Gemischte Bilanz
Der Gesamtverband der TÜV-Prüforganisationen gibt alle zwei Jahre den sogenannten TÜV-Report Nutzfahrzeuge heraus. Hier kann man sich einzelne Modelle herausgreifen und nach Alter und Mängelart begutachten. In der „kleinen Klasse“ der Stadtlieferwagen besticht der „Citroen Berlingo“ alias „Peugeot Partner“ (Baumuster ab 2008) durch solide Langzeitqualität. Lenkung, Hinterachse, Bremsen und Beleuchtung zeigten sich standhaft, Mängel gab’s bei Motor, Abgasreinigungssystem und Auspuff. Doch selbst von den älteren Modellen mit bis zu zehn Jahren auf dem Buckel und im Schnitt 127.000 Kilometern Laufleistung gehen vierzig Prozent ohne Mängel durch den TÜV.
Auch der „Mercedes Vito“ zeigt sich selbst im Alter solide (das bestätigen auch die Erhebungen der Dekra): Nach zehn Jahren und relativ hohen Kilometerleistungen erwiesen sich immer noch 42 Prozent der schwäbischen Kompaktvans, die im spanischen Vitoria gefertigt werden, als mängelfrei. Lediglich die labile Hinterachse, poröse Bremsschläuche sowie bereits in jungen Jahren Undichtigkeiten am Motor fielen auf. Kein Wunder, dass letzteres Problem auch den größeren Bruder „Sprinter“ quält, wird er doch vom baugleichen 2,1-Liter-CDI-Motor angetrieben. Außerdem quälen den als ersten Transporter überhaupt optional in Euro 6 mit SCR-Kat erhältlichen Bestseller laut TÜV-Prüfern fehlerhafte Abgasreinigungssysteme. In Anbetracht seines Status als „Laufleistungskönig“ – im Durchschnitt sind es nach zehn Jahren 170.000 Kilometer – schlägt sich der Sprinter allerdings auch bei den TÜVPrüfungen sehr achtbar.
Ducatos fahren viel
Hohe Laufleistungen, davon kann auch der „Fiat Ducato“ ein Lied singen, der – anders als bei den Dekra-Untersuchungen – beim TÜV hinter seine bis auf den mittelstarken Motor baugleichen Wettbewerber „Peugeot Boxer“ und „Citroen Jumper“ zurückfällt. Schon bei der ersten Begegnung lasen die TÜV-Prüfer im Schnitt 66.000 Kilometer von den Ducato-Tachos ab. Schlechte Wartung im Verein mit Schwächen an Motor, Bremsen und Abgasanlage sowie Lenkungsspiel verwehren dem Trio allerdings beim TÜV die Plätze auf dem Podium – das verhält sich analog zum Dekra-Ergebnis. Mit den Jahren liegt allerdings der Citroen Jumper am schlechtesten: Nach zehn Jahren Laufzeit wird 43 Prozent der Fahrzeuge wegen erheblicher Mängel die Weiterfahrt verwehrt, der schlechteste Wert bei den 3,5-Tonnern.
Labile Hinterachse beim „Daily“
Mau schaut es auch ausgerechnet beim „Iveco Daily“ aus, dessen Hersteller den Van mit dem singulären Leiterrahmenkonzept stets als besonders robust und widerstandsfähig preist: Bereits nach zwei Jahren bestehen nur 65 Prozent anstandslos den Check der TÜV-Prüfer, nach zehn Jahren sinkt diese Quote gar auf 34 Prozent. Wobei der gern auf Langstrecken geschickte Daily dann auch im Schnitt 167.000 Kilometer runtergespult hat. Nur die labile Hinterachse wird von den Prüfern oft bemängelt, im Alter auch Rost. Wohl aus gutem Grund fokussierten die Iveco- Ingenieure bei der Vorstellung des futuristisch gestylten Nachfolgers auf gravierende Fortschritte in Sachen Qualität.
Bei TÜV und Dekra schneidet der Ford Transit nur mäßig ab, bei dem tatsächlich Rost im Alter ein großes Thema ist – schon die erste Hauptuntersuchung absolvieren nur 30 Prozent ohne Mängel. Unauffällig in dieser Klasse liegt der „Renault Master“ – baugleich und mängelähnlich dem „Opel Movano“ – bei dem nach zehn Jahren immerhin noch 35 Prozent ohne Mängel durchgehen. Vom Marktführer Sprinter ist man in der Dauerhaltbarkeit also noch ein gutes Stück entfernt. []Noch besser als der Sprinter liegt allerdings der bis auf den Antriebsstrang baugleiche, seit zwei Jahren ebenfalls in Euro 6 erhältliche VW Crafter, der sogar eine Bestmarke nach acht Jahren setzt: Knapp die Hälfte der Fahrzeuge geht hier noch ohne Mängel durch die Prüfung, wobei die im Auftrag bei Mercedes gefertigten Hannoveraner dann erst 130.000 Kilometer auf dem Buckel haben, weit weniger als viele Wettbewerber. Und kleiner Trost für Daimler: Auch der VW-Motor, seit 2010 der recht sparsame 2,0-l-TDI aus dem VW-Konzernbaukasten, wird öfter beanstandet. Besser meistert selbiges Aggregat die gleichwohl gewichtsmäßig geringeren Belastungen im Klassenbestseller bei den Kompakten, dem VW Transporter. Der führt, wie bei der Verkaufsstatistik, auch hier das Feld weit vorneweg an: 46,3 Prozent gehen nach zehn Jahren beim TÜV ohne Mängel durch. Womit der T5 bei den „Blauen“ deutlich besser liegt als bei den „Grünen“.
Und wenn man schon in der VW-Familie ist: Die Dekra-Ergebnisse bestätigt auch der gleichwohl relativ junge Pickup VW Amarok: Knapp 86 Prozent absolvieren die erste Hauptuntersuchung mängelfrei, damit deutlich mehr als der Durchschnitt bei den Transportern. Ins sehr ordentliche Familienbild fügt sich schließlich auch der Kleinste prächtig: Der VW Caddy setzt sich bei den TÜV-Untersuchungen mit einer Mängelfreiheitsquote von 48 Prozent nach zehn Jahren und im Schnitt 130.000 Kilometern anders als im Dekra- Ranking vor die Konkurrenz aus Frankreich.
240.000 Transporter überprüft
Die Ergebnisse der Sachverständigenorganisation Dekra decken sich größtenteils mit den Auswertungen der blauen Prüfkonkurrenz vom TÜV. In ihrem jüngsten Gebrauchtwagenreport hat die Dekra zahlreiche leichte Nutzfahrzeuge in der Statistik ausgewiesen: Bei den Transportern speist sich die detaillierte Statistik aus den Daten von gut 240.000 untersuchten Fahrzeugen, bei den Kleintransportern schöpfen die Dekra-Spezialisten aus einem Datenfundus von 472.000 Untersuchungen.
Interessant die Aussagen für die höheren Laufleistungen (100.000-150.000 Kilometer): Hier setzt sich bei der Dekra in der Transporterklasse der VW Crafter (ab 2006) an die Spitze, knapp gefolgt vom Mercedes Sprinter (ab 2006) und dem Fiat Ducato (ab 2006). Die weiteren Top-Ten-Plätze besetzen in dieser Kategorie: 4. Ford Transit (ab 2006), 5. Peugeot Boxer, 6. Citroen Jumper (beide ab 2006), 7. Iveco Daily (ab 2006), 8. Renault Master (ab 1998), 9. Opel Movano (ab 1998), 10. Ford Transit (ab 2000). Bei den Transportern der City- und Kompaktklasse fällt auf, dass sich unabhängig von der Laufleistung Mercedes Vito (ab 2003) sowie Skoda Roomster (ab 2006) durchgehend auf Platz 2 und 3 der Mängelstatistik behaupten. Eher enttäuschend platziert ist der in dieser Klasse klare Marktführer, der VW Transporter (ab 2003): Er rangiert bei hohen Laufleistungen auf Platz 5, bei mittleren auf Platz 7 und bei niedrigen Laufleistungen auf Platz 6. Trost für VW: Bei niedrigen Laufleistungen setzt sich der gleichwohl relativ junge Pickup Amarok (ab 2010) an die Spitze und bei höheren Laufleistungen reicht es immerhin für den ordentlichen Platz 4 beim Caddy (ab 2003). Der muss sich in dieser Kategorie allerdings ausgerechnet dem direkten, allerdings jüngeren Klassenkonkurrenten Citroen Berlingo (ab 2008) geschlagen geben, der sich bei hohen Laufleistungen am besten hält. In der Kategorie hoher Laufleistungen stellt sich das Ranking so dar: 1. Citroen Berlingo, 2. Mercedes-Benz Vito, 3. Skoda Roomster, 4. VW Caddy, 5. VW Transporter, 6. Renault Kangoo (ab 2007), 7. Nissan Navara (ab 2005), 8. Renault Trafic (ab 2001), 9. Fiat Scudo (ab 2006), 10. Mercedes-Benz Vaneo (ab 2001).
Mehr Mängel als bei schweren Lkw
Fazit: Grün oder blau, in der Gesamtbilanz der Transporterklasse sind sie sich ziemlich einig: In der Jugend noch unproblematisch, lassen Vans im Allgemeinen und einige insbesondere im Alter im Verhältnis zu den größeren Lkw stärker nach. Wobei die Umstände des Einsatzes hierzu beitragen: Laufleistungen wie ein Lkw, viel Stop-and-Go und weniger gründliche Wartung zehren schnell an der Substanz. Grund für manche der Hersteller, sich vor allem dem Thema Langzeitqualität zu widmen. Denn nicht zuletzt ist Nachhaltigkeit auch eine Frage der Haltbarkeit.
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