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Aktueller Stand bei Elektro-Nutzfahrzeugen

Wie steht es um die Elektromobilität bei Nutzfahrzeugen? Je nach Fahrzeugtyp: Bei schweren und leichten Lkw wurden die Bemühungen nahezu eingestellt, Hybrid-Stadtbusse werden erprobt und Lieferwagen in Serie produziert.

High Voltage Inside: Hier dürfen nur Mechaniker mit Zusatzausbildung „Hochvolttechniker“ ran. Foto: Daimler
High Voltage Inside: Hier dürfen nur Mechaniker mit Zusatzausbildung „Hochvolttechniker“ ran. Foto: Daimler
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Thomas Pietsch

Fangen wir unsere Bilanz zum Thema Elektrifizierung von Nutzfahrzeugantrieben doch mit etwas Positivem an. Es gibt reihenweise Leute, auch Experten befinden sich darunter, die der Meinung sind, dass dem Elektroantrieb die Zukunft gehört. Egal, welche Motorjournalisten man fragt, die einhellige Meinung lautet: „Das wird kommen“. Es fragt sich nur, wann. Fakt ist, die Euphorie in Sachen Elektromobilität ist der Nüchternheit gewichen. Gewerbetreibende, Transportunternehmen, Busunternehmen und Kommunen stehen vor dem gleichen Problem: Aufgrund der massiv gesunkenen Dieselpreise rechnen sich Elektro- oder Hybridfahrzeuge aktuell nicht. Auch gibt es keine Anreize seitens des Gesetzgebers, seien es Förderprogramme zur Anschaffung oder Einfahrrestriktionen in den Ballungsgebieten. In den Werkstätten trifft man heutzutage auf Mechatroniker mit Hochvoltschulung nur, wenn Stadtbusse im Fuhrpark fahren oder viele leichte Nutzfahrzeuge, in erster Linie Lieferwagen, repariert werden.

Abwartende Haltung der Hersteller

Aus heutiger Sicht kann man von einer Delle sprechen, die der Aufschwung mit der Elektromobilität in Deutschland erlebt. Bei den Nutzfahrzeugherstellern dominiert eine abwartende Haltung. Die Vorstellung des Marktführers in der kompakten Transporterklasse im Juni belegte es: Für den „T6“ hat Volkswagen zum Marktstart keinen elektrifizierten Antrieb vorgesehen. Auf Nachfragen antworteten die Verantwortlichen in etwa so: Wir haben die Technologie in der Pipeline, arbeiten auch weiter daran, warten aber auf ein besseres Umfeld zur Markteinführung.

Auch der zweite große deutsche Autobauer Daimler hat seine Entwicklungen in diesem Bereich auf ein nicht mehr wahrnehmbares Maß zurückgefahren. Die Entwicklungen am Verteiler- Lkw „Atego Hybrid“, Europas erstem serienmäßigen Lkw mit Hybridantrieb, sind praktisch genauso eingestellt worden wie beim Transporter „Vito Electric“. Und das beim selbsternannten Technologieführer, der aber derzeit lieber auf das Thema automatisiertes Fahren setzt, Stichwort Future Truck. Allein mit seiner Marke Mitsubishi Fuso ist Daimler in Deutschland mit einem Hybrid- Klein-Lkw noch am Start, dem „Canter“. Der wurde gerade auch als reiner „E-Cell“ in Portugal erfolgreich getestet. Außerdem gibt es weiterhin das Hybrid-Engagement im Bereich Stadtbusse, das aber auch seit zwei Jahren keine Erfolgsmeldung mehr produziert hat.

Verschiedene Feigenblätter

Ähnlich verhält es sich bei anderen Lkw- Herstellern. MAN erprobt seine Stadtbusse in verschiedenen Kommunen, aber alle sonstigen Errungenschaften im Lkw-Bereich liegen brach. DAF’s Feigenblatt heißt „LF Hybrid“ und bei Iveco konzentriert man sich auf den Elektro- „Daily“. Neuigkeiten zum „Eurocargo Hybrid“: Fehlanzeige. Einzig bei Volvo Trucks hat man den Eindruck, dass der Konzern immer noch voll hinter der Elektrifizierung steht. Neben den Hybrid- Stadtbussen gibt es auch einen „FE Hybrid“. Das ist ein schwerer Verteiler mit bis zu 26 Tonnen Gesamtgewicht. Dieser wird bei verschiedenen Kommunen als Müllsammler erprobt.

Im Lkw-Bereich hat sich nach dem ersten Hype, in dem vor allem die technische Machbarkeit von Hybridantrieben nachgewiesen wurde, die Erkenntnis durchgesetzt, dass, solange es sich wirtschaftlich für die Fahrzeughalter nicht rechnet, kein zusätzliches Geld in die Hand genommen wird. Denn die Technik ist teuer. Schaut man zum Beispiel auf den 3,5-Tonner Daily von Iveco, so kostet der reine Elektroantrieb etwa das Dreifache eines normalen Dieselantriebs. Und je größer das Gesamtgewicht, desto schwieriger wird es, genug Batterien an Bord zu haben, um rein elektrisch fahren zu können. Und desto teurer wird es natürlich. Deshalb behalfen sich die Hersteller zunächst mit Hybrid-Lkw, doch auch diese Technik ist aufwendig: zwei Antriebe, Batterien, zusätzliche Steuerung.

Pkw-nahe E-Lieferwagen

Bleiben nur noch die ganz kleinen Nutzfahrzeuge. Denn bis auf den genannten Daily beschränkt sich das Angebot der Hersteller bisher auf Lieferwagen. Deren Einsatzszenario im alleinigen Elektrobetrieb ist klar umrissen: reiner Stadtverkehr. Denn dann ist die Reichweite, die bei den meisten Modellen zwischen 130 und 170 Kilometern liegt, weniger relevant. Ein aktueller Vergleichstest unserer Schwesterzeitung Transport hat gezeigt, dass die Modelle „Renault Kangoo Z.E.“, „Peugeot Partner Electric“ und „Nissan eNV200“ im Stadtverkehr 100 Prozent alltagstauglich sind. Vorausgesetzt, man hat eine geeignete Möglichkeit der Aufladung. Auch preislich liegt das Delta zwischen Elektro-Van und Diesel-Van nicht so hoch, dass eine Anschaffung vollkommen utopisch wäre. Trotzdem bleibt die Nachfrage aus. Angebote deutscher Automobilhersteller sucht man in diesem Segment übrigens vergebens.

Positiv zu vermelden ist aber die Initiative des Fahrzeugbauers Orten, eines Spezialisten unter anderem für Getränkeaufbauten. Das Unternehmen hat kürzlich bekanntgegeben, einen europaweiten Vertrieb für umgerüstete Elektro-Lkw aufzubauen. Es sei wirtschaftlich sinnvoller, dafür gebrauchte, aber gut erhaltene Lkw herzunehmen, hieß es seitens Orten. Was dieses Beispiel auch zeigt: Es gibt sie, die Leute, die an die elektrische Zukunft auch in Nutzfahrzeugen glauben und darin investieren. Im Pkw-Bereich gilt hier ja die Marke Tesla als Vorreiter.

Fazit: Was heißt das alles für Nutzfahrzeugwerkstätten? Für reine Lkw-Werkstätten wird sich so schnell nichts ändern. Auch im Bereich Reisebusse sieht die elektrifizierte Zukunft derzeit mau aus. Hochvolttechniker werden in erster Linie bei reinen Stadtbusfuhrparks, also städtischen Werkstätten, oder bei Pkw-Werkstätten mit einem hohen Lieferwagen/Transporteranteil erforderlich werden.

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Bild: Sonic Equipment

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