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Achsen und Bremsen: Sie werden (noch) leichter

Gewichtsreduzierung ist weiterhin das Topthema bei den Herstellern von Achsen und Bremsen. Weitere spannende Trends, die auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover zu sehen waren, sind die Elektrifizierung sowie hydraulische Zusatzantriebe.

Die Jost-Gruppe ­vertreibt die Mercedes-­Achsen nun unter ­eigenem Namen. | Fotos: BPW, Haldex, Jost-Gruppe, SAF-Holland
Die Jost-Gruppe ­vertreibt die Mercedes-­Achsen nun unter ­eigenem Namen. | Fotos: BPW, Haldex, Jost-Gruppe, SAF-Holland
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Thomas Pietsch

Von den vielen Neuerungen, die die BPW-Gruppe auf der Messe IAA Nutzfahrzeuge gezeigt hat, wollen wir uns eine etwas genauer ansehen: „eSolutions“. Zusammengefasst unter diesem Begriff wurde von BPW Bergische Achsen eine elektronische Achse sowie ein System für die Energierückgewinnung am Trailer vorgestellt. „Die Elektrifizierung ist ein Megatrend, der jetzt die gesamte Fahrzeug- und Logistikbranche bewegt. Jenseits des Hypes setzen wir auf die Entwicklung praxisorientierter Innovationen, die Fahrzeugbetreibern und Fahrzeugherstellern handfeste wirtschaftliche Vorteile bieten“, so Michael Pfeiffer, persönlich haftender geschäftsführender Gesellschafter von BPW.

Sein Unternehmen hat ein System für die Energierückgewinnung am Trailer mittels Radnabengeneratoren entwickelt. Diese eigneten sich besonders für die Energieversorgung von Kühlfahrzeugen, da bereits bei der Ausrüstung einer Achse mit zwei „ePower“-Radnabengeneratoren genug Energie beim Bremsvorgang erzeugt wird, um den Kühlkoffer zu betreiben. Damit verringert sich der Dieselverbrauch. ePower ist, selbst mit zusätzlicher Batterie zur Zwischenspeicherung der Energie, im Vergleich zur Kühlung mittels eines Dieselaggregates gewichtsneutral. Das System ist autark und kann an bestehende Achskonzepte montiert werden.

Ein weiteres Konzept von BPW heißt „eTransport“. Es ist eine neue elektrische Achse, die speziell für Hersteller von Verteilerfahrzeugen entwickelt wurde. Achse, elektrischer Antrieb und Energiespeicherung bilden bei eTransport ein System, das sich in verschiedene Fahrzeugmodelle integrieren lässt. Der Antrieb ist emissionsfrei, rekuperiert die Bremsenergie und verbessert die Manövrierfähigkeit des Transporters, indem er die Lenkung aktiv unterstützt. Das ist vor allem im Bereich der City-Logistik von Vorteil. Das System ist für die Erfüllung einer typischen Tagesmission im innerstädtischen Verteilerverkehr mit Reserven für weitere Einsätze ausgelegt. Die Aufladung sei über Nacht in wenigen Stunden möglich. Beide Innovationen befinden sich derzeit zu ersten Erprobungen in Versuchsfahrzeugen.

Das zuletzt aufgrund verschiedener Übernahmeangebote durch SAF, ZF und Knorr-Bremse in die Schlagzeilen geratene Unternehmen Haldex hat auch einige interessante Produkte mit nach Hannover gebracht. Das Modell „DBT 22 MD“ für Lkw und Busse feierte seine Weltpremiere auf der Nutzfahrzeugshow. Es hat ein maximales Bremsmoment von 25 kNm und wiegt dabei nur 34 Kilogramm mit Bremsbelägen.

Die Bremse „DBT 22 LT ModulT“ für Trailer und Anhänger wurde in einer überarbeiteten Version vorgestellt. Sie wurde dünner und wiegt jetzt weniger als 30 Kilogramm mit Bremsbelägen, was nach Aussage von Haldex definitiv die leichteste 22,5“-Scheibenbremse für Trailer auf dem Markt sei.

Luftfederaggregate erleichtert

SAF-Holland hat auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016 zwei neue, besonders leichte Luftfederaggregate vorgestellt, die den Fokus auf Gewichtsoptimierung legen. Daneben wurde die „SAF Trak“-Achse live demonstriert. Sie unterstützt mit einem hydraulisch angetriebenen Motor die Zugmaschine an Steigungen und bei schwierigem Untergrund. SAF positioniert die angetriebene Achse als wirtschaftliche Alternative zur Allrad-Zugmaschine. Optimiert ist SAF Trak für Trailer im Neun-Tonnen-Standard­bereich, die auf und abseits befestigter Straßen unterwegs sind, vor allem für Sattelkipper und Schubbodenfahrzeuge im Baustellen- oder Deponiebereich. Wird der Hilfsantrieb benötigt, aktiviert der Fahrer ihn per Knopfdruck in der Kabine. Das System erkennt automatisch die Fahrtrichtung und schaltet sich beim Bremsen oder wenn eine vorgegebene Geschwindigkeit überschritten wird von selbst in den Stand-by-Modus.

Die „Intra Light“ ist eine Luftfederung für den Onroad-­Einsatz in Curtainsidern. Sie spart nach Angaben von SAF-Holland rund 20 Kilogramm pro Achse – im Trio somit 60 Kilogramm. Das reduzierte Gewicht ermöglicht der topologieoptimierte Scheibenbremssattel „SBS 2220 H1“ in Verbindung mit der neuen, geschlitzten Bremsscheibe für 22,5“-Bereifung, dem optimierten Achsrohr und der neuen Luftfederdämpfung „SAF Air Damping“. Diese Luftfederung kommt ohne übliche Stoßdämpfer aus.


„Intra CD Light“ ist ein gewichtsoptimiertes Luftfederaggregat für die Anwendung im Offroad-Bereich. „Das Fahrwerk wurde ebenfalls am Bremssattel und an der Bremsscheibe optimiert. Dadurch sparen wir elf Kilogramm pro Achse oder 33 Kilogramm im Trio ein“, sagte Dr. Stefan Wallmeier, Vice President Engineering Europe.

Neue Scheibenbremsen-Generation
Auch bei den Neuerungen von Knorr-Bremse geht es ums Gewicht. „Synact“ heißt die neue Scheibenbremsen-Generation für schwere Nutzfahrzeuge, die der Hersteller auf der IAA vorgestellt hat. Die Mechanik von Synact (zusammengesetzt aus Synergie und Aktuation) ist so ausgelegt, dass das Lüftspiel zuverlässig in einem engen Toleranzband gehalten wird sowie die Innenmechanik leichtgängig und optimal übersetzt ist. Der Sattel wurde leichter und trotzdem steifer und ermöglicht, dass ein Bremsmoment von 30 kN auch bei lang andauernden Bremsvorgängen gehalten werden kann.
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Synact ist laut Knorr-Bremse die neue Basisbremse für eine zukünftig weitergehende Vernetzung von Mechanik und Elektronik. Neben der Mechatronisierung bislang rein mechanischer Funktionen ist eine sensorische Zustandsüberwachung des kompletten Wheelend angedacht. Das Bremsmoment steigt um elf Prozent, gleichzeitig sinkt das Gewicht um rund zehn Prozent. Durch ihr besonderes Design verformt sich die Scheibe bei extremen Temperaturen weniger stark, bekommt weniger Hitzerisse und sorgt für eine gleichmäßigere Ausnutzung der Reibmasse der Beläge.

Zum 1. Januar 2015 hatte die Jost Achsen Systeme GmbH sämtliche Aktivitäten der Mercedes-Benz TrailerAxleSystems übernommen. Seither fertigt und vertreibt das Unternehmen der Jost-Gruppe die „DCA“-Trailerachsen „engineered by Mercedes-Benz“, seit August 2016 auch unter dem Markennamen Jost. Das Produktprogramm umfasst scheibengebremste Anhänger- sowie Sattelaufliegerachsen für Standard-, Mega-, und Huckepack-Anwendungen sowie Lenkachsen. Jost-Trailerachsen zeichnen sich insbesondere durch ihren einzigartigen Kompaktachskörper aus, welcher der DCA-Baureihe ihren Namen verleiht: Durable Compact Axle – deren Achskörper kombiniert Achsrohr, Längslenker, Bremsflansch und Achszapfen in einer Einheit.

Nach der Übernahme der DCA-Trailerachsen von Mercedes-Benz im vergangenen Jahr hat Jost nun auch die Produktion und den Vertrieb aller Original-Ersatzteile übernommen. Damit sind erstmals Original-Ersatzteile auch für die vor 2015 hergestellten Mercedes-Benz-Trailerachsen bei allen Jost-Servicepartnern sowie als Original-Jost-Ersatzteil im unabhängigen Teilehandel verfügbar.

Elektronische Feststellbremse
Der Bremsenspezialist Brembo hat ein neues Konzept eines schwimmend gelagerten Zwei-Kolben-Bremssattels auf der IAA präsentiert. Es ermögliche laut Brembo eine Gewichtsreduzierung von 15 Prozent im Vergleich zu den derzeit am Markt erhältlichen Produkten – bei gleicher Leistung. Dieses Ziel konnte durch die Verwendung von zwei verschiedenen Materialien erreicht werden: Sphäroguss und Aluminium.

Ein weiteres Produkthighlight war die elek­tromechanische Feststellbremse. Sie macht einen Hebel in der Kabine zum Betätigen der Feststellbremse überflüssig, diese wird einfach durch Drücken einer Taste aktiviert. Der Wechsel von der manuellen zur elektromechanischen Feststellbremse verringert die Anzahl der Bestandteile der Bremsanlage und soll die Leistung und die Sicherheit erhöhen. Thomas Pietsch

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