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Wilhelm Mayer: Seit 1954 Verkauf und Reparatur von Unimog - Besuch der Filiale in Gersthofen: Auch Alleskönner müssen zum Service

Der Betrieb Wilhelm Mayer kümmert sich seit 1954 um Verkauf und Reparatur der Marke Unimog, zuerst in Neu-Ulm. Das Betreuungsgebiet ist seither gewachsen. Zu Besuch bei der Filiale in Gersthofen.

Der Daimler-Partner Wilhelm Mayer betreut seit 1995 Unimog-Kunden in Bayerisch-Schwaben vom Standort Gersthofen aus. | Bild: M. Schachtner
Der Daimler-Partner Wilhelm Mayer betreut seit 1995 Unimog-Kunden in Bayerisch-Schwaben vom Standort Gersthofen aus. | Bild: M. Schachtner
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Martin Schachtner

Das Gefährt macht eine gute Figur, egal ob unwirtliche Wüste, eisige Taiga, Gebirgspass oder auch auf einer Baustelle beziehungsweise einem Begrünungsstreifen in ländlichen Gefilden, zum Beispiel in Bayerisch-Schwaben. Für den Einsatz abseits der Piste schätzen Käufer das Universal-Motor-Gerät, kürzer und bekannter unter Unimog geläufig. Die Leidenschaft ist verbreitet, wie eine Umfrage der Zeitschrift „Off Road“ zeigt. Die Leser haben das Fahrzeug zum 13. Mal in Folge zum Geländewagen des Jahres gewählt, rühmte sich die für den Unimog zuständige Abteilung Mercedes-Benz Special Trucks im Juni 2017.

Eine Ehrung, die freilich der hochgeländegängigen Unimog-Baureihe zuteil wurde, die mit Achsverschränkungen von bis zu 30 Grad, Portalachsen mit bis zu 460 Millimetern Bodenfreiheit, einem seitlichen Neigungswinkel von bis zu 38 Grad und einer Steigfähigkeit von 45 Grad punktet. Dabei handelt es sich um die Typen U 4023 und U 5023.

Daimler verkaufte 2017 rund 700 Unimog

Eine derartige Leistungsfähigkeit wird den Unimog der Geräteträger-Baureihe, die bevorzugt bei Stadtwerken oder im Agrarbereich im Einsatz sind, natürlich nicht abverlangt. Die meisten der rund 700 Spezialfahrzeuge, die im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft wurden, gehören zu den kommunal und landwirtschaftlich genutzten Modellen der Baureihen U 216 bis U 530.

Die in Neu-Ulm ansässige Wilhelm Mayer GmbH & Co. KG hat sich auf diese Fahrzeuge spezialisiert. Den Anfang machte 1954 die Übernahme der Generalvertretung für die Marke am Unternehmenssitz. Über die Jahre wuchs dieses Zuständigkeitsgebiet für Vertrieb und Kfz-Service um weitere schwäbische Regionen, etwa den Großraum Stuttgart, die Kreise Ludwigsburg, Esslingen, Hohenlohe sowie Bayerisch-Schwaben. Der Mythos der Marke ist ungebrochen. Das ist eine Säule des Geschäftserfolgs für das Unternehmen. Nicht viele aus der Nutzfahrzeugbranche können sich der Faszination der traditionsreichen Allrad-Fahrzeuge entziehen. Das verlangt aber auch niemand.

Unimogler @Work

Ludwig Stumbaum beschäftigt sich bereits sein gesamtes Berufsleben damit. Er ist Werkstattleiter der Wilhelm Mayer-Generalvertretung in Gersthofen. Der Kfz-Meister und Betriebswirt des Handwerks hat seine Lehre 1974 bei einem Unimog-Betrieb absolviert und leitet die schwäbische Niederlassung seit einem Eigentümerwechsel im Jahr 1995. „Wir hier sind alle Unimogler“, bringt er die Philosophie am Standort auf den Punkt. Die Mehrzahl der Mitarbeiter sei bei ihm in die Lehre gegangen und schließlich übernommen worden. Die Zugehörigkeitsbezeichnung „Unimogler“ verheißt ein besonderes Lebensgefühl, aber auch eine Leidenschaft für Technik.

In der Generalvertretung vor den Toren Augsburgs arbeiten insgesamt acht Unimog-Spezialisten: Neben Stumbaum betreuen ein Lehrling, vier Kfz-Mechatroniker, ein Lagerist und ein Verkäufer die Auftraggeber aus Stadtwerken, Landwirtschaft und Straßenmeistereien. „Im Kfz-Service betreuen wir hier zu drei Viertel Unimog-Fahrzeuge. Darüber hinaus wartet und repariert unser Service-Team MB-Tracs, Schmidt-Kehrmaschinen und Hansa-Schmalspurfahrzeuge aus dem kommunalen Einsatz. Aber auch um die Anbaugeräte, beispielsweise Mulag-Mähgeräte kümmern wir uns.“ Die technischen Informationen, Schulungen und Ersatzteile gibt es im Rahmen einer so genannten Gerätepartnerschaft. Die Zulieferer arbeiten eng mit dem Mercedes-Benz-Werk im badischen Wörth, dorther stammen Econic, Unimog und Zetros, sowie der zuständigen Abteilung Mercedes-Benz Special Trucks zusammen.

Weltweites Servicenetz

Hinter dem Unimog-Service steht eine weltweit organisierte Servicestruktur mit über 650 Service-Standorten in mehr als 130 Ländern, davon rund 220 in Deutschland. Wie Mercedes-Benz betont, betreut das eigene Servicenetz das Komplettsystem Unimog. Der Unimog-Service lässt sich also ebensowenig isoliert betrachten wie sich auch Lkw-Werkstätten nicht nur mit der Zugmaschine befassen und die gezogene Einheit ignorieren. Es gibt eine lange Zusammenarbeit zwischen Mercedes-Benz und den Herstellern der für den Arbeitseinsatz notwendigen An- und Aufbaugeräten. Eigenen Angaben zufolge unterhält Mercedes-Benz spezielle Vereinbarungen über die Anforderungen an die Geräte, die Hersteller sind eingeteilt in 14 hochspezialisierte „Unimog Partner“ und in 17 „Unimog Expert Partner“. So stellen ASH Aebi-Schmidt im Bereich Streuautomaten, Bucher/Gmeiner als Zulieferer von Schneeräum-Equipment, Kehraufbau-Spezialist Trilety und die Absetz- und Abrollkipper-Aufbauten von Schilling beziehungsweise Jotha Equipment für Unimog-Kunden zur Verfügung.

Zwischen drei Serviceverträgen kann der Unimog-Eigner wählen: Antriebsstrang-Garantie (Service extended), Anschlussgarantie auf den Antriebsstrang (Service extended plus) und Full-Service-Paket für Wartung- und Verschleißarbeiten am Unimog (Service Complete). Der Hersteller wirbt mit einem Leistungspaket, dass alle Werkstattarbeiten zu festen monatlichen Raten abdecken soll. Daneben lässt sich ein reiner Wartungsvertrag mit dem Hersteller abschließen (Maintenance Complete). Über eine fest vereinbarte Laufzeit erhält der Kunde dadurch alle Wartungsleistungen vergünstigt, hieß es. Wilhelm Mayer rechnet die Kosten als Servicepartner vor Ort mit dem Hersteller ab.

Ein häufiger Gast außerhalb der Garantiezeit ist der MB-Trac von Mercedes-Benz. Dieser wurde zwar nur bis 1991 gebaut, der Kfz-Service an den Fahrzeugen dauert aber weiter an, erfährt man in Gersthofen. Die Zulassungszahlen seien sehr hoch, da im Einzugsgebiet noch viele Kunden den MB-Trac nutzten. In den drei Landkreisen Friedberg, Donau-Ries, Augsburg gibt es den Schätzungen zufolge noch je 200 Fahrzeuge. Auch dies ein Beleg für die Sonderstellung, die Unimog im Daimler-Konzern genießt und die historisch gewachsen ist: Viele der Allzweckwagen werden als Landmaschinen genutzt.

Die Bauern beauftragen im Reparaturfalls den Landmaschinen-Mechatroniker des Vertrauens und geben sowohl Unimog als auch Traktor in dessen Obhut. Die gleiche Entwicklung vollzog sich im Vertrieb. Daher liegt der Stundenverrechnungssatz in der Unimog-Werkstatt unter den Lkw-Tarifen: Man stehe in Konkurrenz zu Landmaschinen-Werkstätten, die einen günstigeren Tarif hätten, hieß es.

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Unimog-Vorläufer entworfen

Dass Geschäftsführung und Mitarbeiter beim Mercedes-Benz-Partner Wilhelm Mayer eine Schwäche für den Allrounder haben, verwundert nicht. Genau genommen ist es eine Verpflichtung – ähnlich der Fürsorge, die Eltern ihren Kindern angedeihen lassen: Es erfüllt die Neu-Ulmer mit Stolz und darf in keiner Betriebspräsentation fehlen, dass die von Wilhelm Mayer – dem Großvater des heutigen Geschäftsführers Gerhard Mayer – 1901 gegründete Maschinenfabrik in den Jahren 1928 bis 1932 eigene Traktoren mit der Bezeichnung „Stahlpferd“ entwickelte und vermarktete. Dieses auch von Fachleuten außerhalb des Unternehmens „Ur-Unimog“ genannte und damals prophetisch als „Zukunftsmaschine des Landwirts“ angepriesene Gerät hat durchaus Ähnlichkeiten mit den ab Kriegsende gebauten Unimog. Den Angaben zufolge wurden vom „Stahlpferd“ etwa 30 Exemplare gefertigt, von denen keines erhalten geblieben sein soll.

Als Unimog-Generalvertretung beziehungsweise -Servicepartner muss die Wilhelm Mayer GmbH Werkzeuge, Werkstattausrüstung sowie Know-how vorhalten. Der Hersteller wacht über den Wissensstand der Techniker in den Partnerwerkstätten und hat einen guten Überblick über die IT. Der Wissenstransfer erfolgt über Präsenzschulungen im Schulungszentrum des Werks in Wörth oder über Computer Based Trainings. Über das Onlineportal können dabei die Schulungen jederzeit abgerufen werden.

Technische Informationen

Der Standort Gersthofen verfügt über ein Markendiagnosegerät. Das Equipment wird von Daimler gestellt, gegen eine jährliche Leasinggebühr. Die aufgespielten Updates spiegeln die gesamte Daimler-Nutzfahrzeugpalette wider. „Wir erhalten stets ein Update-Paket, das beinhaltet alle Neuerungen, vom Actros bis zu einem verhältnismäßig kleinen Teil, den Unimog betreffend.“ Nach dem Modellwechsel vor einigen Jahren sei dieser Anteil aber größer geworden. Neben der qualitativ hochwertigen Reparatur spielt für die Kundenzufriedenheit auch die zeitnahe Auftragserledigung eine Rolle. Ein wesentlicher Faktor ist die Teileverfügbarkeit. Die Belieferung erfolgt einmal täglich im Nachtsprung – die Gersthofener nutzen zu diesem Zweck eine Nachtschleuse – und wird teilweise mit einer Nachmittagslieferung ergänzt. Benötigt man bestimmte Kfz-Teile, um gleich am nächsten Morgen mit der Reparatur zu starten, sollten bekanntermaßen Zeitfenster eingehalten und es sollte bis 15 Uhr bestellt werden. Der Prozess war früher langwieriger, wie sich der Kfz-Meister erinnert. Die Belieferung sei von Monatsbestellungen oder Lieferungen im Zwei-Wochen-Rhythmus geprägt gewesen. Entsprechend hoch war der ergänzende Lagerbestand. Zusätzlich benötigten Teileprofis die Erfahrung und ein Gefühl, ob Bauteile eher Schnelldreher oder Ladenhüter sind. „Heute braucht es IT und Gefühl. Denn man muss entscheiden können, welches Teil sofort gebraucht und auf welches Teil noch zwei oder drei Tage gewartet werden kann.“ Die Firma Wilhelm Mayer hat dafür den richtigen Mann. Laut Ludwig Stumbaum ist der Lager-Mitarbeiter ebenfalls seit 1995 mit an Bord. Dennoch setzt der Betrieb sowohl auf Just-in-Time-Lieferung, als auch auf ein gut sortiertes Lager: „Unser Lagerbestand umfasst rund 4.000 Teile beziehungsweise Positionen und hat einen Wert von circa 300.000 Euro“, verriet er.

Die Teilebevorratung auch mit Komponenten für ältere Unimog ist wichtig. Schließlich dürfte der aktive Fuhrpark ein hohes Durchschnittsalter haben. Neue, professionell eingesetzte Unimog werden vom Erstnutzer in der Regel zwischen acht und 15 Jahre genutzt, anschließend gelangen die Fahrzeuge auf den Gebrauchtwagenmarkt. Von Seiten Mercedes-Benz Special Trucks heißt es: Viele Unimogs erreichen eine Lebensdauer von 30 Jahren und mehr. Die meisten jemals gebauten Unimog existieren noch heute. Die Oldtimer befinden sich sowohl im professionellen und semi-professionellen als auch im Privatbesitz und werden regelmäßig auf der Straße oder insbesondere im Gelände bewegt. Martin Schachtner

Fotos: Daimler;M. Schachtner, Unimog Museum/ Andy Ridder

HISTORIE: Unimog

Das UNIversal-MOtor-Gerät (Unimog) überzeugt seit der Nachkriegszeit Anwender in Land- und Forstwirtschaft sowie im kommunalen Dienst mit leistungsstarken Motoren, ausgeklügelter Kraftübertragung für Straße und Geräteeinsatz sowie guten Fahreigenschaften abseits der Straßen. Die Fahrzeuge wurden ab 1949 serienmäßig zunächst in Göppingen gefertigt. Nach der Übernahme durch Daimler im Jahr 1950 wurde der Allrad-Spezialist im Werk Gaggenau gefertigt, bevor 2002 die Produktion ins Mercedes-Benz-Werk Wörth wechselte. Durch die Gerätepartnerschaften gibt es vielfältige Einsatzmöglichkeiten von der Arbeit mit Aufbaukran bis zur Zwei-Wege-Anwendung (halb Straßen- halb Schienenfahrzeug). Durch eine Front- sowie die Heckzapfwelle lassen sich die Geräte antreiben.

Die beliebte Baureihe 427 wurde von 1988 bis 2002 produziert. Laut Daimler wurden davon insgesamt 16.401 Fahrzeuge produziert, davon sind heute in Deutschland noch 10.420 Exemplare zugelassen. Der optionale Antrieb EasyDrive der neuen Fahrzeuggeneration, die im Jahr 2013 eingeführt wurde, erlaubt den Angaben zufolge einen Wechsel während der Fahrt zwischen den zwei Antriebsarten Hydrostat mit Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h und einem mechanischen Achtgang-Schaltgetriebe, das eine Geschwindigkeit von bis zu 89 km/h erlaubt. Für die Unimog-Geräteträger U 423 bis U 530 ist eine Allradlenkung bestellbar: Neben der Normallenkung durch die Vorderräder verringert sich der Wendekreis bei einer entgegengesetzten Lenkung von Vorder- und Hinterachse. Zudem ist eine Diagonalfahrt mittels sogenannter „Hundeganglenkung“ und parallel gestellten Rädern möglich.

 

 

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Artikel Wilhelm Mayer: Seit 1954 Verkauf und Reparatur von Unimog - Besuch der Filiale in Gersthofen: Auch Alleskönner müssen zum Service
Seite 10 bis 15 | Rubrik WERKSTATT-PORTRÄT
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