Elektrische und Wasserstoff-Lkw: Paul Group startet mit online-Schulungen
Mit ihrem in der Region Passau größten Nfz-Servicecenter und als Spezialist für Nfz-Umbauten ist die Vilshofener Paul Group weithin bekannt. Im Sonderfahrzeugbau steht das Unternehmen mit seinen international über 1.000 Umbauten im Jahr nach eigenen Angaben als europäischer Marktführer da. Die Kompetenz umfasst aber auch modernste Nfz-Antriebe wie batterieelektrische oder Wasserstoff-Systeme: So präsentierte das Unternehmen vor rund einem Jahr seinen ersten eigenen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw „PH2P“.
In Folge der Entwicklung neuer Antriebstechnologien hat die Paul Group als einer der Pioniere auf diesem Gebiet entschieden, sein für den sicheren Umgang mit den Hightech-Fahrzeugen nötiges Fachwissen am besten in eigenen Kursen weiterzuvermitteln. So entstand die Paul Academy als Schulungszentrum für batterieelektrische Hochvolt (HV)- und Wasserstoff (H2)-Gas-Antriebe. Einige Basis-Module dieser Trainings, die normalerweise von den Experten der Paul Group am Standort Albersdorf bei Vilshofen gegeben werden, sind ab sofort auch als online-Kurse verfügbar, wie das Unternehmen aktuell berichtet.
„Alternative Antriebe brauchen spezielles Wissen und Know-how in den Werkstätten“,
heißt es bei der Paul Group. Um den Werkstattfachkräften fundiert und praxisnah den sicheren Umgang mit Hochvolt- und H2-Technologie zu vermitteln, bietet das niederbayerische Unternehmen mit seiner Paul Academy ein umfangreiches Schulungs- und Zertifizierungsprogramm an. Hier werden Themen aufgegriffen, die auch in der Weitergabe von Hintergrundinformationen über das von den Berufsgenossenschaften vermittelte Basiswissen hinausgehen und vertiefte Einblicke in die moderne Antriebswelt erlauben. Das Angebot richtet sich an Entwickler, Techniker, Mechatroniker und Mechaniker in Unternehmen, die Hochvolt- und H2-Gas-Technologie für batterieleektrische BEV (Battery Electric Vehicle) und Wasserstoff-Fahrzeuge nutzen.
„Neben den grundsätzlich geltenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, den zugehörigen Vorschriften und Literaturen, basiert unsere Ausbildung auf einem hohen Maß an Erfahrung aus der Praxis“,
stellt das Familienunternehmen die Vorzüge des Schulungszentrums heraus. Der Wissensstand sei auch durch die ergänzenden Erfahrungen aus dem Sonderfahrzeugbau stets „up to date“.
Werkstätten zukunftssicher machen
Das Programm umfasst nun in den jeweiligen Basisversionen auch reine Online-Schulungen. Sie bieten einen komfortablen Einstieg in Wartung und Reparatur von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben und somit „einen wichtigen Grundbaustein für zukunftssichere Werkstätten“. In dieser Schulungsform werden die Trainings der Stufe 1E/1S für Hochvolt- beziehungsweise H2-Gassysteme angeboten. Die in der Regel rund zweistündigen Grundkurse können leicht und schnell für Einzelpersonen oder auch Werkstatt-Teams gebucht und bequem vom online-Arbeitsplatz oder Homeoffice aus absolviert werden.
Online-Basiskurs: H2-Gastechnologie
Der Kurs 1S/1E für H2-Gastechnologie („Gase und Wasserstoff“) zum Beispiel vermittelt videounterstützt unter anderem die Grundfunktionen der Bauteile von Gasanlagen, Schutzmaßnahmen bei der Arbeit in der Nähe gasführender Teile, die Gefährdungen durch brennbare und unter Druck stehende Gase, Erkennungsmerkmale von Gefahrenfällen und das Verhalten im Gefahrenfall. In dieser Stufe ausgenommen sind Arbeiten am Gassystem. Abschluss: Qualifizierung für Arbeiten an Fahrzeugen mit Gasantrieb (außer Gassystem) nach DGUV-FBHM-099.
Die Kosten betragen rund 150 Euro netto pro Person. Ähnlich aufgebaut sind die Einstiegskurse für die Hochvolt-Technologie:
Online-Basiskurs: HV-Technologie
Im Bereich batterieelektrischer Antrieb geht es bei Stufe 1S/1E um die allgemeinen Arbeiten an Fahrzeugen mit HV-Systemen, darunter Rädertausch oder Ölwechsel. Die Inhalte bestehen aus Hinweisen zu den elektrischen Gefährdungen und Schutzmaßnahmen, befassen sich mit dem Bedienen der Fahrzeuge und zugehörigen Einrichtungen wie Prüfstände. Erläutert werden außerdem unter anderem Lage und Kennzeichnung der HV-Komponenten und Leitungen im und am Fahrzeug. Allgemein werden die Durchführung von allgemeinen Tätigkeiten, die „keine Spannungsfreihschaltung des HV-Systems erfordern“ sowie situationsbedingte Sicherheitsmaßnahmen behandelt. Abschluss: Fachkundig unterwiesene Person (FuP) nach DGUV Information 209-093 für Arbeiten mit HV-Systemen und deren Komponenten.
Optimal: Präsenzschulungen beim Spezialisten
Neben den Online-Schulungen, die nur die Basiskenntnisse vermitteln können, wird zudem ein größeres Programm an weiterführenden Präsenz-Kursen im Schulungszentrum bei Vilshofen angeboten. Aber auch zur Werkstattausstattung und weiteren Investitionen in diesem Zusammenhang berät der Nfz- und Umbautenspezialist. Auf Wunsch kommen die Profis der Academy zur Schulung oder Beratung auch direkt zum Unternehmen.
Für die Präsenzschulungen besonders geeignet jedoch ist die bestens ausgestattete Einrichtung bei Vilshofen, wo die Seminarräume in direkter Nachbbarschaft zu den jeweiligen HV- beziehungsweise H2-Schulungsarbeitsplätzen liegen. Dort können die Teilnehmer direkt am PH2P-Truck erleben, wie am System gemessen und geprüft wird. Im Bericht heißt es: „Bisherige Absolventen berichten immer wieder, wie lehrreich es ist, am realen Objekt zu trainieren.“
Weiterführende Kurse
Aufbauend auf den Basiskursen behandeln die nächsten Stufen an der Paul Academy beispielsweise die Qualifikation zur Fachkundigen Person (FHV) für Arbeiten an HV-Systemen im spannungsfreien Zustand (HV 2E / 2S). Ein aufbauender Kurs über das Arbeiten an HV-Komponenten, die unter Spannung stehen, wird mit HV 3E / 3S zertifiziert. Entsprechend reichen die Kurse für Arbeiten an und Aufbau sowie Änderung von Gassystemen bis Stufe 3E/3S. Diese Aufbaukurse müssen jeweils in Präsenzveranstaltungen mit Praxisschulung absolviert werden.
„Die Teilnehmer werden in Theorie und Praxis umfassend qualifiziert und zertifiziert. Ein breites Spektrum an Schulungen und Schulungskombinationen deckt alle notwendigen Inhalte ab“,
definiert der Anbieter die Inhalte. Dabei werden den Angaben zufolge auch die Voraussetzungen für separate H2-Raumausstattung mit Sicherheits- und Prüftechnik angesprochen. Weitere Trainings behandeln HV/H2-Kombischulungen und Beratung zur Sicherheitsorganisation, aber auch Produktschulungen wie zum Beispiel zum hauseigenen PH2P Truck werden gegeben.
Vertrauen steigern
Die Schulungseinrichtung dient auch gezielt dazu, mögliche Vorurteile seitens der Werkstatt-Profis im direkten Kontakt mit den Maschinen abzubauen und so der Technologie zum Durchbruch zu verhelfen, wie Robert Kiessling, Produkttrainer der Paul Group, durchblicken lässt:
„In unserer Arbeit ist es uns nicht zuletzt wichtig, Vorurteile gegenüber der H2- und Hochvolt-Technfologie abzubauen, indem wir ein fundiertes Verständnis für das sichere Arbeiten damit vermitteln. Denn nur wenn das Vertrauen in neue Antriebstechnologien da ist, kommen sie in die Anwendung.“
Kiessling und sein Team beraten auf Wunsch auch umfassend im Umgang und in Bezug auf die technischen Erfordernisse für die modernen Fahrzeuge. Zum Beispiel werden die individuellen Gegebenheiten analysiert und entsprechende Pläne zur Anpassung von Arbeitsplätzen, den erforderlichen Ausstattungen wie Kleidung und Werkzeug und zur Sicherung und Kennzeichnung von Fahrzeugen gegeben. Wichtig ist zum Beispiel auch zu wissen, bis zu welchem Grand Arbeiten am Gassystem in der Halle erlaubt sind und wann bestimmte Maßnahmen im Freien erfolgen müssen.
Die Kurse können über die Website der Paul Academy gebucht werden.
Seit 2010 betätigt sich die Paul Group im Bereich eMobility, baute seine beiden Produktlinien Paul Electric Power (PEP) und Paul Hydrogen Power (PH2P) auf. Dem Wasserstoff-Truck des Unternehmens hat auch schon das Verkehrsministerium seine Aufwartung gemacht. Der Nfz-Spezialist mit über 200-jähriger Firmengeschichte arbeitet mit führenden Unternehmen der Nutzfahrzeug- und Industriebranche zusammen, darunter Technologiekonzern und Antriebsspezialist Voith. Zudem ist die Paul Group als autorisierter Servicepartner Experte für Mercedes-Benz- und MAN-Fahrzeuge. Mit Shell Deutschland besteht ein Projekt zur Errichtung einer Infrastruktur für die H2-Lkw-Wertschöpfungskette.
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