Möller Fahrzeugbau Leipzig:
Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte das Unternehmen Möller Fahrzeugbau, Leipzig, zwei Standbeine: Die im Namen enthaltene Produktion von Lkw-Aufbauten sowie die Instandsetzung mit Reparatur- und Wartungsarbeiten. Das war bevor im Jahre 2013 der Umzug des Unternehmenssitzes vollzogen wurde. Für den Neubau wollte Geschäftsführer und Inhaber Lutz Möller sein Angebot abrunden und seinen Kunden „den kompletten Service bieten.“ Somit kamen eine Lackiererei sowie eine Waschhalle mit zwei Arbeitsbahnen hinzu.
Ein kluger Schachzug. Das neue Gelände im Leipziger Stadtteil Heiterblick liegt nur 500 Meter von der Autobahn A14 entfernt und ist für die Nutzfahrzeug-Klientel deutlich besser zu erreichen als der vorherige Standort in der Görlitzer Straße. Das ist mit ein Grund, weshalb das neue Waschangebot so gut ankommt. Begonnen hat man 2013 mit einer Nutzfahrzeugwaschanlage des Herstellers WashTec. Möller wollte zunächst ausprobieren, wie das Angebot angenommen wird. Nach zwei Jahren hat man dann bereits nachgelegt und die Halle, die für zwei Lkw-Waschanlagen konzipiert ist, vollgemacht. „Jetzt läuft unser Waschbereich richtig effektiv. Wir betreiben die beiden Waschanlagen mit dem gleichen Personal, mit dem wir vorher eine betrieben haben“, freut sich Möller.
Ein weiterer Clou der neuen Waschhalle: Sie schwemmt quasi neue Kunden auf den Hof. Aufs Jahr gerechnet hat der Werkstattbereich laut Möller etwa zehn Prozent an Neukunden durch die Fahrzeugwäsche hinzugewonnen. Das ist ein Pfund. Und an dieser Stelle versteht man Möller genau richtig, wenn er sagt: „Es greift ineinander.“ Ja, die neuen Geschäftsbereiche sowie der klug gewählte Standort befruchten sich gegenseitig.
Lutz Möller führt seinen Betrieb in zweiter Generation. 1963 von seinem Vater als Ein-Mann-Unternehmen gegründet, hatte die Werkstatt im Wendejahr 1989 noch zehn Beschäftigte. Heute arbeiten 65 Mitarbeiter am Standort Leipzig und weitere 15 am Standort Lossa, der etwa 40 Kilometer nordöstlich von Leipzig liegt und 2002 hinzugekauft wurde. In Lossa werden ausschließlich Kranaufbauten und -reparaturen vollzogen. Nutzfahrzeuge instandzusetzen und aufzubauen war von Beginn an der Tätigkeitsschwerpunkt von Möller Fahrzeugbau. 1984 stieg der Sohn in den väterlichen Betrieb ein. Drei Jahre später legte er die Schmiedemeisterprüfung als jüngster Meister seines Jahrgangs ab – mit 22 Jahren. 1995 stieg er in die Geschäftsführung auf.
Vertretung für Hiab-Ladekrane
Heute werden 160 bis 220 Aufbauten pro Jahr gefertigt. Alles, was der Lkw so braucht: Pritschen, Curtainsider, Kipper, Kühler, Möbelkoffer. Ein wichtiger Umsatzbringer ist dabei die Vertragspartnerschaft mit Hiab. Für den schwedischen Hersteller von Ladekranen, Ladebordwänden und Mitnehmstaplern ist Möller Fahrzeugbau Service- und Vertriebspunkt. Außerdem hat man sich damit viel Spezialwissen in die Werkstatt geholt und seine Reichweite gesteigert. Heute macht der Instandsetzungsbereich etwa die Hälfte des Umsatzes aus, der Fahrzeugbau 40 Prozent und je fünf Prozent entfallen auf die neuen Geschäftsfelder Lackiererei und Fahrzeugwäsche.
Im Dezember 2015 haben die beiden neuen Waschanlagen gleich mal einen Rekord aufgestellt: Über 700 Nutzfahrzeugwäschen in einem Monat. Im Durchschnitt werden seit der Aufstockung auf zwei Waschanlagen pro Tag 30 bis 35 Wäschen durchgeführt. Drei geschulte Fahrzeugpfleger kümmern sich in Früh- und Spätschicht um die Reinigung der Fahrzeuge. Bevor sie bei Möller angefangen haben, waren sie bei anderen Unternehmen in der Pkw-Aufbereitung beschäftigt und besitzen somit das nötige Fachwissen.
„Es ist viel Handwäsche im Arbeitsprozess enthalten. Insbesondere bei der Außenreinigung von Tankfahrzeugen oder der Reinigung von Ladekranen macht das Portal nur den kleinsten Teil“, erläutert Möller. Die Handarbeit auf die Spitze treibt das Angebot der Innenreinigung des Fahrerhauses – ebenfalls eine Dienstleistung des Waschzentrums von Möller Fahrzeugbau.
Transporter eher selten zu Gast
Gereinigt werden in der Regel Lkw mit Aufbau oder Sattelauflieger. Hier sind insbesondere die stark verschmutzten Kipper-, Müllsammel- und Kurzholzaufbauten zu nennen, die oftmals eine zusätzliche Portion Reinigungschemie benötigen. Omnibusse zählen auch zum Kundenkreis, Transporter eher nicht. Zehn bis zwölf verschiedene Reiniger hält Möller für die unterschiedlichen Verschmutzungsgrade und -arten vor. Hier berät WashTec den Betrieb weiterhin, da es mit Auwa-Chemie einen eigenen Zweig für Waschchemikalien besitzt. Alle Fahrzeuge werden mit Hochdruckreinigern und Waschemulsionen vorbehandelt, um auf das gewünschte Resultat zu kommen. „Wir wollen effektiv und qualitativ hochwertig waschen“, formuliert der Chef die Ansprüche an seine Waschtruppe.
Dass das gelingt, zeigt der Zuspruch. Manche Kunden kommen einmal pro Woche, andere hingegen nur einmal pro Quartal. Das hänge sehr von den Leitbildern der jeweiligen Unternehmen ab, so Möller. Zu den Kunden zählen neben Transportunternehmen auch nah gelegene Vertragswerkstätten (Mercedes-Benz, MAN), Nutzfahrzeugvermieter (CharterWay) und auch die Stadtreinigung. Sie bezahlen zu 99 Prozent über Rechnung, das mache die Abrechnung für alle am einfachsten. Zwischen 10 und 65 Euro müssen die Kunden für die Nutzfahrzeugwäsche aufbringen, je nach Fahrzeuggröße und Verschmutzungsgrad sowie gewählten Extras. Für Großkunden gibt es Sonderpreise.
Terminwäsche kaum umsetzbar
Einige Kunden machen für die Wäsche einen Termin aus. Das vereinfacht die Planung, doch lässt es sich in der Praxis nicht immer umsetzen. „Wir haben mit Terminwäschen angefangen, das wird jedoch nur bedingt angenommen.“ Die meisten Unternehmen lassen dann waschen, wenn das Fahrzeug da und die nötige Zeit vorhanden ist, was in der Regel freitags der Fall ist. Deshalb wird das Personal in der Waschhalle an Freitagen von drei auf fünf Mitarbeiter aufgestockt, um den Durchsatz zu steigern.
Etwa 15 bis 30 Minuten dauert eine komplette Lkw-Wäsche. Damit die Fahrer diese Zeit so angenehm wie möglich verbringen können, hat Möller an der Stirnseite der Waschstraße ein kleines Bistro eröffnet. Das besteht aus zwei umgebauten Containern und bietet neben frischem Kaffee auch Speisen für Frühstück und Mittag. „Das wird genauso wie die dazugehörige Dusche dankbar angenommen“, verrät Möller.
Neben der Waschhalle und dem Bistro gibt es eine Werkstatthalle mit acht Arbeitsplätzen, eine separate Diagnosestrecke sowie eine Halle für den Fahrzeugbau mit vier bis sechs Arbeitsplätzen. Doch damit ist für Möller noch immer nicht Schluss: Bereits in Planung ist eine weitere Halle, in der der Fahrzeugbau allein untergebracht sein wird. Den Service für die Kunden gänzlich abrunden soll schließlich die geplante Betriebstankstelle. Die wird dann genauso wie die Waschhalle natürlich auch von den eigenen Fahrzeugen benutzt, denn Möller besitzt einen Fuhrpark, der stolze 23 Fahrzeuge umfasst. Von den Pannenfahrzeugen, meist Transporter, über Lkw und Sattelzugmaschinen ist bis auf Busse alles vertreten.
Technisch handelt es sich bei den WashTec-Nutzfahrzeugwaschanlagen um Drei-Bürsten-Portale. Sie verfügen über einen Sprühbogen sowie eine seitliche Hochdruckreinigung zur Vorwäsche. Die gewählte Sonderausstattung heißt:
Unterbodenwäsche. Diese habe sich bereits bezahlt gemacht, weil sie regelmäßig nachgefragt wird.
Kein Trinkwasser fürs Waschen
Besonders stolz ist Möller darauf, dass für die Waschanlagen kein Frischwasser verwendet wird und keine Chemikalien ins Abwasser geleitet werden müssen. Die kompletten 22.000 Quadratmeter des Grundstücks dienen als Auffangbecken für Regenwasser. Dieses wird in einem 45 Kubikmeter großen, unterirdisch installierten Tank aufgenommen. Zusammen mit dem aufbereiteten Wasser aus der Aufbereitungsanlage bildet die Wasserversorgung für die zwei Portalwaschanlagen ein geschlossenes System, das eben kein Trinkwasser verschwendet. Der Regen füllt nur das auf, was als sogenanntes Schleppwasser aus dem Kreislauf entweicht. Das ist das Wasser, das auf dem Fahrzeug verbleibt oder über den Boden verdunstet. Der Wasserspeicher ist so groß gewählt, dass auch mal regenarme Phasen durchgestanden werden können, versichert Möller.
Da so ein geschlossenes System pfleglich behandelt werden will, kann es unter Umständen auch passieren, dass Waschkunden abgelehnt werden. Das ist dann der Fall, wenn die Fahrzeuge zuvor mit Gefahrgut kontaminiertes Ladegut befördert haben. „Das Risiko, dass auf diesem Weg Bakterien in den Wassertank gelangen, die das Wasser umkippen lassen, ist einfach zu hoch“, er-klärt Möller. Denn ganz so simpel, wie es klingt, ist Waschen letztlich nicht. Man muss zum Beispiel regelmäßig den Leitwert des Waschwassers überprüfen. Dieser gibt den Salzgehalt an. Wenn man darauf nicht achtet, können weiße Flecken auf dunklem Lack zurückbleiben. Und das wäre dann nach Ansicht von Möller ein „katastrophales Waschergebnis“ – und demnach zu vermeiden.
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