dem chinesischen Tencent Konzern. Aber auch Continental, NTT, Pioneer oder Mitsubishi gehören dazu.

Antriebsarten im Verleich

Weltweit versorgt Here, dessen Hauptsitz für die EMEA-Region im niederländischen Eindhoven liegt, die Logistikkonzerne mit Kartenmaterial; einer davon ist der Migros-Genossensschafts-Bund (MGB) mit seinen rund 800 Lkw. Die übernommene Software ging aus der Zusammenarbeit der Migros und der Empa hervor und sollte die Lkw-Flotte auf erneuerbare Energien umstellen. Die Anwendung unterstützt das Unternehmen nun bei der Transformation der Fahrzeugflotte auf CO2-arme Antriebe, wie es heißt.

Dazu analysiert das Programm Leistung, Reichweite, Nutzlast und Kosten für individuelle Routen je nach eingesetztem Treibstoff. Zur Wahl stehen Wasserstoff, Elektro, Biogas und Biodiesel. Zugleich werden die „real zu erwartenden“ CO2-Einsparungen im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Lkw ermittelt. Laut Aussagen der Empa sollen sich durch die „Anbindung an Ökobilanzdatenbanken“ auch synthetische Treibstoffe integrieren lassen.

Bis 31. März 2022 noch als Testversion verfügbar

Den Angaben zufolge nutzt Migros die ISO- und DIN-zertifizierte Software bereits seit einigen Monaten unter dem Namen „M Opex Tower“. Unter Umbenennung in „CO2 Insights“ soll diese ab sofort in das Softwareangebot von Here integriert werden und so für Logistik-Dienstleister in aller Welt verfügbar sein.

Die Testversion ist laut Bericht bis 31. März 2022 für alle Here-Kunden kostenlos verfügbar. Migros stelle die Software zudem für Unternehmen weltweit zum Kauf zur Verfügung.

Forschung seit zehn Jahren

Die Empa gehört zum interdisziplinären Forschungsinstitut des Fachbereichs Materialwissenschaften an der Züricher Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) und versteht sich eigenen Aussagen zufolge als Brücke zwischen Forschung und Praxis. Vor zehn Jahren begann dort die Forschung zum Wirkungsgradverhalten von Fahrzeugen in der Abteilung Fahrzeugantriebssysteme. Dabei fand man heraus, dass sich der Energieverbrauch von Fahrzeugen für beliebige Fahrten mit einer mathematischen Funktion berechnen lässt.

Laut Christian Bach, Leiter der Abteilung Fahrzeugantriebssysteme, seien die Transportaufgaben jeweils so unterschiedlich, dass Mittelwertmodelle den Sachverhalt nicht exakt genug abbilden könnten. Deshalb müsse jede einzelne Fahrt individuell analysiert werden.

„Die Transformation ganzer Flotten ist wesentlich komplexer als die Erprobung einzelner Lastwagen mit alternativen Antrieben oder Treibstoffen.“

Im Laufe der Zusammenarbeit mit Migros durchlief die Software eine mehrmonatige Testphase an der Lkw-Flotte von Migros. Dabei wurden verschiedenen Validierungsmessungen an Diesel-, Biogas-, Elektro- und Wasserstoff-Lkw vorgenommen. „Schlussendlich konnte das Tool nach den Normen DIN EN 16258 und ISO 14040 sowie vom CO2-Kompensationsberater myclimate zertifiziert werden.“

„Weg von fossilen Treibstoffen“

An alternativen Fahrzeugen verzeichnet Migros derzeit elf Wasserstoff-Lkw, 78 Biodiesel- und Biogas-Lkw sowie 13 Elektro-Lkw in seinem Fuhrpark und will diesen Zweig kontinuierlich ausbauen. „Wir wollen im Fahrzeugpark weg von fossilen Treibstoffen“, so Rainer Deutschmann, der bei Migros die Digitalisierung der Warenströme und die Umstellung der Lkw-Flotte voranbringt.

„Das Tool erlaubt es uns, technologische Entwicklungen bei den Lastwagen zu antizipieren und die Fahrzeugbeschaffungsstrategie laufend anzupassen.“

Mit dem Mix verschiedener Antriebsformen wolle man bis 2025 die CO2-Emissionen im Transport um bis zu 70 Prozent reduzieren. Parallel zur Umstellung auf alternativ angetriebene Lkw will man zudem auch die Software stetig optimieren.  

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