Hebebühne oder Radgreifer? Arbeitsgrube von Nussbaum: Zeitersparnis für Nfz-Werkstätten: Unterflur-Techniker
Die Arbeitsgrube ist nach wie vor die Infrastruktur der Wahl für Betreiber von Nfz-Werkstätten. Die Gründe sind vielschichtig: Teils hängt die Entscheidung für Unterflurbereiche bei der Sanierung beziehungsweise dem Umbau bestehender Werkstätten von der Gebäudehöhe ab. Ist die Raumhöhe zu niedrig, empfiehlt sich die Anschaffung von Hebebühne oder Radgreifer eher nicht. Bei der Neukonzeption einer Werkstatt kommt auch der Aspekt der Zeitersparnis zum Tragen. Selbst ein kompletter Sattelzug rollt über die Grube und die Mechatroniker können umgehend mit der Arbeit beginnen. Auch bezüglich Sicherheit und Komfort gibt es Vorteile: Hebebühnen verfügen heutzutage zwar über umfangreiche Sicherheitssysteme, dennoch ist ein plötzliches Absacken nicht unmöglich. Im Gegenzug muss man in der Werkstatt mit Arbeitsgruben natürlich die Augen stets offen halten, damit man nicht stürzt. Um derartige Unfälle zu verhindern, gründete Hans Balzer 1982 sein Unternehmen und vertrieb zuerst elektromotorische Abdeckungen für Montagegruben.
Seinen Wurzeln ist das Unternehmen aus Memmingen treu geblieben, wenngleich sich das Produktportfolio erweitert hat: Bereits zwei Jahre später kamen Montagegruben dazu. Den Angaben der Balzer GmbH & Co. KG zufolge aufgrund eines folgenreichen Messebesuchs. Um als Aussteller die eigenen Lösungen im Bereich Abdeckung zu präsentieren, benötigte das Unternehmen auch eine darunter liegende Grube. Die produzierten die Schwaben kurzerhand selbst. Bei den Kunden kam die Lösung gut an.
Seit 1993 gibt es Montagegruben in Füllkammerbauweise. Neben einer besseren Statik verfügen die modernsten Gruben so über einen doppelten Schutz vor Flüssigkeiten. Die Umweltgrube ist in dieser Hinsicht das aktuellste Produkt aus dem Hause Balzer. Die Lösung verfügt über zwei Stahlwände, die mit Beton verfüllt sind und das Eindringen von Medien aus dem Boden ebenso verhindern wie das Austreten von Flüssigkeiten. Balzer nennt die Technologie einen Beitrag zur „abwasserfreien Werkstatt“. „Viele Kunden fragen in diesem Zusammenhang nach der Entsorgung des anfallenden und kontaminierten Abwassers“, erklärt Geschäftsführer Tobias Jäger. Da es sich insbesondere im Winter, wenn in den Radkästen befindliches Schmelzwasser zu Boden tropft, um ein Wasser-Öl-Gemisch handelt, sei besondere Sorgfalt geboten. „Die Umweltgrube nimmt das Fahrzeug in der kompletten Breite auf, fängt damit das gesamte Tropfwasser auf und führt es einer den behördlichen Anforderungen entsprechenden Entsorgung zu.“
Full-Service-Dienste
Auf Wunsch liefert Balzer die Unterflurtechnik inklusive der notwendigen Werkstattausrüstung. Laut Tobias Jäger schnürt das Unternehmen für die Kunden komplette Pakete: „Wir liefern auch sämtliches Zubehör, das in und um die Montagegrube herum benötigt wird. Darunter fallen die notwendigen Versorgungsanschlüsse für Strom und Druckluft, aber auch die Beleuchtung sowie Entsorgungsleitungen. Darüber hinaus können Werkstätten Teile der Werkstattausrüstung, etwa Grubenheber oder Bremsenprüfstände über uns beziehen.“ An zwei Standorten beschäftigt Balzer 60 Mitarbeiter. Zudem arbeiten die Memminger mit Partnern im europäischen Ausland zusammen: In Österreich hat der Anbieter Supanz die Balzer-Produkte und Dienstleistungen in das eigene Programm aufgenommen. Auf der Aftermarketmesse Autozum in Salzburg war Balzer auf dem Messestand des Partners vertreten. In der Schweiz übernimmt die Safia Garage und Industriebedarf AG den Vertrieb.
„Für uns beginnt der Kundenservice mit einem ersten, gerne auch persönlichen Gespräch zur Beratung und zieht sich durch den gesamten Projektablauf von der Planung bis hin zur Lieferung und Installation der Fertigteilmontagegruben. Wir möchten spezielle Wünsche und Anforderungen unserer Kunden aufnehmen, ausarbeiten und entsprechend umsetzen. Zu unserem Service zählt anschließend selbstverständlich auch der Aftersales-Bereich, welcher mit eigenem Servicepersonal abgedeckt wird", erklärt Tobias Jäger. Der Manager leitet Balzer gemeinsam mit Stephanie Courage.
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Von sechs bis zu 45 Metern
Zu den Kunden zählen kleine Werkstätten, aber auch große Betriebe. Viele ÖPNV-Unternehmen setzen auf Balzer-Technik. Hinzu kommen Prüfdienstleister sowie Flughafenbetreiber. Ein derartiges Spektrum bedarf individueller Lösungen: Den Angaben zufolge können die Grubenlänge dabei von sechs Metern bis 40 Metern schwanken. In Skandinavien fahren beispielsweise längere Fahrzeuge als in Deutschland. Schließlich ist im Norden der so genannte Gigaliner weit verbreitet. Lange Werkstatthallen mit entsprechenden Gruben sind auch in Verkehrsunternehmen gefragt: Auch in Einrichtungen der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) befindet sich eine 45 Meter lange Balzer-Grube. Auch in die eigene Nachbarschaft liefert Balzer: Der Anhänger- und Aufliegerhersteller Goldhofer ist ebenso in Besitz einer 40-Meter-Grube.
Offen ist man bei Balzer ebenso gegenüber speziellen Kundenwünschen – auch an speziellen Orten: So gebe es auch Sonderlieferungen in höchste Höhen und in den Untergrund: Die Mechatroniker des Bergbahnunternehmens im schweizerischen Veysonnaz (in der Nähe von Sion im französischsprachigen Wallis) warten und reparieren ihre Pistenbullies über Gruben aus Memmingen. Und da auch Untertage-Fahrzeuge zur Wartung und zum Service ihre Stollen nicht verlassen, gehören Minengesellschaften oder die Betreiber des atomaren Endlagers in Morsleben ebenfalls zur Kundschaft, wie Tobias Jäger verrät. Unterhalb von 400 Metern unter dem Meeresspiegel bauten die Allgäuer eine insgesamt 24 Meter lange Montagegrube in ein 100 Jahre altes Kali- und Steinsalzbergwerk in Sachsen-Anhalt. Dabei mussten laut Tobias Jäger besondere Einbaubedingungen berücksichtigt werden: Der Schachtaufzug hatte ein begrenztes Fassungsvermögen, mit der Folge, dass das Fertigbauteil in acht Einzelteile á drei Meter zerlegt werden und unter Tage wieder zusammengesetzt wurden. Martin Schachtner
Foto: Balzer; M.Schachtner
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