Werbung
Werbung

Wiederaufbereiten ist Kernkompetenz

Im Interview spricht Dr. Stephan Weng, Geschäftsführer bei Knorr-Bremse für den Bereich Aftermarkt, über den Ausbau der Teileaufbereitung und die Aktivitäten von Alltrucks.

Bild: T. Pietsch
Bild: T. Pietsch
Werbung
Werbung
Thomas Pietsch

Im Interview spricht Dr. Stephan Weng, Geschäftsführer bei Knorr- Bremse für den Bereich Aftermarkt, über den Ausbau der Teileaufbereitung und die Aktivitäten von Alltrucks.

PROFI Werkstatt: Herr Dr. Weng, Knorr-Bremse ist in die Green Directory der Automechanika 2014 aufgenommen worden. Es geht um „Remanufacturing von pneumatischen Bremssystemkomponenten“. Um welche Teile handelt es sich denn im Einzelnen?
Dr. Stephan Weng: Wir wollen unseren Kunden künftig ein breites Remanufacturing-Portfolio anbieten, um den Marktanforderungen hinsichtlich zeitwertgerechter Reparatur gerecht zu werden. Seit 2013 haben wir hierzu einen eigenen Bereich an unserem Hauptsitz in München geschaffen, welcher sich um die Umsetzung und die Weiterentwicklung des Remanufacturing-Portfolios kümmert. Aktuell sind wir dabei die notwendigen Machbarkeitsstudien auf Komponentenebene für den Großteil unseres Portfolios durchzuführen. Das komplette Teileprogramm, das wir bis 2018 wiederaufbereiten wollen, wird voraussichtlich 30 bis 40 verschiedene Produktgruppen betreffen.

Gab es denn davor schon Remanufacturing- Teile von der Knorr-Bremse?
Ja, momentan haben wir bereits ein breites Spektrum an wiederaufbereiteten Kompressoren, elektronischer Luftaufbereitung (EAC), sowie EBS-Modulatoren. Das EBS Trailer-Control-Modul wird die Erweiterung des Angebots sein, welche wir auf der Automechanika vorstellen werden.

Führt die Wiederaufbereitung ein Dienstleister für Sie durch oder machen Sie das selbst?
Das Sammeln der Altteile, das Demontieren, die Reinigung, die Wiederaufbereitung der Einzelteile und der anschließende End-Of-Line-Test sind alles Prozessschritte die wir in unserer Kernkompetenz verankert haben. Deshalb führen wir all diese Schritte selbst durch.

Was wird in dem Werk hauptsächlich hergestellt?

Wir führen den Großteil unserer Remanufacturing- Aktivitäten in einem unserer europäischen Werke durch, in dem wir unter anderem Filterpatronen, Bremszylinder und viele andere Komponenten herstellen.
[]
Wie kommen Sie eigentlich an die Teile, die Sie aufbereiten wollen?

Durch konsequente Rückführung. Wir beaufschlagen ein Pfand auf unsere Produkte, die wir im Nachmarkt verkaufen und holen somit Altteile konsequent ins Unternehmen zurück.

Bleibt die Frage: Wieso lohnt sich dieser Aufwand?
Es gibt verschiedene Aspekte zu berücksichtigen: Da ist zum einen der ökologische Aspekt. Eine konsequente Wiederaufbereitung von Teilen verhindert die Vernichtung von wertvollen Rohmaterialien. Ein anderer Aspekt ist der, dass die Eigentümer von älteren Fahrzeugen die Möglichkeit einer zeitwertgerechten Reparatur fordern, welche wir mit dem Remanufacturing-Angebot bieten.

Unterscheiden sich denn die aufbereiteten Teile sehr von den Neuteilen?

Wir verkaufen Genuine-Quality, heißt übersetzt: Original-Teilequalität. Dies bedeutet auch, dass wir für unser Remanufacturing-Angebot ebenfalls auf Genuine Remanufacturing setzen. Dies bedingt, dass wir die identischen Montagelinien, den identischen End-Of-Line-Test bei den wiederaufbereiteten Produkten verwenden, welchen wir sonst auch für die OE-Produktion verwenden.

Wie viel günstiger bekommt der Werkstattkunde das aufbereitete Teil im Vergleich zum neuen Aftermarkt-Teil?
Unser Ziel ist es, die Remanufacturing-Produkte in einem Korridor zwischen 10 und 20 Prozent günstiger als das neue Original-Produkt anbieten zu können.

Nur um mal eine Idee zu erhalten: Wie viele verschiedene Ersatzteil-Positionen vertreiben Sie denn?
Knorr-Bremse hat um die 10.000 Teile im Nachmarkt-Angebot.

…wow. Das ist eine Menge…
…ja, deshalb arbeiten wir auch kontinuierlich an Rationalisierungsstudien, das heißt, wie können wir Teile so gestalten, dass der Handel mit einer Komponente mehrere Varianten abdecken kann?

Können Sie einschätzen, wie viel des Ersatzgeschäfts an Ihren Knorr-Bremse-Systemen nicht von Ihnen bedient wird?
Das ist schwierig zu sagen und valide Zahlen dazu existieren nicht. Aber was wir feststellen ist, dass das Angebot an Zweitqualitäten aus Asien und aus einigen Ländern Ost- und Südosteuropas in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Hierbei steht häufig der kurzfristige Einkaufspreisvorteil bei der Kaufentscheidung der Endkunden im Vordergrund, jedoch leider nicht die Kosten des gesamten Produktlebenszyklus und oftmals auch nicht die Produktqualität.

Es ist jetzt rund ein Jahr her, dass Knorr-Bremse gemeinsam mit ZF und Bosch das Werkstattkonzept Alltrucks ins Leben gerufen hat. Wo steht das Gemeinschaftsunternehmen heute?

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten das Servicekonzept vervollständigt, sodass wir nun ein breites Angebot für die Alltrucks Werkstätten haben. Das betrifft unter anderem das Trainingskonzept und das komplette Diagnoseangebot. Zugegeben hat das doch länger gedauert als ursprünglich veranschlagt, aber jetzt sind wir on track. Alltrucks schafft es zunehmend, dieses Konzept mit Leben zu füllen. Der Zusammenschluss der drei führenden Hersteller im Rahmen von Alltrucks wird sehr positiv gesehen – und die Partnerwerkstätten sind begeistert.

Wie viele Partnerwerkstätten sind es denn aktuell?

Ziel für dieses Jahr sind über 100 Werkstätten und das werden wir auch erreichen.
[]
Hat die Gründung von Alltrucks Auswirkungen auf Ihr bestehendes Service-Partner-Konzept?
Nein, das sind zwei unterschiedliche Konzepte, die wir parallel weiterführen. Das Knorr-Service- Center-Konzept ist ein sogenanntes Detail-Konzept. Das heißt wir sind eine Ergänzung zu einem bestehenden Full-Service-Werkstattkonzept, sei es bei markengebundenen oder freien Werkstätten. Man kann sich bewerben, um Partner von Knorr-Bremse zu werden. Diese Werkstätten erhalten dann von uns Unterstützungsleistungen wie technische Hotline, Internetportal, Trainings und den Zugang zu unserem Diagnosesystem ‚NEO‘. Auf der anderen Seite steht Alltrucks. Das ist ein markenübergreifendes Full-Service- Konzept. Was Alltrucks auszeichnet ist, dass man dort die Servicedienstleistungen, die die drei Partner einzeln anbieten, aus einer Hand bekommt. Es gibt natürlich auch kleinere Werkstätten, die aufgrund ihrer Struktur sich nicht zu einer Full- Service-Werkstatt entwickeln lassen. Deshalb brauchen wir auch weiterhin ein Detail-Konzept.

Welchen Stellenwert hat der Aftermarkt innerhalb des Konzerns?

Der Aftermarkt hat einen sehr hohen Stellenwert. Einfach vor dem Hintergrund, dass man die Verfügbarkeit der Ersatzteile sicherstellen muss. Das ist sehr wichtig für die Kundenzufriedenheit. Der Anteil liegt bei mehr als 25 Prozent des Gesamtumsatzes.

Wie hoch ist die Fertigungstiefe von Knorr- Bremse für Systeme der Erstausrüstung und für die Produkte im Aftermarkt?
Wir haben einen Materialanteil von rund 55 Prozent und bearbeiten etwa drei Viertel aller Aluminium- und Graugussteile selbst. Sprich: Die eigene Wertschöpfung ist relativ hoch. Wir sind kein reiner Assembler, der die Teile einfach nur zusammenbaut. Die Teile, die wir für den Nachmarkt produzieren, kommen nahezu alle aus unseren eigenen Fertigungseinrichtungen. Vor diesem Hintergrund stehen wir aber vor dem Problem, dass wir auch für sehr alte Produktpopulationen in unseren Werken Fertigungslinien vorhalten müssen.

Herr Dr. Weng, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Thomas Pietsch.

Weiter mit dem Artikel geht es nach der Werbung:

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel Wiederaufbereiten ist Kernkompetenz
Seite | Rubrik Automechanika 2014
Werbung
Werbung