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Technik von heute und morgen

Der Automobilzulieferer Valeo hat auf einem Pressetag am Hockenheimring seine neuesten Entwicklungen gezeigt. Viele davon werden auch in Nutzfahrzeugen Einzug halten.

Nahe Zukunft: Bildschirme ersetzen den Blick in den Außenspiegel. | Bilder: T. Pietsch
Nahe Zukunft: Bildschirme ersetzen den Blick in den Außenspiegel. | Bilder: T. Pietsch
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Thomas Pietsch

Nein, Valeo ist mit Sicherheit kein Kleiner. Wer den weltweit agierenden Automobilzulieferer bisher nicht so auf dem Schirm hatte, der sollte jetzt aufhorchen: Rund um den Globus beschäftigt das französische Unternehmen mit Sitz in Paris knapp 80.000 Mitarbeiter und unterhält 16 Forschungszentren, 34 Entwicklungszentren sowie 122 Produktionsstätten. In Deutschland arbeiten an 13 Standorten etwa 4.600 Menschen für Valeo. Komponenten, integrierte Systeme und Module für Pkw und Nutzfahrzeuge sind das Geschäft des Zulieferers – in der Erstausrüstung und im Aftermarket.

Unterschiedlichste Bereiche


Mitte November hatte Valeo auf den Hockenheimring geladen, um seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu präsentieren. Und die hat es in sich, denn das Unternehmen ist auf den unterschiedlichsten Feldern aktiv: von Scheinwerfern über Scheibenwischer zu Assistenz- und Kamerasystemen bis hin zu Motorenkomponenten. Ein Teil der vorgestellten Technik ist bereits in die Serienproduktion einiger Hersteller eingeflossen. Andere Entwicklungen brauchen entweder noch etwas Zeit oder es fehlen die gesetzlichen Rahmenbedingen.

Letzteres trifft auf das System „Sightstream“ zu. Das ist quasi ein digitaler Rückspiegel, bei dem die großen Rückspiegel durch kleine Kameras ersetzt werden. Auf Displays in der Fahrerkabine werden dann die rückwärtigen Bilder angezeigt. Das System ist technisch ausgereift und umsetzbar, doch es fehlt derzeit noch die Gesetzesgrundlage, um derartige Kamera-Rückspiegel einzubauen. Ende 2016 beziehungsweise Anfang 2017 könnte es aber so weit sein. Die Bürokraten in der EU sind gerade dabei die betreffenden Grundlagen zu schaffen.

Hauptvorteil des digitalen Rückspiegels ist: Er verbessert die Aerodynamik des Fahrzeugs. Das macht ihn auch sehr interessant für Lkw- und Bushersteller, sind doch gerade bei den großen Fahrzeugen die Rückspiegel echte Windfänger. Womit wir beim zweiten Vorteil sind: Reduzierung der Windgeräusche. Außerdem lassen sich auch Fahrerassistenzfunktionen in den Sightstream einbetten und ihre Informationen im Bildschirm darstellen, beispielsweise eine Totwinkel-Erkennung sowie eine Unterstützung beim Spurwechsel oder Überholen. Bei der kurzen Probefahrt auf dem Hockenheimring waren zwei Display in räumlicher Nähe zum bestehenden Außenspiegel montiert. Das erleichterte die Umstellung, was die Bewegungsgewohnheiten während der Fahrt betrifft.
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Spritzdüsen braucht man nicht mehr


Keiner Umstellung seitens des Fahrers bedarf die Innovation „AquaBlade“. Dabei handelt es sich um ein Wischersystem, bei dem die Waschflüssigkeit direkt aus dem Wischer kommt. Die separaten Spritzdüsen können somit wegfallen. Die Reinigungsflüssigkeit wird durch kleine Öffnungen über die gesamte Länge direkt vor dem Wischerblatt aufgebracht. Die exakte Position des Wischers wird dabei durch Sensoren überwacht, sodass die Flüssigkeit genau zum richtigen Zeitpunkt aufgespritzt und sofort weggewischt wird.

Das soll die benötigte Flüssigkeitsmenge halbieren. Und im Gegensatz zu herkömmlichen Düsenwaschsystemen, bei denen die Flüssigkeit über weite Teile auf der Windschutzscheibe verteilt wird, ist die Sicht des Fahrers nicht mehr kurzzeitig eingeschränkt. AquaBlade ist frostbeständig und funktioniert mit handelsüblichen Scheibenwaschflüssigkeiten. Das neuartige Wischersystem ist bereits in Nutzfahrzeugen erhältlich. Seit 2012 setzt Evobus auf diese neue Technik von Valeo. Als Reaktion auf die immer strengeren Emissionsgrenzwerte greifen Fahrzeughersteller auf das Motor-Downsizing zurück, um den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren. Die direkt eingespritzten Dieselmotoren mit Turbolader setzen allerdings auf einen Antrieb durch den Abgasstrom, um die allgemeine Leistung zu steigern, wodurch sich gleichzeitig die Ansprechzeit verschlechtert und ein sogenanntes Turboloch entsteht.

Supercharger reagiert schnell

Valeo ist nach eigener Darstellung der erste Automobilzulieferer, der ein Portfolio elektrischer Kompressoren mit direktem Ansprechverhalten anbietet. Im Gegensatz zum Turbolader arbeitet der elektrische Kompressor unabhängig vom Luftkreislauf. Angetrieben wird er von einem Elektromotor, der eine sogenannte geschaltete Reluktanz- Technologie integriert und sehr schnell reagiert (innerhalb von 250 Millisekunden). So sorgt der elektrische Kompressor für ein direktes Drehmoment und verhindert das Turboloch.

Im Nutzfahrzeugbereich und hier wohl in erster Instanz bei Transportern kann der sogenannte Supercharger dazu eingesetzt werden, die Trägheit bei langen Übersetzungen zu überwinden. Außerdem kann der elektrische Kompressor mit Energierückgewinnungssystem von Valeo gekoppelt werden und somit den Einspareffekt erhöhen. Zwei weitere Innovationen werden wohl zunächst dem Pkw-Bereich vorbehalten bleiben, sollten sie es in die Serie schaffen. Aber erwähnenswert sind sie trotzdem. Da wäre zum einen eine Eye-Tracking-Kamera, die eingesetzt werden kann um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu überwachen. Zum anderen kann sie, und das ist der Clou daran, bestimmte Funktionen aktivieren. Der Fahrer muss die Bedienelemente im Kombiinstrument oder auf der Instrumententafel nur noch anschauen, um sie zu aktivieren. Auch ein Zusammenspiel mit Head-up-Display ist denkbar.

Die zweite Neuheit ist eine Weiterentwicklung und betrifft das Einparken. Valeo hat mit „Park4U Remote“ seine Einparkhilfe entwickelt. Automatisches Einparken wird damit Realität. Das System lässt sich aus dem Auto heraus oder per Smartphone außerhalb des Autos aktivieren. Bei der ersten „Park4U“-Generation behielt der Fahrer noch die Kontrolle, indem er Pedale und Schaltung betätigt. Thomas Pietsch

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Seite | Rubrik Nfz-Technik
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