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Auf der Suche nach Perspektiven

Geeignete Auszubildende bleiben auch künftig für Werkstätten ein knappes Gut. Eine aktuelle Studie gibt Hinweise, wie Ausbildungsbetriebe dem Azubimangel begegnen können.

Bewerber für Ausbildungsplätze treten heute deutlich selbstbewusster auf als in der Vergangenheit. | C. Harttmann
Bewerber für Ausbildungsplätze treten heute deutlich selbstbewusster auf als in der Vergangenheit. | C. Harttmann
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Thomas Pietsch

In vielen Regionen und für zahlreiche Ausbildungsgänge wird die Suche nach geeigneten Azubis immer schwieriger, das gilt besonders für gewerblich-technische Berufsbilder. Die Folge: Ausbildende Werkstätten müssen stärker als bisher die Vorstellungen und Erwartungen von potenziellen Azubis in den Blick nehmen und auf die veränderte Situation beim Arbeitskräfteangebot reagieren, wenn sie im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter von morgen nicht zurückbleiben möchten.

Um aktuellen Trends in der Gewinnung von Auszubildenden auf den Grund zu gehen, hat der Ausbildungsspezialist U-form Testsysteme 2014 online 810 Azubis und Azubi-Bewerber sowie 559 Ausbildungsverantwortliche befragt. Die Studie „Azubi-Recruitingtrends 2014“ zeigt, dass die Bittsteller-Bewerber von einst selbstbewusster geworden sind. 69 Prozent der befragten Azubis sehen sich „auf Augenhöhe“ mit den Ausbildungsbetrieben. Viele Azubis bekommen mittlerweile mehrere Ausbildungsverträge parallel angeboten, immerhin 42 Prozent der Befragten. Rund sieben Prozent von ihnen haben schon einmal einen Vertrag unterschrieben und ihn dann nicht angetreten. Das ist noch eine kleine Minderheit, aber bei weiterer Verknappung des Angebots in einigen Ausbildungsberufen könnte dieser Trend zunehmen und es auch in Werkstätten häufiger heißen: „Unser Azubi kommt nicht.“

Das Problem der Vertragstreue ist unter anderem in der langen Zeit begründet, die zwischen der Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag und dem Antritt der Ausbildung vergeht. Unserer Studie zufolge ist das aktuell im Durchschnitt mindestens ein halbes Jahr, zum Teil vergeht aber deutlich mehr, für viele zu viel Zeit. Azubis wünschen sich in dieser Phase des Wartens durchaus Kontakt zum künftigen Ausbildungsbetrieb. Viele Betriebe kommen schon heute diesem Wunsch entgegen, etwa indem sie die angehenden Azubis zu Betriebsfeiern einladen, Glückwunschkarten zum Geburtstag verschicken oder bei entsprechender Zahl neuer Azubis Infoveranstaltungen vor dem Beginn der Ausbildung organisieren. Das sind durchaus gute Ansätze, die die Neigung zum Absprung verringern. Möglich wäre auch, künftigen Azubis in der Übergangsphase bezahlte Ferienjobs anzubieten und so die Bindung an den Betrieb zu stärken.
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Attraktivität und „Jobsicherheit“

Mehr als die Hälfte der befragten Azubis sieht den Beruf als etwas, das Spaß und Erfüllung bringen sowie möglichst mit den eigenen Wertvorstellungen in Einklang stehen sollte. Sie achten also stark auf den Sinn ihrer Arbeit – und legen großen Wert auf ein gutes Betriebsklima. Ausbildungsbetriebe, die darauf eingehen, machen Punkte bei Bewerbern. Welche Geschichten aus Ihrer Werkstatt gibt es dazu?

Azubi-Bewerber richten den Blick dabei weit über das Ausbildungsende hinaus, das sollten ausbildende Werkstätten in ihrer Kommunikation berücksichtigen. Unsere Studie zeigt: Angehende Azubis interessieren sich stark für Übernahmechancen, Jobsicherheit sowie Vergütungs- und Weiterbildungsperspektiven nach der Ausbildung. Sie zeigt auch, dass diese Aspekte der Attraktivität von Ausbildungsbetrieben von Azubi-Bewerbern deutlich stärker gewichtet werden als in der aktuellen Azubi-Kommunikation von Ausbildungsbetrieben. Das heißt, dass Ausbildungsbetriebe ihre Bewerber hier besser abholen könnten. Wenn Sie regelmäßig ihre Azubis bei guten Leistungen übernehmen, sollten Sie das möglichen Bewerbern unbedingt mitteilen.

Aber auch Betriebe, die das nicht können, haben Bewerbern etwas zu bieten: „Jobsicherheit“ hat nämlich noch eine andere Facette. Welche Perspektiven bietet etwa eine Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker im Hinblick auf attraktive Arbeitsinhalte, Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten? Wenn Ihre Azubis nach dem Ausbildungsende ihren Weg machen können, sich ihnen interessante Möglichkeiten (etwa als selbstständige Meister) bieten und sie dabei auch noch gut verdienen, sollten Sie das in der Azubi-Kommunikation zum Thema machen.

Website muss, Facebook kann

Auf welchen Kanälen sollte diese Kommunikation stattfinden? Die Antwort auf diese Frage muss sich vor allem nach den Kommunikationsgewohnheiten angehender Azubis richten (siehe Grafik). Diese nutzen aktuell für die Suche nach Ausbildungsangeboten besonders intensiv Karriere- und Ausbildungsseiten der Unternehmen im Internet, Angebote der Bundesagentur für Arbeit sowie Ratschläge von Eltern und Lehrern.
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Social Media-Angebote wie Facebook spielen hier kaum eine Rolle. Schon die Azubi-Recruitingtrends- Studie des Vorjahres wies auf die vergleichsweise geringe Bedeutung von Facebook & Co. für das Thema Ausbildung hin, dieses Ergebnis hat sich 2014 bestätigt. Als Gründe für die geringe Nutzung gaben die befragten Azubis 2014 vor allem an, dass sie im Zusammenhang mit der Ausbildungssuche noch nie über Facebook nachgedacht haben oder dass ihnen das Netzwerk zu „unseriös“ beziehungsweise zu „persönlich“ sei. Doch auch die Ausbildungsbetriebe selbst bewerben ihre Angebote kaum über Social Media. Die gezielte Ansprache von Auszubildenden über Facebook spielt aktuell also kaum eine Rolle und kann Ausbildungsbetrieben derzeit auch erst dann empfohlen werden, wenn Sie ansonsten im Internet ihre Hausaufgaben gemacht haben – in Form von Ausbildungsseiten im Rahmen des Internetauftritts des Unternehmens.

Werkstätten mit einem kontinuierlichen Bedarf an mehreren Auszubildenden sollten daher ernsthaft über solche Seiten nachdenken, sie aktuell halten und dort möglichst die eigenen Azubis zu Wort kommen lassen. Solche Seiten sind zudem eine prima Projektaufgabe für die eigenen Azubis, die häufig ein besonderes Faible fürs Internet mitbringen. Werkstätten sollten auch Eltern und Lehrer gezielt ansprechen, die erheblich auf die Berufswahl von Schülern Einfluss nehmen, zum Beispiel durch Schulkooperationen oder Tage der offenen Tür für Eltern.

Umgang mit Bewerbern

Zum Aufbau eines guten Rufs als Ausbildungsbetrieb gehört auch der Umgang mit Bewerbern. Wie eine Werkstatt mit ihren Azubi-Bewerbern umgeht, spricht sich herum. Ihr Verhalten gegenüber den Bewerbern muss deshalb halten, was die hübsch gestaltete Website oder das Azubi- Werbeplakat im Stadion des lokalen Fußballclubs versprechen.

Die in der Studie befragten Azubi-Bewerber machen vor allem Mängel im Antwortverhalten der Betriebe aus. Oft erhalten Auszubildende erst sehr spät oder gar nicht Antwort auf ihre Bewerbungen, das sollten Betriebe unbedingt vermeiden. Bei größerem Bewerberaufkommen helfen Bewerbermanagement-Systeme dabei, dass niemand vergessen wird.

Auch der Umgang mit abgelehnten Bewerbern ist wichtig, denn sie nehmen auf den guten Ruf der Werkstatt Einfluss. Idealerweise erzählen sie nach der Absage solche oder ähnliche Geschichten: „Das war ein sehr netter Betrieb mit tollen Arbeitsbedingungen, aber leider haben die mich nicht genommen.“ Deshalb sollten Absageschreiben entsprechend freundlich und wertschätzend formuliert sein. Überhaupt ist es eine gute Idee, dass sich die Verantwortlichen in Werkstätten bei allem, was sie tun, in die Lage der Azubi-Bewerber versetzen. Azubis möchten Ihnen auf Augenhöhe begegnen. Dazu passt ein wertschätzendes Verhalten Ihrerseits. Finden Bewerbungsgespräche zum Beispiel tatsächlich so statt, dass sich die Bewerber als geschätzte Gäste fühlen? Oft sind es die kleinen Dinge wie das herzliche Willkommen, das freundliche Gespräch oder die frisch servierten Getränke und Brötchen, die das entscheidende Signal aussenden: „Ihr seid für uns keine Bittsteller, sondern geschätzte Gesprächspartner.“

Die Studie Azubi-Recruitingtrends 2014 können Ausbildungsverantwortliche per E-Mail (info@ uforme.de) bestellen. Betreff: Azubi-Recruitingtrends.

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