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Carglass: Frontscheibe eines Busses in 2-3 Std ausgetauscht - Wir waren bei Frey Reisen dabei!: Standzeiten minimieren

Mit innovativer Technik tauscht Carglass in zwei bis drei Stunden Arbeitszeit eine Frontscheibe bei einem Bus. Wir waren in der Werkstatt des Busunternehmens Frey Reisen dabei und haben uns das Prozedere angeschaut.

Die „Specials“-Monteure Manfred Weidinger (li.) und Gerrit Spranger verrücken das Arbeitsgerüst, nachdem sie zuvor die neue Frontscheibe eingesetzt haben | Fotos: T. Pietsch
Die „Specials“-Monteure Manfred Weidinger (li.) und Gerrit Spranger verrücken das Arbeitsgerüst, nachdem sie zuvor die neue Frontscheibe eingesetzt haben | Fotos: T. Pietsch
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Thomas Pietsch

Christian Salzer, Mitinhaber sowie Fuhrpark- und Werkstattleiter des Busunternehmens Frey und Salzer Reise GmbH, blickt zurück auf eine bewegte Geschichte des Scheibentausches in seinem Unternehmen. Das seit 58 Jahren am Markt agierende Unternehmen Frey Reisen ist ein 60 Mitarbeiter großes Unternehmen, das hauptsächlich Linienverkehre durchführt, aber auch Reise- und Mietwagenverkehre anbietet. In der 1990 neu gebauten Werkstatthalle arbeiten drei Mann, davon ein Meister. Neben zwei Arbeitsgruben und einem Bremsenprüfstand gehört auch eine Waschhalle mit Portalwaschanlage zu dem Gebäude.

Werkstattchef Salzer erinnert sich: „Früher haben wir die Scheiben selbst getauscht. Das ist also kein Hexenwerk. Und eigentlich ist das auch nicht unattraktiv, um die eigene Werkstatt besser auszulasten.“ Es sei aber aufgrund von Preissenkungen und einem größer gewordenen Wettbewerb bei den Scheibenmonteuren mittlerweile weniger attraktiv, den Scheibentausch noch selbst durchzuführen, so Salzer.


Früher fast zwei Tage gebraucht
„Hinzu kommt, dass wir früher fast zwei Tage gebraucht haben für so eine Arbeit. Da fehlte natürlich die Routine. Viel wichtiger ist aber, dass die Busse dann zwei Tage standen. Das ist eine zu hohe Standzeit, die Verfügbarkeit der Busse erachte ich heute als wichtiger“, gibt Salzer zu verstehen. Außerdem sei damals ein weiteres Problem aufgetaucht: Der Klebstoff für die Scheiben ist nicht sehr lange haltbar. Wenn man ihn nicht verbraucht hat, musste er entsorgt werden. Ein unnötiger Kostenfaktor. Nun lässt Salzer die Monteure von Carglass ran, wenn bei einem seiner 42 Busse (30 große, zwölf kleine) ein Sprung in der Scheibe ist, der ausgetauscht werden muss. Das war aber auch nicht immer so. Erst seit Kurzem arbeiten Salzer und Thomas Attenberger, der die zuständige Carglass-Niederlassung im niederbayerischen Straubing leitet, wieder beim Thema Scheiben zusammen. Der Auftrag, den unsere Zeitschrift vor Ort begleitete, ist erst der zweite nach einer rund dreijährigen Pause, in der Salzer mit einem anderen Verglaser zusammengearbeitet hat. „Kleine Steinschlag-Reparaturen machen wir weiterhin selbst – je nach Größe des Lochs. Alles Größere wird Carglass zukünftig für uns machen“, legt Salzer den Rahmen der Zusammenarbeit fest.


Spezialwerkzeug aus dem Konzern
Bei unserem Besuch in Großköllnbach, das in Niederbayern zwischen Landshut und Deggendorf liegt, wird die Frontscheibe eines gerade ein Jahr alten „Viseon C13“ getauscht. Ein circa 40 Zentimeter langer Sprung hatte sich in der Scheibe nach einem Steinschlag gebildet, also musste die Scheibe erneuert werden. Dabei kam der Prototyp eines Werkzeugs zum Einsatz, mit dem Carglass in Zukunft alle Nutzfahrzeug-Monteure ausstatten wird: „Ezi-Wire“ heißt das Werkzeug. Es wurde vom englischen Carglass-Mutterkonzern Belron beziehungsweise von dessen Tochterunternehmen Belron Technical entwickelt und ist nicht auf dem freien Markt erhältlich.

Ezi-Wire kommt aus dem Pkw-Bereich und wurde von Belron für die Arbeit an Lkw und Omnibussen spezifiziert. Es handelt sich dabei um einen 0,8 Millimeter starken Vier-Kant-Schneiddraht, der von innen und außen um die Scheibe herumgeführt wird. Per Handkurbel wird die Scheibe dann sauber vom Kleber geschnitten. Ezi-Wire ist aber nicht die einzige Neuheit, die Carglass im Köcher hat. In der Testphase befindet sich auch der sogenannte One-Person-Lifter, kurz OPL. Dieser soll es ermöglichen, dass nur ein Monteur eine Busscheibe hebt. Bis Jahresende sollen acht dieser OPL eingeführt werden.
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Bei unserem Besuch zugegen ist auch Gunnar Schwanz. Er ist Technical Coach bei Carglass. Das heißt er verbessert und kontrolliert die Arbeit der deutschlandweit 70 Monteure, die für das Specials-Team arbeiten. So heißt bei Carglass der Nutzfahrzeugbereich. Schwanz erklärt, dass das gesamte Scheibentausch-Prozedere standardisiert ist. „Jeder Arbeitsschritt ist definiert. Damit wird gewährleistet, dass überall im Land die gleiche Dienstleistungsqualität erbracht wird“, meint Schwanz.

Und das sieht dann wie folgt aus: Der komplette Armaturenträger sowie der Fahrerplatz werden mit Abdeckungen vor Schmutz geschützt. Frontverkleidungen und Scheibenwischer werden abmontiert. An die Stellen des Scheibenwischers werden kleine Halterungen geschraubt, die die frei hängende Scheibe des Viseon beim Heraustrennen tragen.

Sobald die alte Scheibe mit Hilfe des Ezi-Wire ausgebaut ist, beginnen die Vorbereitungen für die neue Scheibe. Diese wird vorher erst mal gründlich geputzt. Am Bus wird dann mit Reinigern und Schneidewerkzeug die neue Klebefläche für die Scheibe vorbereitet. Carglass nutzt zum Reinigen und Kleben ausschließlich Produkte der Marke Sika, da die aufeinander abgestimmt sind. So sollen chemikalische Interferenzen vermieden werden. Nachdem der Rahmen der Frontscheibe gesäubert und gereinigt wurde und die alte sogenannte Kleberaupe aus Polyurethan (PU) auf zwei Zentimeter zurückgeschnitten wurde, kommt ein sogenannter Aktivator auf das alte PU. Der wird mit einem Tuch aufgetragen und soll – grob gesprochen –  den alten Kleber mit dem neuen verbinden. Nach einer weiteren chemischen Behandlung (dem „Primern“) wird dann eine neue Kleberaupe aus Polyurethan aufgetragen, die die neue Scheibe mit der Karosserie verbinden wird. Wie viel Zeit zwischen den einzelnen Arbeitsschritten vergehen darf, ist natürlich auch in den Standardprozessen hinterlegt.

Wenn die neue Scheibe dann mit Saugnapf-Griffen eingesetzt wurde, kommt PU in den Hohlraum zwischen Scheibe und Karosse. Dieses muss luftfrei aufgefüllt werden. Was zuviel an PU eingespritzt wurde, wird hinterher mit einem Gummiabzieher abgezogen. Die sichtbaren Stellen werden dann mit glatten Siegelnähten herzeigbar gemacht.


Es wird geputzt, gesaugt, gefegt
Zum Abschluss wird der Ausgangszustand des Fahrzeugs wiederhergestellt. Also wird geputzt, gesaugt, gefegt, montiert, bis alles wieder picobello aussieht. Das PU muss hier beim Viseon mit seiner freihängenden Scheibe mindestens sechs Stunden trocknen, ohne dass das Fahrzeug bewegt wird. Im Allgemeinen beträgt die Standzeit drei bis vier Stunden. Und insgesamt 24 Stunden sollte der Bus hinterher keine Waschanlage sehen oder einen Reifenwechsel bekommen.

Für Busunternehmer und Werkstattleiter Christian Salzer wird diese Prozedur etwa 15 Mal im Jahr durchgeführt. So oft kommt es durchschnittlich vor, dass eine Scheibe seiner Busse zerspringt. Salzer hat dann das Bedürfnis, dass die Scheibe schnell getauscht wird. „Es sind auch abends schon Scheiben gewechselt worden, wenn es sein musste“, berichtet er. Dafür ist natürlich eine umfangreiche Lagerhaltung beim Scheibenmonteur unerlässlich. „Pro Specials-Stützpunkt haben wir rund 700 verschiedene Scheiben für Lkw und Omnibusse vorrätig“, verrät Carglass-Niederlassungsleiter Thomas Attenberger. „Wenn die Scheibe auf Lager ist und wir die Kapazität bei den Monteuren abrufen können, sind wir in vier bis sechs Stunden nach Auftragserteilung beim Kunden“, skizziert Attenberger derartige Notfall-Einsätze. Im Regelfall kommen die Monteure aber binnen 24 Stunden auf den Hof gerollt. Nur bei exotischen Scheiben könne es vorkommen, dass es 48 Stunden dauert, so Attenberger.

Und was kostet der Spaß? Mit 4.000 bis 4.500 Euro inklusive Montage schlägt unsere neue Viseon-Scheibe zu Buche. Busfrontscheiben generell kosten zwischen 3.000 und 6.000 Euro (ebenfalls Ein- und Ausbau inbegriffen). Einen Ausreißer nach oben stellt die Scheibe des neuen „Starliner 2“ von Neoplan dar: Rund 12.000 Euro müsse man dafür berappen. Lkw-Scheiben sind dagegen wahre Schnäppchen. Zwischen 800 und 1.500 Euro, umreißt Experte Attenberger die Preisskala. Das seien aber alles Listenpreise, die realen Marktpreise lägen merklich darunter.


Um Kosten generell zu senken, empfiehlt Carglass – sofern möglich – Steinschläge sofort zu reparieren, um den teuren Austausch der Scheibe zu vermeiden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die Kosten für den Scheibentausch zu senken. Zumindest vordergründig. Die Teilkasko-Versicherung übernimmt bei einer frei gestaltbaren Selbstbeteiligung des Unternehmens diese Art von Schäden.

Es gibt aber auch Möglichkeiten, die Glasschäden aus der Versicherung herauszunehmen und komplett selbst zu übernehmen. Was günstiger ist, hängt stark von Einsatz und Umfeld der Fahrzeuge ab. Bei Frey Reisen befinden sich in der Umgebung vier Kiesgruben.

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