Caruso und Carmunication revolutionieren den Handel mit Daten: Datenschatz heben und profitieren
Der Datendienstleister Carmunication – Bereitstellung von KFZ-Daten e.V. war vom österreichischen Teilehändler Birner initiiert worden und stellt Fahrzeugdaten auf einer Plattform für alle Mitglieder bereit. Diese Informationen geben Aufschluss zu Fahrverhalten oder Fahrzeugzustand. Aus den so genannten „Auto Live Daten“ lässt sich den Angaben zufolge eine Servicerelevanz ableiten. Vereinsmitglieder können daraus Geschäftsmodelle entwickeln.
Auto Live Daten seien entscheidend für Analyse und Diagnose, insbesondere dann, wenn Probleme auftauchen, Reparaturen durchzuführen sind oder der Wert eines Fahrzeugs geschätzt wird, hieß es. Versicherungen, Flottenmanager, Pannendienste, Kfz-Betriebe, Ersatzteil-Produzenten, sogar Kfz-Hersteller sowie Diagnoseanbieter hätten ein Interesse an den Daten, ist man sich in Wien sicher.
Großer Datenpool
Wichtige Mitglieder von Carmunication sind mit Group Auto International (GAUI) sowie Autodistribution International (ADI) zwei große europäische Zusammenschlüsse von Kfz-Händlern. Zur GAUI zählt beispielsweise die Coparts-Handelskooperation und zur ADI gehört Carat. Das Potenzial der generierten Daten ist enorm, wie ein Blick auf den Partner GAUI zeigt: Einem Blogeintrag von Carmunication zufolge repräsentiert das Neumitglied 1.415 Händler, 5.945 Pkw-Werkstätten sowie 1.304 Nfz-Werkstätten.
Es geht noch größer: So hat sich die globale Teilehandels-Kooperation Nexus Automotive dem österreichischen Verein angeschlossen. In Deutschland gehören die Großhändler beziehungsweise Handelskooperationen CAR, ATP Autoteile und Schäfer Barthold zu Nexus. Das weltweite Werkstattnetz ist gigantisch. Von den zusammengelegten Daten könnten Partner profitieren. Denn: Eigene Mitglieder „haben den Datenzugang – und machen das Geschäft“, heißt es bei den Österreichern. Aber auch: „Freier Zugang = freier Markt“. Denn die Dienstleistung kann der Anbieter der Daten, die Grundlage für die verbesserte Lösung sind, wieder für sich nutzen. Und so weiter. Der neue Geschäftsführer Erik Luntoft verantwortet ein spannendes Konzept.
Nutzer entwickeln für Nutzer
Beispiel für ein Geschäftsmodell im Werden: Carat verkündete auf diesjährigen Gesellschafter-Versammlung im Mai die Grundlage eines datenbasierten Geschäftsmodells. Dabei sollen via OBD-Dongle übermittelte Telematikdaten gebündelt, analysiert und Handel und Werkstatt zur Verfügung gestellt werden. Diese können daraus Dienstleistungen ableiten. Man wolle Nutzern beispielsweise per Smartphone-App Fahrzeugdaten mit Fehlerauslese, Online-Werkstatt-Terminbuchungen sowie Reparaturen zum Festpreis ermöglichen, hieß es.
Diese Vision verfolgt auch Caruso: So soll ein neutraler, offener und sicherer Datenmarktplatz geschaffen werden. Wie Carmunication sieht sich auch das Team um Alexander Haid als Gestalter einer neuen Form von Wertschöpfung. Das Angebot des im März 2017 gegründeten Unternehmens: Datenlieferanten könnten ihre Daten in einer geschützten und offenen Umgebung auf Basis eigener Geschäftsmodelle einer Vielzahl an Interessenten gleichzeitig anbieten. Datennutzer erhalten schnelleren und leichteren Zugang zu Daten verschiedener Anbieter und können so eigene Mobilitätsservices entwickeln oder verbessern. Das erinnert an das Zauberwort Schwarmintelligenz.
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Weiterentwicklung des Marktplatzes
Caruso zählt derzeit sechs Gesellschafter und mehrere Dutzend Partner. Erstere besitzen den Marktplatz und können gestalten, Letztere nutzen die Daten bzw. verkaufen ihren angehäuften Datenpool. Dazu Alexander Haid, Geschäftsführer der Caruso GmbH: „Jeder Partner kann entscheiden, ob er auch Gesellschafter werden will. In dieser Funktion hat er Mitspracherechte in Bezug auf das Business-Modell oder die strategischen Ziele.“
Auch das Unternehmen aus Ismaning bei München möchte den segregierten und unübersichtlichen Datenmarkt öffnen. Im Markt kommt diese Herangehensweise an. Der jüngste Gesellschafter, Software-Spezialist DVSE, bekundet Interesse: Laut Krunoslav Bagaric erhofft sich das Unternehmen mehr Möglichkeiten: „Wir sind überzeugt davon, dass wir Branchenlösungen benötigen, die Standards definieren und mit denen wir die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen können. Wir hoffen, dass möglichst viele Teilnehmer des Automotive Aftermarket unserem Beispiel, Standards zu unterstützen, folgen“, erklärte er. Martin Schachtner
Fotos: Carmunication; Caruso; Illustration: I. Statnik; Bild: Taiga/Fotolia
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