Öle sind aus dem Fahrzeugbereich nicht wegzudenken. Die Schmierung umhüllt die beweglichen Bauteile, schützt vor Verschleiß und sorgt für einen einwandfreien Lauf. Deren kühlende Eigenschaften bewahren die Komponenten vor Überhitzung. Ihre Anwendung wie auch ihre Zusammensetzung ist immer noch im Wesentlichen auf die verschiedenen Fahrzeugmodelle und -konzepte mit Verbrennerantrieb ausgelegt. Mit der Zunahme an E-Fahrzeugen arbeiten die Hersteller jedoch vermehrt auch an spezifischen Lösungen für die E-Mobilität.
Schmierstoffe setzen sich in der Regel entweder aus Mineral- oder aus Synthetikölen zusammen, haben also entweder destilliertes und raffiniertes Erdöl oder einen aus Erdöl und Erdgas synthetisch komponierten Stoff zur Grundlage, der sich in den Eigenschaften besser spezifizieren lässt. Um bestimmte Wirkungen zu erzielen, beispielsweise bessere Fließeigenschaften oder höheren Korrosionsschutz, werden auch weitere Stoffe zugesetzt. Stark auf die Fließeigenschaften wirken sich auch äußere Faktoren wie die Temperatur aus.
Neuartige Schmierstoffe
Rein elektrische Fahrzeuge brauchen zwar für den Elektromotor selbst kein Öl, jedoch immer noch für andere bewegliche Komponenten wie Getriebe oder Radlager. Spezielle Mittel für die noch recht neue Technologie sind allerdings erst für wenige Oberklasse-Pkw, nicht für den ohnehin nur in geringem Ausmaß elektrifizierten Nfz-Sektor verfügbar, auch wenn manche sagen, dass deren ganz unterschiedliche Bauart auch entsprechende Öle erforderte.
Liqui Moly betont zum Beispiel, dass sich die meisten Produkte der Marke für alle Antriebsarten eigneten, ob Verbrenner, E-Fahrzeug, Hybrid oder Brennstoffzelle. Derzeit, so Alexander Armbruster, Key Account Manager Nfz bei dem Ulmer Unternehmen, werde überwiegend noch in Studien oder Vor-Produktionsphasen an den Mischungen für strombetriebene Autos gearbeitet. Er meint, dass als Basis für solche Schmierstoffe wohl sicherlich weniger Öl, sondern ganz neue chemische Grundstoffe dienen werden. Weiterer Unterschied zu den Verbrennern: die Ölwechselintervalle lassen sich besonders gut individualisieren auf Grundlage der digital und per Sensoren gesammelten Datenmengen, die den Zustand des Fahrzeugs durchleuchten.
Der rechtzeitige Ölwechsel ist Experten zufolge generell einer der ausschlaggebenden Faktoren für eine einwandfreie Funktion, da das Schmiermittel einerseits durch die natürliche Alterung mit der Zeit seine Eigenschaften verliert und sich die auf den Einsatzzweck abgestimmten Zusatzstoffe abbauen, aber auch die allgemeine Verschmutzung durch Ruß, Schwefeloxide, Staub sowie mechanischen Abrieb zunimmt und den Komponenten schaden kann. „Filterung oder Nachfüllen von frischem Motoröl genügen nicht“, warnt der ADAC.
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Die Ölunternehmen stimmen die Zusammensetzung der Stoffe in der Regel mit den Fahrzeugherstellern ab. Um die Herstellergarantie und die Funktion zu erhalten ist es ratsam, die in den Bedienungsanleitungen, Serviceheften oder auf den Ölverpackungen angegebenen Motoröl-Klassifikationen penibel einzuhalten.
Laut Armbruster wird der Faktor Kontamination oder Vermischung zudem sicher auch bald in den gesetzlichen Bestimmungen berücksichtigt, um daraus resultierende Fehlfunktionen bei den empfindlicheren E-Fahrzeugen möglichst schon im Vorfeld auszuschließen. Hier müssten Werkstätten besonders sorgfältig arbeiten und auf möglichst „sortenreine“ Produkte achten: „In Zukunft könnte die falsche Verwendung schon direkt beim ersten Einsatz zu Problemen oder Schäden führen“.
Emissionen mindern
Aber auch die „herkömmlichen“ Motorenöle werden stetig verändert, beispielsweise um den Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge und damit die Emissionen zu senken. Neue schwere Nutzfahrzeuge sollen im Vergleich mit den Messungen von 2019 bis 2025 um 15 Prozent, bis 2030 um 30 Prozent weniger CO2 emittieren – „und das bei gleichbleibend hoher Transportleistung“, berichtet der britische Mineralölkonzern Shell. Eine Stellschraube für dieses Ziel biete die Optimierung der Treibstoffeffizienz. Das Unternehmen hat dafür mit seiner Rimula R7-Serie Produkte für die „neueste Lkw-Generation“ bestimmter Marken entwickelt. Sie sollen über eine besonders niedrige HTHS-Viskosität (High Temperature High Share) verfügen, die den gewünschten Schmierfilm-Effekt auch bei großer Wärmeentwicklung beibehält, sehr lange Ölwechselintervalle ermöglichen und eine um bis zu 3,9 Prozent höhere Treibstoffeffizienz aufweisen. „Wenn alle Lkw in Europa eine Verbesserung der Kraftstoffeffizienz um ein Prozent erreichen würden, könnte dies zu einer Verringerung der CO2-Emissionen um 2,2 Millionen Tonnen pro Jahr beitragen“, rechnet das Unternehmen. Nach eigenen Angaben sind ausgewählte Shell-Motorenöle für Nfz in manchen europäischen Ländern auch mit CO2-Ausgleich erhältlich; auf diese Weise lässt sich also der CO2-Abdruck auch durch die ausgleichende Beteiligung an Klimaschutzprojekten mindern. Auf die neuen Automobiltechnologien, so betont Shell, sollten die Autohäuser und Werkstätten mit einem Ausbau ihres Angebots und des entsprechenden Know-how zur Wartung und Reparatur von E- und Wasserstoff-Fahrzeugen reagieren. Insgesamt müsse die Branche sich neu orientieren: „Die neuen Wertschöpfungsketten werden komplexer. Auch Händler sollten sich überlegen, wie sie beipielsweise Teil der Lade- und Wertschöpfungskette werden könnten.“ Claudia Leistritz
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